Bundesverdienstkreuz für Dr. Jürgen Wilbert
| Kultur
Dr. Jürgen Wilbert hat sich im Jan-Wellem-Saal des Rathauses für die Auszeichnung bedankt. Dabei zitierte er den polnischen Autor Stanisław Jerzy Lec (1909-1963), der ihn in seiner Jugend mit dem Aphorismus in Berührung brachte: "Wer den Lorbeerkranz annimmt, verrät das Format seines Kopfes."
Auszug aus der Vorschlagsbegründung:
Herr Dr. Wilbert ist verheiratet und war bis zur Pensionierung als Leiter des Kulturamtes der Stadt Hattingen tätig.
Herr Dr. Wilbert veranstaltete das erste Aphoristiker-Treffen zusammen mit Herrn Dr. Friedemann Spicker im Jahr 2004 als Forum für den Austausch von Freundinnen und Freunden dieser Prosa-Gattung. Gemeinsam organisierten sie weitere Aktivitäten und Vorhaben für Aphoristiker, Autoren und Fachleute.
Die Aphoristiker-Treffen finden seitdem alle zwei Jahre in Hattingen statt – zu jeweils speziellen Leitthemen. Herr Dr. Wilbert schaffte es mit seinem rein ehrenamtlichen Engagement ein umfangreiches Archiv für diese Gattung in den Räumen des Stadtmuseums Hattingen aufzubauen.
Schon 2005 begründete er zusammen mit Herrn Dr. Spicker das Deutsche Aphorismus-Archiv (DAphA) und sorgte dank guter Vernetzung dafür, dass die Aktivitäten des Archivs auch weit über die Grenzen der Stadt Hattingen hinaus bekannt wurden und sich viele Anhänger dieser kleinsten Literaturgattung fanden.
Herr Dr. Wilbert und Herr Dr. Spicker entwickelten mit viel Einsatz umfangreiche Publikationen, wie etwa "Der Aphorismus in Westfalen", der unmittelbar einen Nachfolger zum Thema "Der Aphorismus im Rheinland" nach sich zog und schließlich 2021 in der Neuerscheinung "Der Aphorismus in Europa" mündete.
Neben den regelmäßig veranstalteten und bis heute stattfindenden Aphoristiker-Treffen organisierten die beiden auch Aphorismen-Wettbewerbe, die ihrerseits zu weiteren Publikationen geführt haben. Denn der europaweite Aphoristiker-Wettbewerb wird mit einer dotierten Preisverleihung verbunden – erster Preis ist der sogenannte "Hattinger Igel" – und der Publikation der prämierten Aphorismen in Buchform.
Durch die Gründung des Fördervereins Deutsches Aphorismus-Archiv im Jahr 2005 mit inzwischen rund 100 Mitgliedern aus allen Teilen Deutschlands sowie aus Österreich, der Schweiz, Luxemburg, Slowenien und vielen Literaturfreunden unter anderem in Polen, England und Italien ist Hattingen auch dort als Sitz des Deutschen Aphorismus-Archivs bekannt geworden. Dr. Jürgen Wilbert ist 1. Vorsitzender des Vereins und hat vorrangig die Ideen und Aktivitäten des Fördervereins erfolgreich realisiert.
Durch den Verein als Träger wurde der Aufbau der Aphorismusbibliothek ermöglicht. Nach und nach entstand eine Sammlung mit Autorinnen und Autoren, die Aphorismen schreiben und Bücher, die sich mit dem Thema "Aphorismus" literaturwissenschaftlich auseinandersetzen.
Die Bibliothek enthält auch ein Archiv für ungedruckte Materialien, und eine entsprechende Datenbank wurde entwickelt. Die Bibliothek ist eine Präsenzbibliothek. Sie sammelt Originalbände, Gesamtausgaben mit aphoristischem Anteil und gebundene Kopien von nicht erhältlichen Exemplaren samt der zugehörigen Forschungsliteratur.
Mehrere hundert Autoren sind hier erfasst. Sie verfügt bisher über ca. 3.500 bibliothekarische Einheiten. Die unselbstständige Literatur ist in mehr als 50 Ordnern erfasst. Mittlerweile ist diese Sammlung aus Platzgründen seit wenigen Jahren ein Teil der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf geworden.
Herr Dr. Wilbert veranstaltet jährlich wissenschaftliche Tagungen zur Aphorismusforschung, deren Ergebnisse ebenfalls als Tagungsbände publiziert werden, des Weiteren die jährliche "DAphA-Depesche" sowie ein Quiz.
Angefangen von der Sponsorensuche, dem Einwerben von Spenden, den Vorbereitungen für Veranstaltungen, Wettbewerben und Lesungen, über die Leitung und Auswertung, die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern im Leistungskurs Deutsch in Schulen in Hattingen bis zu Publikationen und ihrer Herausgabe – Dr. Jürgen Wilbert war und ist stets aktiv.
Die kulturellen Verdienste von Herrn Dr. Wilbert und Herrn Dr. Spicker sind auch deshalb besonders beeindruckend, weil sie über all die Jahre nicht nur ehrenamtlich erfolgen, sondern ihr gemeinsames Engagement in Absprache stets reibungslos im Team funktioniert: Wenn der Eine nicht verfügbar war, übernahm der Andere die nicht aufzuschiebenden Aufgaben des jeweils anderen in großer Selbstverständlichkeit.