"Die Füchse" (1913) Restitutionsersuchen der Erbengemeinschaft nach Kurt und Else Grawi Kunstpalast, ehem. Inv.-Nr. mkp 0.1962.5490 Ein durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste gefördertes Projekt (September 2015 bis April 2016). Fortgesetzt durch die im Herbst 2016 eingerichtete Provenienzforschung im Kulturdezernat der Landeshauptstadt. Das Gemälde wurde zwischenzeitlich der Erbengemeinschaft übergeben.
Kurt Grawi war ein jüdischer Bankier, der von den Nationalsozialisten verfolgt und im November 1938 im KZ Sachsenhausen für einige Wochen inhaftiert wurde. 1939 verließ er Deutschland, um zur Familie seiner Frau nach Santiago de Chile zu emigrieren. Es konnte geklärt werden, dass es Kurt Grawi gelang, das Bild mit Hilfe des jüdischen Arztes und Bankiers Dr. Paul Weill im Frühjahr 1939 an den gemeinsamen Freund Ernst Simon nach New York zu verschiffen. Dieser bot das Bild im Auftrag von Grawi dort zunächst dem Museum of Modern Art zum Kauf an, auf dessen Angebot Kurt Grawi aber nicht einging. Vielmehr veräußerte er das Gemälde zwischen Februar und September 1940 mit Hilfe von Ernst Simon über den 1936 von Berlin aus politischen Gründen in die USA emigrierten, ehemals Berliner Kunsthändler Karl Nierendorf an den deutsch-amerikanischen Regisseur William Dieterle. Im Jahr 1961 verkaufte dieser das Bild über den Schweizer Kunsthandel an den Unternehmer Helmut Horten, der es 1962 dem Kunstmuseum Düsseldorf (heute: Kunstpalast) schenkte. Die Erbengemeinschaft nach Kurt und Else Grawi sehen im Verkauf des Gemäldes durch Kurt Grawi im Jahr 1940 einen verfolgungsbedingten Verlust.
Die Landeshauptstadt Düsseldorf hatte den Nachfahren der Stiefkinder von Kurt Grawi im September 2017 angeboten, den Fall der Beratenden Kommission vorzulegen – ein Zeitpunkt, zu dem die Stadt Düsseldorf eine dichte Indizienkette vorlegte, dass das Gemälde in den Vereinigten Staaten veräußert worden ist, während die Ehefrau des Stiefsohnes von Grawi in einer Persönlichen Erklärung darlegte, dass die gesamte Kunstsammlung Grawis noch in Deutschland zur Finanzierung der Flucht verkauft werden musste. Im August 2018 konnten neue Quellen eruiert werden, nach denen die Stadt Düsseldorf keine Grundlage für eine Rückgabe sah.
Grundlage für diese Einschätzung der Stadt Düsseldorf waren folgende historisch belegte Fakten:
Der gezahlte Kaufpreis bewegte sich im Rahmen des Üblichen und Erreichbaren auf dem damaligen Kunstmarkt.
Der Verkäufer Kurt Grawi erhielt den vereinbarten Kaufpreis zur freien Verfügung.
Das Gemälde befand sich seit Mai 1939 außerhalb des NS-Machtbereichs. Der deutsche Staat hatte während der gesamten Verkaufsverhandlungen keinen Zugriff auf die Preisgestaltung oder auf den Erlös des Bildes. Die Familie Kurt und Else Grawi befand sich zum Zeitpunkt des Verkaufs zwischen Februar und September 1940 in Südamerika.
Dennoch hielt die Stadt Düsseldorf das Angebot aufrecht, die Beratende Kommission in diesem Fall anzurufen. Im Herbst 2018 erklärte sich die Erbengemeinschaft damit einverstanden. Die Anhörung fand am 10. Februar 2021 statt. In ihrer Veröffentlichung am 26. März 2021 hat die Beratende Kommission die Rückgabe des Gemäldes empfohlen.
Der Rat der Stadt Düsseldorf hat in seiner Sitzung am 29. April einstimmig die Rückgabe des Gemäldes "Die Füchse" von Franz Marc beschlossen und folgt damit der Empfehlung der Kommission.
Dokumente zum Verfahren der Beratenden Kommission: