Drehen im Hotel
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Die Hauptfunktion eines Hotels ist, Reisenden weit entfernt von ihrem Zuhause einen Aufenthaltsort zu bieten, wo sie Komfort, Ruhe und Schutz finden können. Während die architektonische Struktur des Hotels an bestimmten Stellen – wie etwa im Foyer oder in der Bar – Begegnungen ermöglicht und Sichtbarkeit schafft, wird hinter den nüchtern nummerierten Zimmern versucht, die Intimsphäre zu schützen und Anonymität zu bewahren.
In Hotels wurde bereits zu Beginn der Filmgeschichte gedreht. Für fantastische Szenarien scheint dieser Ort passend zu sein; ein Ort, an dem Magie und Faszination erzeugt werden und wo Menschen an die Grenzen des Realen gelangen. Der Kontrast zwischen den lebhaften kollektiven Räumen und den geheimnisvollen individuellen Zimmern scheint für Regisseur*innen reizvoll zu sein. Dass Komfort, Ruhe und Schutz letztlich oft nicht gewährleistet werden, wurde bereits in zahlreichen Filmen thematisiert.
Für die 33. Ausgabe der Reihe Architektur und Film wurden Spielfilme verschiedener Genres ausgewählt, die fast ausschließlich in Hotels gedreht wurden. Wie bewegen sich Besuchende durch die unbekannte, labyrinthische Architektur? Wie verhalten sich Arbeitende und kann ihnen vertraut werden? Kann sich das Schicksal eines Lebens während nur einer Nacht im Hotel wenden?
Mi 4.10. 20 Uhr
DER LETZTE MANN
D 1924 · 77 min · dt. Zwischentitel · digitalDCP · FSK 0 · R: Friedrich Wilhelm Murnau · B: Carl Mayer · K: Karl Freund · D: Emil Jannings, Maly Delschaft, Georg John, u.a.
Berlin in der Weimarer Republik: Vor dem prachtvollen Hotel Atlantic halten moderne Autos. Reiche, elegant bekleidete Menschen dürfen durch die gläserne Drehtür schreiten. Der alte Portier schafft es kaum, die schweren Koffer auf seinem Rücken zu tragen. Trotzdem steht er den Reisenden stolz und hilfsbereit zur Seite. Abends kehrt er müde in sein bescheidenes Zuhause zurück, wo er dank seiner Stelle respektiert wird. Als er aufgrund seines Alters zum Toilettenmann degradiert wird, bricht seine geschätzte Welt zusammen.
Typisch für den Expressionismus, thematisiert Murnau den Klassenkampf und macht auf soziale Ungerechtigkeiten aufmerksam. Er beherrscht Licht und Rhythmus meisterhaft und liefert einen spannungsgeladenen Film mit einem bis heute hochaktuellen Inhalt: Wer hat eine Chance auf eine gut bezahlte Stelle? Wer wird bei der Arbeit respektiert, wer bleibt unsichtbar? Die wahnsinnigen Vorstellungen des Verzweifelten führen ihn durch die dunklen Flure des Hotels, wo er andere Gäste verfolgt. Das lebendige Foyer steht im Kontrast zu den stillen Toilettenräumen des Untergeschosses. Das ausdrucksreiche Gesicht von Emil Jannings begegnet uns dort in einem Spiegel.
Einführung: Océane Gonnet (Kunstvermittlerin)
Mi 11.10. 20 Uhr
FOUR ROOMS · SILVESTER IN FREMDEN BETTEN
USA 1995 · 98 min · DF · 35mm · FSK 12 · R/B: Allison Anders, Alexander Rockwell, Robert Rodriguez, Quentin Tarantino · K: Rodrigo García, Guillermo Navarro, Phil Parmet, Andrzej Sekuła · D: Madonna, Antonio Banderas, Quentin Tarantino, Paul Calderon, Tim Roth u.a.
Die im Hotel voneinander getrennten Räume bieten sich für eine episodische Filmstruktur an. Die vier Geschichten, die FOUR ROOMS erzählt, werden durch die Figur des Hoteldieners miteinander verbunden. Der zunächst enthusiastische Ted bewegt sich in einer feierlichen Silvesternacht im Mon Signor Hotel – ein fiktives „Grand Old Hollywood“-Hotel – von Raum zu Raum und wird mit witzig-absurden Situationen konfrontiert.
