We could be heroes
| News Sammlung - Amt 41-214
Seit mehr als zwei Jahrzehnten dominieren Superhelden-Blockbuster das Kino, mit unvergleichlichem Erfolg. Dass es so lange gedauert hat, bis die beiden populären Medien Film und Comic in einer solchen Konsequenz zueinander gefunden haben, ist allerdings überraschend.
Der Wunsch, die populären Stoffe auf die Leinwand zu übertragen, ist schon früh erkennbar: bereits in den 1940er-Jahren gab es zahlreiche Kino-Serials (vergleichbar mit heutigen Fernsehserien), die Adaptionen der zu diesem Zeitpunkt noch neuen Idee von Superhelden präsentierten – Superman, Batman und Captain America hatten hier ihre ersten Kino-Auftritte. Legendär sind auch Max Fleischers Superman-Cartoons aus dieser Zeit, die einen völlig neuen Realismus und eine innovative Ästhetik zeigten. Das serielle Erzählen lehnte sich dabei stark an die Idee der Vorlagen an, die auch von Heft zu Heft einzelne Kapitel einer langen Geschichte präsentieren. 1966 wurde dann die Batman-Fernsehserie zu einem globalen popkulturellen Phänomen, es dauerte allerdings bis 1978, dass mit Richard Donners SUPERMAN die erste Big-Budget- Verfilmung eines Superhelden die Kinocharts erobern durfte. Und Batmans Erfolg ermöglichte schließlich die Produktion von Tim Burtons gleichnamigem Film, der 1989 in die Kinos kam.
Die daraus resultierende weltweite „Batmania“ stellte alles zuvor Gekannte in den Schatten, die Verkaufszahlen des für den Film produzierten Merchandise ebenfalls: der Einfluss auf modernes Film-Marketing ist bis heute zu spüren. Beide Filmen etablierten mit diversen Fortsetzungen erfolgreiche Franchises, die den großen Hollywood-Studios die Augen für das finanzielle Potential von hoch budgetierten Superhelden-Filmen öffneten. Konsequenterweise wandte man sich im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends dann auch anderen Figuren zu, mit Spider-Man und den X-Men gab es nun auch ernstzunehmende Marvel-Figuren im Kino. Immer neue technische Errungenschaften der Visual Effects ermöglichten es den Filmemacher*innen nun, ihre Figuren immer lebensechter durch die Luft fliegen oder zwischen Hochhäusern schwingen, in grüne Hünen mutieren und sie alle mit unmenschlicher Kraft kämpfen zu lassen. Der Erfolg von Marvels IRON MAN 2008 zementierte mit der Etablierung eines gemeinsamen Film-Universums schließlich die bis heute ungebrochene Macht der neuen Hollywood-Götter.
Anlässlich der Ausstellung „Superheroes“ im NRW-Forum Düsseldorf (13. September 2024 – 11. Mai 2025) zeigt das Filmmuseum eine kleine Filmreihe mit ausgewählten Meilensteinen des Genres.
Das Programm:
MI 6.11. 20 Uhr | FR 15.11. 21 Uhr
BATMAN
USA 1989 · 126 min · DF · 35mm · FSK 12
R: Tim Burton · B: Sam Hamm, Warren Skaaren · K: Roger Pratt
D: Michael Keaton, Jack Nicholson, Kim Basinger, Billy Dee Williams u.a.
Bruce Wayne ist Multimilliardär am Tag – aber wenn die Dunkelheit anbricht, jagt er als maskierter Rächer die Verbrecher der Stadt. Inspiriert von anderen Geschöpfen der Nacht ist sein Kostüm Fledermäusen nachempfunden – er ist der „Batman“. Als populäre Kosmetikprodukte schlimme Nebenwirkungen aufweisen und ihre Nutzer*innen unter Qualen lachend sterben lassen, sieht sich Batman mit seinem größten Gegner konfrontiert, einem grausamen Antagonisten, für den Wahnsinn die normalste Form des Daseins darstellt. „Tell me something, my friend – have you ever danced with the devil in the pale moonlight?“ Dies war nicht mehr der „campy“ Batman der 1960er-Jahre, dies war die düstere, ernste Version der Comics, ein Geschöpf der Nacht in einem niemals enden wollenden Kampf gegen die Unterwelt. Eine dunkle Art-Deco-Version von New York City spielt eine eigene Hauptrolle, durchwoben von einer schier endlosen Anzahl an gotischen Kathedralen und Gargoyles, zugleich Rückzugsorte und Wachtürme für Batman. Und über allem thront der Clownprinz des Grauens, der Joker – eine der großen Paraderollen von Jack Nicholson.
Einführung am 6.11.: Andreas Thein (Filmmuseum), im Gespräch mit Alain Bieber, dem Kurator der Ausstellung "Superheroes" und künstlerischem Leiter des NRW-Forums Düsseldorf.
SA 16.11. 21 Uhr | MI 20.11. 20 Uhr
BLADE II
USA 2002 · 117 min (ungeschnitten) · OF · digital1080p · FSK 18
R: Guillermo del Toro · B: David S. Goyer · K: Gabriel Beristain · D: Wesley Snipes, Kris Kristofferson, Ron Perlman, Norman Reedus u.a.
Blade – der Daywalker, halb Mensch, halb Vampir, immer auf der Jagd nach den untoten Blutsaugern – muss sich mit einer neuen Art von mutierten Vampiren auseinandersetzen, die es nicht nur auf die Menschen, sondern auch auf ihresgleichen abgesehen haben. Mit Hilfe des „Blood Pack“, einer Gruppe von Vampir-Assassinen, die ursprünglich ausgebildet wurden, um Blade zu töten, nimmt Marvels beliebtester Monsterjäger den Kampf auf. Guillermo del Toros bildgewaltiges Universum fügt sich nahtlos in diese Verfilmung ein, die ein frühes Meisterwerk des Genres darstellt – wie auch schon bei anderen Comic-Adaptionen übertrifft die Fortsetzung das Original hier in jeder Hinsicht. Del Toros Vampire sind nicht mehr die dekadenten Adeligen früherer Interpretationen, sondern haben einen jeweils eigenen Stil, stylisch und roh, teilweise eher angelegt an H.P. Lovecraft als an Bram Stoker – kein Wunder, hat doch Mike „Hellboy“ Mignola das Design entworfen. Der visuelle Stil der Inszenierung weist eine für del Toro ungewohnte Kinetik auf, die Kamera ist entfesselt und lässt Wesley Snipes, der komplett mit der Blade-Figur verschmolzen zu sein scheint, in seinen wilden Kampf-Szenen beinahe tanzen.
DO 28.11. 20 Uhr | SO 1.12. 15 Uhr
SUPERMAN
USA 1978 · 143 min · OF (28.11.) / DF (1.12) · digitalDCP · FSK 12
R: Richard Donner · B: Mario Puzo, David & Leslie Newman, Robert Benton · K: Geoffrey Unsworth · D: Christopher Reeve, Margot Kidder, Gene Hackman, Marlon Brando u.a.
Nur ein Baby überlebt die Explosion des Planeten Krypton. Von seinen Eltern in einer Rakete zur Erde geschickt, wird es von einem kinderlosen Ehepaar im ländlichen Kansas gefunden und als ihr eigenes liebevoll aufgezogen. Schnell wird klar, dass Clark, wie er nun genannt wird, übermenschliche Kräfte hat, unverwundbar ist und fliegen kann. Seine Fähigkeiten vor der Menschheit verbergend, arbeitet Clark, jetzt erwachsen, als Reporter in der Großstadt Metropolis, wo er seine Bestimmung findet: Als „Superman“ kämpft er gegen das Verbrechen und für eine bessere Welt. „You’ll believe a man can fly!“ rief es von den Billboards, und die bahnbrechenden Special Effects ließen Christopher Reeve tatsächlich schwerelos durch die Lüfte schweben. Das ursprüngliche Drehbuch wurde von GODFATHER-Autor Mario Puzo verfasst, der seine Liebe zur Figur klar erkennen ließ, das aber zu düster und erwachsen war. Entsprechende Veränderungen weiterer Autoren ließen SUPERMAN schließlich zu dem Familienfilm werden, der dann in der Weihnachtszeit 1978 die Straßen leerfegte, die Kinos füllte und zeigte, was Comic-Verfilmungen wirklich sein können.
