Kluge Köpfe, kreative Hände
Was ist bloß mit Mia los? Zuhause bekommt sie häufig Wutanfälle, ist unausgeglichen und weigert sich, den Aufforderungen ihrer Eltern zu folgen. Im Gegensatz dazu verhält sie sich in ihrer Tageseinrichtung eher unauffällig und zieht sich vom Geschehen zurück. Sie spielt viel allein, und wenn ihr Interesse mal anderen Kindern gilt, dann sind es die älteren.
Mia kann mit ihren viereinhalb Jahren schon lesen und liebt es, Geschichten zu erzählen. Das tut sie mit viel Ausdruckskraft, Einfallsreichtum und anspruchsvollem Wortschatz. Eine dieser Geschichten schreibt Mias Mutter auf und zeigt sie der Erzieherin, die daraufhin Mia fragt, ob sie die Geschichte im Fernsehen gesehen habe. Aus Angst, man würde ihr nicht glauben, bejaht Mia die Frage. Ihre besondere sprachliche Begabung blieb so fast unentdeckt.
Doch Mia hat Glück: Ihre Erzieherin ist geschult besondere Begabungen bei kleinen Kindern zu erkennen. Denn Mias Tageseinrichtung ist eine der Düsseldorfer Modelleinrichtungen, in denen die Begabungsförderung in die Konzeption mit aufgenommen wurde.
Die Erzieherin wird auf das stille Kind aufmerksam, als sie im Gespräch mit den Eltern erfährt, wie unterschiedlich sich Mia zuhause und in der Einrichtung verhält und wie sehr sie ihre Fähigkeiten versteckt. Fortan wird versucht, Mias Talente in den Einrichtungsalltag zu integrieren. So darf sie zum Beispiel beim gemeinsamen Backen die Rezepte vorlesen oder sich beim Märchenprojekt eine Geschichte ausdenken und sie den anderen vorstellen.
Und das hat Folgen: Die morgendlichen Wutanfälle sind jetzt vorbei und Mia freut sich schon am Abend auf den nächsten Tag in ihrer Kindergruppe.