Zum Tod von Dieter Forte
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Der bedeutende Autor Dieter Forte ist am 22. April im Alter von 83 Jahren in Basel gestorben. Der Schriftsteller wurde am 14. Juni 1935 in der Landeshauptstadt Düsseldorf geboren und wuchs in Düsseldorf-Oberbilk auf. Er setzte dem Stadtteil in seiner Roman-Trilogie "Das Haus auf meinen Schultern" ein bleibendes Denkmal. Seit 2005 ist Dieter Forte Namenspatron einer Düsseldorfer Gesamtschule. Forte war damit eine der überaus seltenen Persönlichkeiten, die schon zu Lebzeiten auf diese Weise ausgezeichnet wurden. Ein Teil seiner Manuskripte, die er bereits im Jahr 2002 der Stadt Düsseldorf übergab, wird im Heinrich-Heine-Institut bewahrt. Immer wieder finden dort Sonderausstellungen, Vorträge und Lesungen zu dem Schriftsteller und seinem Werk statt.
Oberbürgermeister Thomas Geisel: "Ich bin traurig über den Tod von Dieter Forte. Obwohl er schon lange in Basel lebte, hat er auch in seiner Heimatstadt Düsseldorf bleibende Spuren hinterlassen - nicht zuletzt trägt eine Gesamtschule seinen Namen. Wir verlieren mit ihm nicht nur einen weithin bekannten und ausgezeichneten Autoren, sondern einen Kritiker, der unserer Gesellschaft immer wieder den Spiegel vorhielt."
Zu Dieter Forte
Nach einer kaufmännischen Ausbildung hospitierte Dieter Forte am Düsseldorfer Schauspielhaus unter Karl-Heinz Stroux und arbeitete 1962/63 als Regieassistent und Lektor in der Fernsehabteilung des NDR in Hamburg. Danach kehrte er nach Düsseldorf zurück, wo er bis 1970 als freier Schriftsteller lebte.
Er wurde zunächst als Dramatiker sehr bekannt, insbesondere durch sein 1970 in Basel uraufgeführtes Theaterstück "Martin Luther & Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung". Das Stück erschütterte die evangelische Welt und wurde zu einem großen Erfolg, übernommen von zahlreichen Bühnen und in neun Sprachen übersetzt. Im selben Jahr wurde Forte als Nachfolger von Friedrich Dürrenmatt Hausautor am Theater Basel, wo er auch nach Beendigung dieser Tätigkeit 1974 blieb und bis zu seinem Tod lebte. Neben seiner Dramatik arbeitete Forte an Hörspielen und Fernsehfilmen, in denen er sich kritisch mit der bundesrepublikanischen Wirklichkeit auseinandersetzte.
Seit Anfang der 1990er-Jahre widmete Forte sich vorrangig jenen Düsseldorf-Romanen, die die Entwicklung Deutschlands seit dem Ersten Weltkrieg schildern. 1992 erschien "Das Muster". 1995 folgte "Der Junge mit den blutigen Schuhen", ein Buch, in dem Forte eine Kindheit im Zeichen des Nazi-Terrors und der Bombardierungen schilderte. Gerade im Zuge der historischen Aufarbeitung des Bombenkriegs wurde dieser Roman viel rezipiert. Diesen Zyklus beschloss "In der Erinnerung" (1998), in dem das Kriegsende und die Jahre des Wiederaufbaus in Düsseldorf beschrieben werden. 2004 führte er die Romanchronologie mit "Auf der anderen Seite der Welt" weiter fort, die vier Bücher wurden in der Folge als "Tetralogie der Erinnerung" veröffentlicht. Noch im Februar ist sein Buch "Als der Himmel noch nicht benannt war" im Fischer Verlag erschienen.
Forte wurde für sein Schaffen mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, unter anderem mit dem Literaturpreis der Stadt Basel (1992), dem Bremer Literaturpreis (1999), der Ehrengabe der Heinrich-Heine-Gesellschaft (2003), dem Hans-Erich-Nossack-Preis (2004), dem Grimmelshausen-Preis und dem Niederrheinischer Literaturpreis (2005).