Der Vorschub der Nordsternbrücke läuft planmäßig, die Gründungsarbeiten der Brückenanlagen für die neue Stadtbahnstrecke der U 81 vom Flughafen bis Freiligrathplatz sind jetzt abgeschlossen. Dennoch steht der genaue Termin der Inbetriebnahme des 1. Bauabschnittes noch nicht fest. Wann dieser sein wird, wird sich im nächsten Frühjahr entscheiden. Grund ist eine unvorhersehbare Umplanung, die sich aus einer statische Nachweisrechnung ergeben hat. Die Landeshauptstadt verfolgt weiter das Ziel, die Strecke im Jahr 2025 zu eröffnen.
Einzelheiten zum Baufortgang haben am Mittwoch, 22. Dezember, Mobilitätsdezernent Jochen Kral und der Technische Leiter des Projektes, Stephan Ueter, bei einem Medientermin vorgestellt.
"Der Ausbau des Stadtbahnnetzes dient der Verkehrswende und dem Klimaschutz in der Landeshauptstadt Düsseldorf. Deshalb wird der Flughafen Düsseldorf mit der neuen Linie U 81 an das Stadtbahnnetz angeschlossen. Der erste Bauabschnitt der geplanten Stadtbahnstrecke verbindet das Flughafen-Terminal mit dem Freiligrathplatz, einem Verkehrsknotenpunkt mit Anbindung zur City, an die Messe Düsseldorf und die 'Merkur-Spiel Arena' sowie der Stadt Duisburg im Norden. In Zukunft können die Fahrgäste der Stadtbahn innerhalb von nur zweieinhalb Minuten Fahrtzeit vom Flughafen aus den Freiligrathplatz erreichen – und umgekehrt", kündigte Mobilitätsdezernent Jochen Kral bei dem Rundgang über die Baustelle an. "Durch diesen Lückenschluss im Verkehrsnetz wollen wir zudem die Innenstadt vom Verkehr entlasten. Allerdings hat sich leider eine mögliche Terminverzögerung ergeben", erläuterte der Mobilitätsdezernent.
Grund ist die vertragliche Verpflichtung, dass die Tragkonstruktion des zukünftigen Tiefbahnhofes der U 81 am Flughafenterminal die Lasten aus der zukünftigen Flughafenbebauung aufnehmen muss. Erst mit der zurzeit laufenden Ausführungsplanung konnte eine statische Nachweisrechnung, ein so genannter Durchstanznachweis, unter Ansatz sämtlicher bei dieser Konstruktion möglichen Randbedingungen und statischen Varianten geführt werden. Das Ergebnis ist eine nicht vorhersehbare Umplanung. Sie betrifft den Rohbau und Ausbau des U-Bahnhofes. Eine belastbarere Einschätzung der Terminauswirkungen auf die Inbetriebnahme kann erst im Frühjahr 2022 erfolgen. Vorsorglich wird daher ein alternatives Transportszenario für die Fans der EURO 2024, die auch in Düsseldorf stattfindet, erarbeitet.
Gebaut wird an vielen Stellen der Strecke gleichzeitig
Nichtsdestotrotz schreiten die Bauarbeiten für die Trasse der neuen Stadtbahn-Linie U 81 weiter voran. Inzwischen sind die Gründungsarbeiten für die Brückenbauwerke abgeschlossen. Dies gilt ebenfalls für die Baugruben-Umschließung am Flughafen-Terminal. "Gebaut wird entlang der 1,9 Kilometer langen Strecke an vielen Stellen gleichzeitig", erklärte Florian Reeh, Leiter des Amtes für Verkehrsmanagement. So läuft seit Sommer der Vorschub für die neue Brücke Nordstern, die im Taktschiebeverfahren errichtet wird. "Auf die Reise geschickt" wurde zunächst die Stahlkonstruktion mit dem so genannten Vorbauschnabel. Das ist ein provisorisches Trage-Element, das während der Bauzeit zur Lastabtragung auf den Stützen dient. Alle fünf Stützpfeiler stehen bereits. Im November wurde der dritte Brückenabschnitt (Takt) vom Flughafen aus in Richtung Freiligrathplatz verschoben.
