Ursula Schulz-Dornburg wird mit dem Bernd-und-Hilla-Becher-Preis (Hauptpreis) der Landeshauptstadt Düsseldorf 2025 ausgezeichnet. Der Hauptpreis ist mit 15.000 Euro dotiert. Eine internationale, unabhängige Jury hat dies am Donnerstag, 26. September 2024, beschlossen. Farah Al Qasimi erhält den Förderpreis, der mit 5.000 Euro dotiert ist.
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: "Ich freue mich sehr, dass mit dem Bernd-und Hilla-Becher-Preis zwei herausragende Künstlerinnen ausgezeichnet werden, die durch ihre künstlerisch-fotografische Arbeit einen wesentlichen Beitrag zu zeitgenössischen kulturellen Fragestellungen entwickelt haben."
Jurybegründung
Hauptpreis: "Den mit 15.000 Euro dotierten internationalen Bernd-und Hilla- Becher-Preis 2025 erhält die 1938 geborene Ursula Schulz-Dornburg. Schulz- Dornburg zählt zu einer Generation von Fotografinnen, deren Werk vornehmlich erst in den vergangenen Jahren im deutschsprachigen Raum (wieder-)entdeckt worden ist. Sie lebt und arbeitet seit 1969 in Düsseldorf. Schulz-Dornburg verfolgt mit ihrer Arbeit ein kulturhistorisches anthropologisches Interesse, das sie mit der "Vertikalität der Zeit" beschreibt: gefundenem und ehemals Belebtem eine konzeptionelle und heutige Form zu geben wie auch ein anhaltendes Bewusstsein für Ressourcen gegenwärtig zu halten – in menschlicher wie auch naturbezogener Weise.
Die Jury war überzeugt von Ursula Schulz-Dornburgs langjährigem Werk und ihrer künstlerischen Artikulation in ihren dokumentarischen, politischen und poetischen Fotoarbeiten. Schulz-Dornburg studierte von 1959 bis 1960 Fotografie und Journalismus in München und entwickelte daraufhin autodidaktisch eine eigenständige Bildsprache, die in den formalen Aspekten der Isolierung von Bildelementen, der Reduktion, der Typologisierung und Beobachtung zahlreiche Parallelen zu den Arbeiten von Bernd und Hilla Becher aufweist. Wiederholt bereiste sie Länder wie Armenien, Kasachstan, Jemen, Syrien, Indonesien, den Irak, aber auch China, Nepal, Russland und die Türkei und dokumentierte dort landschaftlichen Veränderungen und den Verfall eines politischen Systems. Schulz-Dornburg hatte in den letzten Jahren internationale Ausstellungen, unter anderem im Maison européenne de la photographie in Paris (2019/2020), im British Museum (2018), im Städel Museum in Frankfurt (2018) und im Tate Modern in London (2013 und 2014).“
Förderpreis: "Den mit 5.000 Euro dotierten internationalen Bernd-und-Hilla- Becher-Preis 2025 erhält die 1991 in Abu Dhabi geborene Künstlerin Farah Al Qasimi. Al Qasimi arbeitet hauptsächlich mit Fotografie, Video und Performance und untersucht postkoloniale Strukturen von Macht, Geschlecht und Geschmack in den arabischen Golfstaaten.
Al Qasimi studierte 2012 Fotografie und Musik an der Yale University und erhielt 2017 ihren MFA an der Yale School of Art. Da sie ihre Zeit zwischen Dubai und New York aufteilt, sind Sozialkritik und die Beobachtung der vielschichtigen Aspekte jedes Ortes in ihrer künstlerischen Praxis indirekt integriert. Durch ihre kühnen und lebendigen Fotografien erforscht sie die unausgesprochenen sozialen Normen und Werte, die in einem Ort, einem Moment oder einem Objekt eingebettet sind.
Farah Al Qasimi beeindruckte die Jury mit ihrer Fähigkeit, Welten zu erschaffen, welche Grenzen und Identitäten überschreiten, und Geschlecht und Globalisierung in unserem Post-Internet-Zeitalter zu hinterfragen. Ihr atemberaubendes, visuell fesselndes Werk denkt neu, was wert ist, fotografiert zu werden; Al Qasimi richtet ihren Blick auf das Banale im Leben und durchdringt es mit einer zeitgenössischen Ästhetik."
Die Preisverleihung zum Bernd-und-Hilla-Becher-Preis wird voraussichtlich im Mai 2025 stattfinden. Die Landeshauptstadt Düsseldorf plant zudem mit der Bernd-und-Hilla-Becher-Preis-Woche ein Rahmenprogramm, das mit Ausstellungen, Filmvorführungen, Lesungen und Talks, die ausgezeichneten künstlerischen Positionen einer breiten Öffentlichkeit vorstellt.
Der Bernd-und-Hilla-Becher-Preis
In Andenken an das international renommierte Düsseldorfer Fotografen- Ehepaar Bernd und Hilla Becher werden mit dem Fotokunstpreis der Landeshauptstadt Düsseldorf Persönlichkeiten geehrt, die sich in der Fotografie besonders verdient gemacht haben. Der Haupt- und Förderpreis werden alle zwei Jahre von der Landeshauptstadt Düsseldorf auf Vorschlag einer unabhängigen, international besetzten Fachjury durch den Oberbürgermeister vergeben. Der Hauptpreis richtet sich an Künstlerinnen und Künstler, Theoretikerinnen und Theoretiker, Kuratorinnen und Kuratoren, die sich um die Fotografie sowie angrenzende Bereiche wie Film, Video und andere bildgenerierende Medien im Bereich der Kunst auszeichnen. Der Förderpreis richtet sich an Künstlerinnen und Künstler, die sich schwerpunktmäßig mit Fotografie, Bildmedien und Medienkunst auseinandersetzen.
Der Bernd-und-Hilla-Becher-Preis wird im kommenden Jahr zum dritten Mal verliehen. Im Jahr 2022 beziehungsweise 2023 wurde die Fotokünstlerin Carrie Mae Weems mit dem Hauptpreis ausgezeichnet, die Fotokünstlerin Hannah Darabi mit dem Förderpreis. Den Hauptpreis erhielt im Jahr 2020 die Fotokünstlerin Evelyn Richter und den Förderpreis Fotokünstler Theo Simpson.
International besetzte Jury
Über die Vergabe des Preises entscheidet eine international besetzte Jury. Der Jury 2022–2025 gehören neben dem Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, der Beigeordneten für Kultur und Integration Miriam Koch und Vertreterinnen und Vertretern der Politik und Verwaltung folgende Fachjurorinnen und -juroren an: Dr. Felix Krämer, Generaldirektor des Kunstpalastes, Alona Pardo, Head of Programmes der Arts Council Collection, UK in London, Florian Ebner, Leiter der fotografischen Abteilung des Centre Georges Pompidou in Paris, Max Becher (Künstler, Sohn von Bernd und Hilla Becher) und Ute Mahler, Fotografin und Begründerin der Ostkreuzschule in Berlin.
Hintergrund: Bernd und Hilla Becher
Das Künstlerpaar Bernd und Hilla Becher (geboren 20. August 1931, verstorben 22. Juni 2007/geboren 2. September 1934, verstorben 10. Oktober 2015) betreute in Düsseldorf seit 1976 die erste Klasse für künstlerische Fotografie an einer deutschen Kunsthochschule und leistetet damit einen wichtigen Teil zur Anerkennung der Fotografie als Medium in der bildenden Kunst. Der Preis der Landeshauptstadt wurde in Anerkennung an ihre künstlerische Arbeit und Lehre nach Bernd und Hilla Becher benannt.