Erstmals Nachwuchs bei den Zylinderrosen

| Amt 41-208 News News

Seltene Nachzucht - mindestens 12 Jungtiere können von den

Besucherinnen und Besuchern beobachtet werden.

Auch wenn ihr Name anderes vermuten lässt: Bei den Zylinderrosen handelt
es sich um Tiere, genauer gesagt um Nesseltiere. Die prächtigen, bis zu 35
Zentimeter langen Zylinderrosen waren von Beginn an am jetzigen Standort
des Aquazoo Löbbecke Museum inmitten des Nordparks zu sehen und sind
somit in jedem Fall mehr als 30 Jahre alt. In ihrem nur schwach beleuchteten
Becken innerhalb der Meerwasserausstellung sind diese scheinbar
fluoreszierenden Tiere nicht nur ein echter Hingucker, auch laden sie die
Besucher des Aquazoo mit ihrem eleganten Spiel der Tentakel, mit denen sie
fortwährend Plankton einfangen, zum ausgiebigen Beobachten ein.
Bei den sechs Zylinderrosen im Aquazoo hat sich nun zum ersten Mal
Nachwuchs eingestellt. Mindestens 12 Jungtiere wurden bereits gesichtet. Die
meisten von ihnen befinden sich unter den schützenden Tentakelkränzen der
Alttiere und scheinen von diesen in direkter Nähe auch zugelassen zu werden.
Ob es sich dabei um eine Form von Brutpflege handelt, ist nicht bekannt. Da
die kleinen Nesseltiere sämtliche Farben der Alttiere in einer individuell
einzigartigen Mischung aufweisen, ist von einer geschlechtlichen Vermehrung
auszugehen. Etwa fünf Zentimeter ragen die kleinen Zylinderrosen bereits
aus dem Boden und sind mit dem bloßen Auge sehr gut zu erkennen.
Nachzuchten bei Zylinderrosen sind überaus selten, umso mehr freuen sich
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Aquazoo über diesen wirklich
außergewöhnlichen Nachwuchs. Jetzt gilt es zu beobachten und zu
dokumentieren, um ein wenig mehr über diese mysteriösen Lebewesen zu
erfahren.
Zylinderrosen der Art Cerianthus membranaceus leben im Mittelmeer in einer
Tiefe von bis zu 30 Metern. Im Gegensatz zu vielen anderen Nesseltieren
dulden sie nur selten direkte Nachbarn und sind daher meist solitär, also
allein stehend, anzutreffen. Ihr wurmförmiger Körper steckt in einer bis zu
einem Meter langen Röhre, die von den Tieren aus feinem Sand, organischem
Material und abgeschossenen Nesselkapseln selbst gefertigt wird. Bei Gefahr
ziehen sich Zylinderrosen blitzschnell in diese Röhre, die zum größten Teil im
Sand oder Schlick verborgen liegt, zurück. Vornehmlich nachts und in der
Dämmerung begeben sich die Tiere auf die Jagd, indem sie ihre Tentakel
entfalten. Die langen Fangtentakel überwältigen und fangen Kleinkrebse,
Fische und deren Larven und führen die Beute zu den kürzeren
Mundtentakeln, die für die Nahrungsaufnahme verantwortlich sind. Wie so
vieles aus dem Leben dieser Tiere ist auch das Höchstalter nicht genau
bekannt, es gibt allerdings dokumentierte Fälle von einzelnen Exemplaren,
die 100 Jahre alt geworden sind.