Urban Art: Künstler gestalten die Unterführung am Bahnhof Bilk
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Fahrgästen erspart der Haltepunkt frühere Umwege über den Hauptbahnhof. Sie können nun direkt vom Bahnhof Bilk aus in die Bahnen der Wehrhahn-Linie umsteigen. Mit dem Umbau des benachbarten Ludwig-Hammers-Platzes hatte die Landeshauptstadt Düsseldorf auch das direkte Umfeld des Bahnhofs im Blick. Dort war das Ziel, den Radverkehr ebenso wie die Fußgänger auf neuen und breiteren Wegen sicherer an diesem Verkehrsknoten mit insgesamt sechs angrenzenden Straßen zu führen. Der Umbau wurde im Juli abgeschlossen.
Bislang liefen die Menschen in der Bahnhofsunterführung an einer tristen und verschmierten Wand entlang. Seit ein paar Tagen nun sind dort Düsseldorfer und internationale Künstler aktiv. "Mit dem Urban-Art-Projekt schaffen wir hier eine kleine Galerie im öffentlichen Raum und werten diesen auf", sagt Mobilitätsdezernent Jochen Kral. Schließlich soll die künstlerisch gestaltete Wand am Verkehrsknotenpunkt Bilk künftig Passanten einen viel besseren ersten Eindruck vom Bahnhofsumfeld in Bilk vermitteln.
Bevor die Künstler die Granitverkleidung der Wand bespielen konnten, mussten viele Dinge geklärt und vorbereitet werden. So gehört das Brückenbauwerk der Deutschen Bahn AG, in diesem Zusammenhang galt es einen Gestattungsvertrag abzuschließen. "Schließlich muss die Deutsche Bahn AG an dem Brückenbauwerk an sensiblen Stellen jederzeit Sichtprüfungen durchführen können", erläutert Holger Odenthal, stellvertretender Leiter im Amt für Verkehrsmanagement. Die Grundreinigung der Wand und der Säulen wurde durch die Awista vorgenommen, Aufkleber und Plakate entfernt und Schäden an der Wand beseitigt.
Nach Abschluss der künstlerischen Arbeiten - geplant Ende August - soll die Straßenbeleuchtung in der Brückendecke erneuert werden. Die neue Beleuchtung wird die gestaltete Wand optimal ausleuchten.
Gegenwärtig wird die Kunst im öffentlichen Raum täglich sichtbarer. Das nehmen insbesondere die Mitglieder der Bezirksvertretung 3, die für Bilk zuständig sind, erfreut zur Kenntnis. Denn aus dem Bezirksetat stellten die Bezirkspolitiker insgesamt 84.000 Euro für die Vorbereitung und die Gestaltung am Regionalhalt Bilk zur Verfügung. "Neben der Wand werden auch die gegenüber stehenden zwölf Brückensäulen mit Kunst verschönert, wie schon zuvor die sechs Säulen auf der Seite des Bahnhofseingangs", sagt Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf und ergänzt: "Ich bin mir sicher, dass wir mit dem Projekt einen großen Zuspruch der Öffentlichkeit erfahren werden."
Das Konzept zur Urban Art in Bilk hatte Klaus Rosskothen, der die Urban Art Galerie "Pretty Portal" führt, in der Bezirksvertretung 3 vorgestellt. Als ein Inititator und künstlerischer Leiter des Projektes hat er sich eng mit dem Amt für Verkehrsmanagement, das formal Auftraggeber ist, abgestimmt. Zu seiner Idee gehört nicht nur die Gestaltung der Wand durch unterschiedliche Künstler. Zudem soll auch am Aufgang zum Supermarkt entlang der Brücke an der Seitenwand eine kleine "Hall of Fame" entstehen. Auch sie soll kuratiert - folglich legal - immer wieder neu von Künstlern genutzt werden können.
Folgende Künstler gestalten in der Unterführung am Bahnhof Bilk noch bis Sonntag, 14. August, Wände und Säulen:
L.E.T.: Er ist ein aus Frankreich stammender Stencil-Artist. Das Kürzel L.E.T. wird als Les Enfants Terribles aufgeschlüsselt. Er gehört zu den Street Artists der ersten Stunde. Seit 1992 ist er auf der Straße aktiv und prägt das Bild mancher Städte, unter anderem das seiner heutigen Heimatstadt Düsseldorf.
SKIO: Er malte seine ersten Wandbilder 1993 in der Region Nizza. Nach einer Zeit des Experimentierens mit Typografie und Graffiti fand er bald zu eher figurativen Bildwelten. In seiner neusten Werkserie "Human in the City" hinterfragt SKIO die Situation des Menschen in einer modernen Welt und ihrer bedrückenden Anonymität.
Marc. C. Woehr: Wie jeder Street-Art-Künstler begann er in der 1980er Jahren mit einfachen Schriftzügen, dann folgten große, sich über mehrere Meter erstreckende Bilder. Doch irgendwann merkte er, dass ihm das hektische (weil verbotene) Arbeiten bei Nacht im Außenraum nicht mehr ausreichte. Er wollte stärker kompositorisch arbeiten und beschloss, ein Atelier zu beziehen und die rauen Außenmauern gegen klassische Leinwände einzutauschen.
Roman Klonek: Der 1969 in Kattowitz, in Polen, geborene Künstler studierte in den frühen 90ern visuelle Kommunikation an der Fachhochschule Düsseldorf. Erfahrungen hat er nicht nur im ungewöhnlichen Charakter-Design, sondern auch als Gründer einer non-profit-Galerie (Galerie Revolver) in Düsseldorf, als Gastprofessor in Mainz und als Dozent für Druckgrafik an der Fachhochschule Würzburg.
Alexis "Bust" Stephens: Schon früh entdeckte er (Jahrgang 1983) sein Talent für den Tanz und die Malerei und begann seine künstlerische Reise in die urbane Kultur. Beim Experimentieren mit verschiedenen Maltechniken knüpfte Alexis bald Kontakt zur großen Pariser Streetart- und Graffiti-Szene. Von Anfang an entschied er, dass er Tanz und Malerei in seinem künstlerischen Stil, seinen Motiven und seiner Performance verbinden wollte.
Théo Lopez: Er ist eins der besonderen Talente der französischen Urban Contemporary Szene. Er wurde 1989 in einer Pariser Vorstadt geboren, wo er nach wie vor lebt und arbeitet. In seinen Bildern gleiten Linien über die Leinwände. Sie folgen imaginären Freiformen, schwingen im harmonischen Rhythmus, nehmen gerade Wege um plötzlich ihre Richtung zu ändern.
Die Säulen werden von den Künstlern. Oliver "MAGIC" Räke (Düsseldorf), TopNotch und Demon (beide Essen) gestaltet. Sie alle haben ihre Wurzeln im Graffiti und sind seit den 80ern oder 90er Jahren aktiv. Sie genießen alle drei internationalen Ruf.