In den verbindenden Fluren erleuchten die Lampen mit ihrem warmen, geheimnisvollen Licht goldene Nummernplaketten, während sich die Suiten und Zimmer alle sehr in Dekor und Atmosphäre unterscheiden. Das Hotel ist fast ausschließlich von innen zu sehen. Vier befreundete Regisseur*innen teilten damals ihre Filmideen, die in diesen Episodenfilm mündeten. Eine Hexenzeremonie, ein sentimentales, eine Familien-Tragikomödie und eine Hollywood-Satire.
Einführung: Océane Gonnet (Kunstvermittlerin)
Mi 18.10. 20 Uhr
THE SHINING
SHINING
GB·USA 1980 · 119 min · OF · 35mm · FSK 16 · R: Stanley Kubrick · B: Diane Johnson, Stanley Kubrick nach einer Vorlage von Stephen King · K: John Alcott · D: Jack Nicholson, Shelley Duvall, Scatman Crothers, Danny Lloyd u.a.
Das abgelegene Overlook Hotel in den Bergen Colorados wird während der Winterpause von einer Familie bewohnt. Jack Torrance, ein Schriftsteller der mit psychischen Problemen zu kämpfen hat, hofft mit einer Hausmeistertätigkeit die notwendige Ruhe zu finden, um an seinem Buch arbeiten zu können. Seine Frau Wendy und sein Sohn Danny begleiten ihn. Der hohe Schnee schließt die Familie ein. Schnell häufen sich merkwürdige Ereignisse. Das große Hotel scheint die Familie zu bedrohen. Der Sohn fährt mit dem Dreirad stoisch durch die Flure im Kreis, Hotelräume werden von Geistern bewohnt, Alpträume prophezeien die schrecklichsten Taten. Der ruhige Rückzugsort wird zur psychologischen Hölle.
Stephen King wurde für seinen gleichnamigen Roman von seinen Übernachtungen in einem Hotel in Colorado inspiriert: das Stanley Hotel, gebaut 1909 im Neokolonialstil, benannt nach dem Architekten und Hotelier Freeman Oscar Stanley. Stanley Kubrick wiederum ließ für die Innenarchitektur des Films vom Ahwahnee Hotel in Kalifornien aus den 1920er-Jahren inspirieren, das Äußere zitiert die Timberline Lodge in Oregon aus den 1930er-Jahren. Diese wurde für eine kurze Aufnahme aus der Vogelperspektive gefilmt. Kubrick ließ einen Teil des Hotels in England nachbauen und erschuf so das bis dato größte Filmset der EMI Elster Studios, England.
Einführung: Océane Gonnet (Kunstvermittlerin)
Mi 25.10. 20 Uhr
THE GRAND BUDAPEST HOTEL
GRAND BUDAPEST HOTEL
USA·D 2014 · OmU · digitalDCP · FSK 12 · R: Wes Anderson · B: Wes Anderson, Hugo Guiness · K: Robert D. Yeoman · D: Ralph Fiennes, Saoirse Ronan, Tilda Swinton, Tony Revolori, Bill Murray u.a.
Die Erlebnisse des Pagen Zero, der Protegé des Hausmeisters Monsieur Gustave, bilden den Handlungskern des Films. Die reiche Madame D. ist verstorben. Sie hat ihrem Geliebten Gustave ein Renaissance-Bild vererbt, was ihren Sohn sehr wütend macht. Weil Gustave das Gemälde schließlich der gierigen Familie wegnimmt, wird er des Mordes an Madame D. verdächtigt.
Anderson drehte an authentischen Orten in Görlitz: z.B. im Jugendstillbau des Görlitzer Warenhauses, in der Stadthalle Görlitz und im historischen Freibad. Er ließ sich von den Büchern Stefan Zweigs inspirieren und siedelte die Handlung hauptsächlich in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen in Österreich-Ungarn an. Die für den Film geschaffene Republik „Zubrowka“ wurde von Städten wie Karlsbad und Budapest stark beeinflusst. Das pinkfarbene Hotel spiegelt die Nostalgie der glänzenden Habsburgerzeit. Die Totalen vom Hotel wurden mithilfe eines handgefertigten Miniaturmodells gedreht.
Einführung: Océane Gonnet (Kunstvermittlerin)