Mit Baubeginn im Oktober 2019 wurden zunächst die vorhandenen Ver- und Entsorgungsleitungen aus dem Baufeld herausverlegt und neue Leitungen gelegt sowie mit dem bestehenden Netz verbunden. "Doch im Untergrund fand sich manches 'Schätzchen', da die Bestandspläne nicht immer stimmten", führte Stephan Ueter, Technischer Projektleiter im Amt für Verkehrsmanagement aus. Dennoch konnten im Herbst 2020 die Rohbauarbeiten für die Stadtbahnstrecke pünktlich starten. Von Baubeginn bis heute finden in allen Streckenabschnitten Kampfmittel-Sondierungsarbeiten statt. Schließlich war der 1927 eröffnete Flughafen im Zweiten Weltkrieg ab 1943 Ziel von Fliegerangriffen der Alliierten. Bislang wurde bei den Erdarbeiten jedoch nur eine kleine Brandbombe entdeckt.
U-Bahnhof Flughafen Terminal entsteht in offener Bauweise
Im vollen Gange sind die Arbeiten am Flughafen-Terminal. In der etwa 15 Meter tiefen Baugrube zwischen dem Maritim-Hotel und den Airport-Parkplätzen P 12 und P 25 stehen bereits die Schlitzwände. Sie verhindern, dass Erde in den unterirdischen Bau nachrutschen kann und schützen die Grube vor Grundwasser. Dort entstehen in offener Bauweise der gut 180 Meter lange barrierefreie U-Bahnhof "Flughafen Terminal" für die U 81 und ein 210 Meter langer Streckentunnel sowie eine Tunnelrampe. Die Bauwerke werden vor Ort in Beton gegossen. Nach Fertigstellung des Rohbaus wird der obere Verbau zurückgebaut und die Baugrube wieder verfüllt.
Aus dem Tunnel kommend werden die Stadtbahnen Richtung Freiligrathplatz auf einer 300 Meter langen Strecke oberirdisch fahren. Über eine Brückenrampe geht es dann auf eine rund 100 Meter lange Brücke. Dort wird die Linie 81 in Höhe Tor 1, dem Hauptzugang für den Flughafen-Betrieb, die Flughafenstraße, einen neuen Radschnellweg und einen Gehweg queren. Weiter wird die Fahrt etwa in Höhe der Feuerwache Nord über einen rund 180 Meter langen Dammabschnitt führen. Er wird als Stahlbetontrog in Hochlage ausgeführt und direkt an die Brücke Nordstern angeschlossen.
Vorschub eines Brückenabschnitts dauert bis zu zehn Stunden
Die neue Brücke Nordstern wird sich auf einer Gesamtlänge von 438 Metern über das Flughafengelände nördlich der A44-Ausfahrt im weiten Bogen über den Verkehrsknoten Nordstern bis zum Widerlager an der Lilienthalstraße erstrecken. Die Stahlbrücke wird auf fünf Stützpfeilern aufliegen. Die Stahlelemente für die zwölf Meter breite und sechsfeldrige Brücke werden mit Schwertransportern über die A44 angeliefert. Für die Konstruktion des Ingenieurbauwerks vor Ort wurde ein Montagegerüst – der so genannte Taktkeller – gebaut. Dort werden die Brückenelemente zusammengeschweißt und erhalten einen Korrosionsschutz. Die fertigen und rund 50 Meter langen Brückenabschnitte werden anschließend aus Richtung Flughafen zum Freiligrathplatz über die fünf Pfeiler verschoben – Takt für Takt. Der Vorschub eines Brückenabschnitts dauert zwischen acht und zehn Stunden. Insgesamt finden bis voraussichtlich Mai 2022 neun Teilverschübe statt. Dann ist die Stahlbaugrundmontage beendet, und die Restrohbaumontage schließt sich bis Ende 2022 an.
Über eine weitere Rampe in Insellage zwischen den Gleisen der U 79 wird die U 81 die Brücke verlassen und zur Haltestelle Freiligrathplatz fahren. Die beiden Seitenbahnsteige dort müssen für die neue Stadtbahnlinie, die mit maximal 3-Wagen-Zügen unterwegs sein wird, um 30 Meter auf eine Gesamtlänge von 90 Metern verlängert werden.
Die vorläufigen Gesamtkosten für den Bau der Stadtbahn-Trasse belaufen sich auf rund 256 Millionen Euro. Jedoch ist auch dieses Großprojekt den zurzeit nicht zu kalkulierenden Risiken aus der Pandemie, der allgemein angespannten Marktsituation und der Materialbeschaffungsproblematik unterworfen.