Unsere Altstadtkerne wirken durch die Vielgestaltigkeit der Baukörper und ihrer Proportionen in gestalterischer Hinsicht lebendig. Die kleinteilige Parzellenstruktur, die sich über Jahrhunderte erhalten hat begünstigt dies. Nach Regionen unterschiedlich haben sich bestimmte Gestaltungsweisen durchgesetzt, die einen harmonischen Gesamteindruck hervorrufen. Dies gilt es zu bewahren. Nur dadurch kann verhindert werden, dass die historischen Stadtkerne ihre Identität verlieren und letztlich austauschbar werden.
Bei Neubauten und Renovierungen ist darauf zu achten, dass gestalterische Defizite ausgeglichen werden. Hierbei kann im Einzelfall auch an die Rückführung in den ursprünglichen Zustand gedacht werden. Nachträglich angebrachte Fassadenverkleidungen beeinträchtigen in der Regel das Erscheinungsbild ganz erheblich, ja sie können sogar die Bausubstanz schädigen. Mangelnde Hinterlüftung und geringe oder gar keine Wasserdampfdurchlässigkeit führen oft zu irreparablen Schäden.
Bei der Instandsetzung von Fassaden und Baukörpern ist darauf zu achten, dass Materialien verwendet werden, die in Form, Farbe und Oberflächenbeschaffenheit bereits am Gebäude vorkommen. Dies ist insbesondere bei steinsichtigen Bauten wichtig. Bei der Schaffung neuer Öffnungen ist darauf zu achten, dass sie sich in den Proportionen und der Gliederung nach bereits bestehenden Öffnungen richten. Schaufensteranlagen, die vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg mit großer Rücksichtslosigkeit in Baukörper gebrochen wurden sind fremde aber auch notwendige Gestaltungselemente in Bauten früherer Jahrhunderte. Auch hier sind Verbesserungen möglich, indem man sich auf Strukturelemente des Hauses bezieht. Bei Umbauten können Fassaden, deren Erdgeschosse in früheren Zeiten abgebrochen worden waren wieder "auf die Beine gestellt werden" und dennoch attraktive Schaufenster behalten.
Neben strukturellen Elementen der Baukörper spielt vor allem bei verputzten Bauten die Farbgebung eine entscheidende Rolle. Eine falsche Farbgebung kann ganze bauliche Zusammenhänge optisch zerstören. Auch hier kommt es darauf an, dass sich die Farbgebung einfügt. Auffällige Absetzungen von Bauteilen oder Ornamenten sollten vermieden werden, sofern das nicht historisch aus der Bauzeit belegt ist. Farbbefunduntersuchungen am Gebäude sind ein wichtiges Mittel bei der Entscheidungsfindung. Ein qualifizierter Malermeister oder, bei komplizierten Ausgangslagen, ein Restaurator, kann hier behilflich sein. Gerade in Denkmalbereichen oder historischen Stadtkernen empfiehlt es sich, sich bei der Denkmalbehörde nach Farbkonzepten zu erkundigen.
Bei der Errichtung von Neubauten ist darauf zu achten, dass sie auf die Parzellenstruktur Rücksicht nehmen, sich in der Höhenentwicklung und Dachform einordnen, also nicht wesentlich über das hinausgehen, was die Umgebung zeigt. Werden Gebäude errichtet, die über alte Parzellengrenzen hinausgehen, so muss in der Baukörpergliederung zu großen Formen entgegengewirkt werden, damit nicht neue Maßstäbe gesetzt werden, die letztlich zu einer Auflösung des historischen Ensembles oder gar des gesamten Stadtkerns führen können.