"Kein schöner Ding ist auf der Welt / Als seine Feinde zu beißen ..."."
Rheinische Literatur in Vormärz und Revolution 1840-1850
Dauer der Ausstellung: 23. November 2008 bis 1. Februar 2009
Kaum eine Zeit der deutschen Literaturgeschichte ist so spannend wie das Jahrzehnt vor der 1848er-Märzrevolution. Nie zuvor, und wohl auch nicht nachher, haben Autorinnen und Autoren so sehr an sozialen und politischen Auseinandersetzungen Teil genommen. Literatur wurde zum politischen Kampforgan, "Partei! Partei! Wer wollte sie nicht nehmen!" (Georg Herwegh). Nicht mehr das ästhetische Moment herrschte vor, sondern die Tendenz. Als Medium dienten der Literatur neue propagandistische Verbreitungsformen: Flugblätter, Lieder, Karikaturen, aber auch das gerade im Entstehen begriffene Feuilleton (seit 1837 in den "Kölnischen Zeitung"). Die Autoren des so genannten "Jungen Deutschland", Heinrich Heine, Karl Gutzkow, Heinrich Laube u.a., entwickelten eine leserfreundliche und dennoch politisch-pointierte Literatur- und Zeitungssprache, die sich mit der strengen Zensur der preußischen Obrigkeit anlegte.
Das Rheinland war ein Zentrum der politisch-literarischen und publizistischen Auseinandersetzungen, im Feuilleton der liberalen und frühsozialistischen Zeitungen versammelten sich die profiliertesten Literaten jener Tage. In der "Rheinischen Zeitung" veröffentlichten unter der Redaktion des jungen Karl Marx Autoren und Lyriker wie Georg Herwegh, Robert Eduard Prutz, Franz Dingelstedt, Hoffmann von Fallersleben (Verfasser des "Deutschlandliedes") und Müller von Königswinter, das Feuilleton der "Kölnischen Zeitung" zeigte unter Hermann Püttmann ebenfalls ein fortschrittliches Gesicht, mit Beiträgen von Ernst Dronke, Ferdinand Freiligrath und Georg Weerth.
Den Höhepunkt der literarisch-politischen Bewegung stellt die "Neue Rheinische Zeitung" (Köln) unter der Chef-Redaktion von Karl Marx (1848/49) dar, zur Redaktion gehörten u.a. Friedrich Engels, Ferdinand Freiligrath, Georg Weerth und Ernst Dronke. Ebenfalls im Jahr 1848 gab Mathilde Franziska Anneke mit der "Frauen-Zeitung" die erste feministisch orientierte Zeitung Deutschlands heraus, wenn auch nur für kurze Zeit.
Die Ausstellung präsentiert historische und biographische Materialien, die größtenteils aus den beiden beteiligten Institutionen stammen, vermehrt um Exponate aus der Lippischen Landesbibliothek Detmold, dem Engelshaus Wuppertal, der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, dem Hauptstaatsarchiv Düsseldorf sowie dem Stadtarchiv Düsseldorf. Durch Originalhandschriften, Faksimilés und Bildmaterialien werden die Aktivitäten der fortschrittlichen Presse und ihrer Autoren dokumentiert, d.h. das gesamte literarisch-politische Feld im Rheinland der 1840er Jahre soll anschaulich werden.
Zur Ausstellung wird ein Vortragsprogramm veranstaltet, zur Finissage findet eine literarische Revue mit Texten von Georg Weerth statt. Während der Ausstellungszeit besteht die Möglichkeit zu kommentierten Führungen und Projektarbeiten mit interessierten Schulen.
Kuratoren: Dr. Bernd Füllner, Dr. Eberhard Illner (Historisches Archiv der Stadt Köln), Dr. Enno Stahl (Heinrich-Heine-Institut)
Gerfördert von der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland. In Zusammenarbeit mit dem Historischen Archiv der Stadt Köln.