Der Zoo im Museum – das Museum im Zoo
Der Zoo im Museum – das Museum im Zoo
Zum Verhältnis von lebendem Organismus und naturkundlichem Objekt
Herbsttagung der Fachgruppe Naturwissenschaftliche Museen im Deutschen Museumsbund vom 28. September bis 1.Oktober 2023 im Aquazoo Löbbecke Museum, Düsseldorf
Vom einfachen Aquarium oder Insektarium bis hin zur vollständigen Verschmelzung von Vivarium und musealer Präsentation – lebende Tiere und Pflanzen halten seit Jahrzehnten Einzug in unsere Naturmuseen. Anders herum versuchen Zoos, museale Elemente und Ausstellungen in das eigene Portfolio aufzunehmen, wenn sie sich nicht ohnehin mit einem vollständigen Naturmuseum ein Gelände teilen. Doch warum geben wir lebenden Tieren und Pflanzen in unseren Museen manchmal den Vorzug? Reicht die Präsentation unserer Objekte etwa nicht (mehr) aus, um attraktiv für unser heutiges Publikum zu sein? Was können Präparate, Modelle und Fossilien in Zoos und Botanischen Gärten leisten, was lebende Organismen nicht können? Welche Chancen für die Bildungsarbeit aber auch welche Probleme und Risiken ergeben sich aus der Einbindung von lebenden Tieren und Pflanzen in Ausstellungen und wie kann man Lebewesen und Objekten gleichermaßen gerecht werden und verhindern, dass sie sich gegenseitig die Aufmerksamkeit der Gäste stehlen? Wie können Kooperationen zwischen Zoos, Botanischen Gärten und Museen helfen, den gemeinsamen Zielen (Nachhaltigkeit, Natur- und Artenschutz, Wissensvermittlung und Forschung) näher zu kommen? Diese und weitere Fragen rund um lebende Organismen in Museen einerseits und Objekten in Zoos und Botanischen Gärten andererseits wollen wir bei dieser Tagung besprechen. Wir bitten sowohl aus den Museen als auch aus den Zoologischen und Botanischen Gärten um Beiträge!
Hauptvorträge:
Klaus Wünnemann (Zoo Heidelberg)
Zoo + X
Erlaubt ist, was Sinn ergibt
Zoos erzählen Geschichten, vornehmlich über Natur- und Artenschutz. Die lebenden Tiere sind unser primäres, aber nicht unser einziges Werkzeug, diese Geschichten zu gestalten. Seit vielen Jahren nutzen wir Präparate, Kunst, Ausstellungen und in neuerer Zeit auch Labore, um unsere Mission effektiv zu erfüllen. Werkzeuge, die die Zoobesucher nicht im Zoo erwarten, sind kommunikativ eine besondere Herausforderung. Die zusätzlichen Elemente bereichern den Zoo, und wir lernen von der anderen Perspektive zum Beispiel der Museen und Science Center. Wir stellen heute komplexe Themen dar und sind gut beraten, die jeweils effektivsten Mittel zu nutzen: Erlaubt ist, was Sinn ergibt.
Stefan Curth (Aquazoo Löbbecke Museum, Düsseldorf)
Keine lebendige Ausstellung ohne Kompromiss
Die vielfältigen Facetten der Tierhaltung im Museum
Tiere und Pflanzen können ein Museum und dessen Bildungsangebote bereichern. Doch für das „Zusammenleben“ von lebenden Organismen und Museumsobjekten in Ausstellung und Backstage-Bereichen müssen oft auf beiden Seiten Abstriche gemacht und Kompromisse gefunden werden. Der Vortrag berichtet von Geschichten aus dem Alltag, von den Reibungspunkten zwischen Tierhaltung und musealer Präsentation und wirft somit den Blick auf die Licht- und Schattenseiten einer Verzahnung aus beiden Welten. Er will Orientierung bieten für Museen, die eine Tierhaltung planen oder neu konzipieren wollen und liefert hierzu wertvolle Denkanstöße, best (und worst) practice-Beispiele und Erfahrungswerte aus über 60 Jahren praktischer Umsetzung im Aquazoo Löbbecke Museum.
Susanne Feldmann (Botanischer Garten Berlin)
Botanik wirksam vermitteln
Standortbestimmung zum Zusammenspiel von lebenden Pflanzen mit Präparaten, Modellen u. ä. am Botanischen Garten Berlin
Der Botanische Garten Berlin verfügt seit 1880 über ein Museum, das die Lebendsammlungen in Freiland und Gewächshäusern durch die Präsentation von Objekten und Abbildungen unterschiedlicher Gattungen ergänzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg vollzog das bisherige reine Studienmuseum erste Schritte in Richtung Publikumsmuseum. D. h. der Schwerpunkt der Präsentation verlagerte sich von authentischen zu didaktischen Objekten in Gestalt von Dioramen, Modellen und Installationen. Während das Publikum im Garten die lebenden Pflanzen erfahren konnte, wurde ihm im Museum Pflanzenwissen veranschaulicht.
Zwei Generationen später stellt sich die Frage nach einer wirksamen und zeitgemäßen Verzahnung von Präsentation und Vermittlung in Garten und Museum stärker denn je. Anlass hierfür sind die aktuellen Diskurse im Bereich Bildung und Vermittlung sowohl an den Botanischen Gärten als auch an den Museen: Wie kann einem immer heterogener werdenden Publikum besserer Zugang zu den Angeboten ermöglicht werden? So verfolgt auch der Botanische Garten Berlin das strategische Ziel, sich stärker als bisher zu öffnen und stärker in den Dialog mit der Gesellschaft zu treten.
Vor diesem Hintergrund sind die Rolle des Museums für den Garten und das Zusammenwirken von Museum und Garten zu überprüfen. Dies beinhaltet eine Vergewisserung über Vermittlungsziele und Methoden diese zu erreichen. Den Objekten in Garten und Museum und dem Verständnis, was sie leisten können, kommt dabei wesentliche Bedeutung zu. Um die Möglichkeiten des Zusammenwirkens von lebenden Pflanzen auf der einen Seite, konservierten und präparierten Pflanzen, Lehrmitteln, sonstigen Artefakten u. ä. auf der anderen Seite auszuloten, bedarf es einer Kategorisierung der Objektgattungen nach Eigenschaften und Funktionen. Gleichzeitig ist zu fragen, welche Perspektiven die Digitalisierung für das Zusammenwirken bietet.
Zeitraum: Donnerstag, 28. September 2023, bis Sonntag, 1. Oktober 2023
Ort: Aquazoo Löbbecke Museum, Düsseldorf
Unterkünfte: aufgrund einer zeitgleich stattfindenden Messe ist eine frühzeitige Buchung angeraten. Hotelliste
Tagungsthema: „Der Zoo im Museum – das Museum im Zoo: Zum Verhältnis von lebendem Organismus und naturkundlichem Objekt“
Tagungsanmeldungen sind ab sofort bis zum 15. September 2023 mit Anmeldeformular per E-Mail an stefan.curth@duesseldorf.de möglich.
Sie möchten ein Poster anmelden? Posteranmeldung
Hier finden Sie das detaillierte Tagungsprogramm.