SA 14.12. 19 Uhr
WATCHMEN THE ULTIMATE CUT
USA 2009 · 215 min · OmU · digital1080p · FSK 16
R: Zack Snyder · B: David Hayter, Alex Tse · K: Larry Fong · D: Malin Åkerman, Billy Crudup, Matthew Goode, Jackie Earle Haley u.a.
USA 1985: Richard Nixon ist bereits in seiner vierten Amtszeit, der kalte Krieg erreicht einen neuen Höhepunkt, Superhelden sind ein Teil des alltäglichen Lebens geworden, die Verbrecherjagd wurde ihnen aber vom Präsidenten untersagt. Der Mord an einem Mitglied der ehemaligen Superheldengruppe „The Watchmen“ holt den weiterhin im Untergrund agierenden Detektiv Rorschach, ebenfalls ein Ex-Mitglied der Gruppe, aus dem Exil zurück. Bei seinen Nachforschungen stößt Rorschach auf eine apokalyptische Bedrohung, die alle vergangenen und gegenwärtigen Superhelden auslöschen will. Love him or hate him – Regisseur Zack Snyder ist einer der innovativsten und interessantesten Regisseur*innen im Superhelden Genre. Kaum ein Filmemacher hat es so gut verstanden, die Ästhetik und den Bildaufbau von Comicpanels in das Medium Film zu übertragen. WATCHMEN ist Snyders Opus magnum. Bereits die Comic-Vorlage von Alan Moore war legendär: eine bittere, düstere Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Heldentum und dessen Wandel im „Golden Age“ der 1950er-Jahre Jahre hin zum Zynismus und Nihilismus ihrer modernen Nachfolger.
SO 22.12. 17 Uhr | SO 29.12. 16.30 Uhr
THE ROCKETEER
USA 1991 · 108 min · OF · digital1080p · FSK 12
R: Joe Johnston · B: Danny Bilson, Paul De Meo · K: Hiro Narita · D: Billy Campbell, Jennifer Connelly, Alan Arkin, Timothy Dalton u.a.
Cliff Secord, ein junger Stunt-Pilot im Hollywood der späten 1930er-Jahre, stolpert durch Zufall über einen auf den Rücken tragbaren Raketenantrieb, der ihm das Fliegen ermöglicht. Fortan nutzt er diesen, um als maskierter Held den Menschen von Los Angeles zu helfen, verfolgt von Gangstern, dem FBI – und Nazis, die ebenfalls ein Auge auf die neue Technologie geworfen haben! Unerwartete Hilfe erhält Cliff durch den Erfinder des Jetpacks, den legendären Multimillionär Howard Hughes. Comic-Legende Dave Stevens hatte eine viel zu kurze Karriere, er starb im Alter von nur 52 Jahren an den Folgen einer seltenen Krebserkrankung. Seine bekannteste Schöpfung war der Rocketeer, eine Comic-Reihe, die in eleganten Bildern eine liebevolle Verbeugung vor den Abenteuer-Serials und Pulp-Novels der 1940er-Jahre war. Eine ebenso elegante Verfilmung des Stoffes gelang Regisseur Joe Johnson, der sowohl die Handlungszeit als auch den klassischen Genre-Einfluss beibehielt und so eine schöne kleine Perle schuf, die weitab von den großen Superhelden-Filmen der 1990er-Jahre ein eigenes Ausrufezeichen setzte.
Weitere Informationen zur Ausstellung "Superheroes" auf der Homepage des NRW-Forums.