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Kultur

Neuer ArcheoPoint im U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee


Erstellt:
Redaktion: Meissner, Valentina

Ein ArcheoPoint im U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee präsentiert Funde aus der Geschichte der ehemaligen Residenz- und Festungsstadt Düsseldorf. Der Point ist zum Tag des offenen Denkmals, 11. September, zum ersten Mal für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Er informiert über die Geschichte Düsseldorfs als Festungsstadt und die archäologischen Funde im Zuge der Baumaßnahmen Kö-Bogen und Wehrhahn-Linie.


Die Wehrhahn-Linie und der Kö-Bogen boten die Chance für die Landeshauptstadt Düsseldorf, das Herz der Stadt neu zu gestalten. Für beide Maßnahmen waren erhebliche Bodeneingriffe im denkmalgeschützten Innenstadtbereich unabdingbar. Im Brennpunkt des archäologischen Interesses standen bei den Baumaßnahmen die bedeutenden Befestigungsanlagen der ehemaligen Residenz- und Festungsstadt Düsseldorf aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Diese sind nur noch an wenigen Stellen vorhanden. Im Untergrund dagegen blieben die Überreste der Festungsmauern, Kasematten und Gräben mitsamt zahlreichen archäologischen Schichten und Funden bis heute erhalten. Für die Geschichte der Landeshauptstadt Düsseldorf eine einzigartige Quelle und gemäß des Denkmalschutzgesetzes des Landes Nordrhein-Westfalen ein hochkarätiges Bodendenkmal.


Bereits Jahre vor dem ersten Spatenstich 2007 zum Bau der Wehrhahn-Linie erarbeitete das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland aus Bonn als zuständiges Fachamt mit allen Beteiligten – vom Architekt über städtische Ämter bis hin zu den Baufirmen – innerhalb des städtebaulichen Planungsprozesses ein detailliertes Grabungskonzept. Ab 2008 wurden die Bauarbeiten in enger Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung und dem Fachamt durch Mitarbeiter archäologischer Fachfirmen wissenschaftlich begleitet. Dies garantierte die lückenlose archäologische Untersuchung und Dokumentation der Festungsreste, die bei den Bauarbeiten angetroffen wurden.


Seit 1980 gilt in Nordrhein-Westfalen ein Denkmalschutzgesetz, das auch die archäologische Hinterlassenschaft der Vergangenheit umfasst. Sein oberstes Ziel und Auftrag an die Behörden ist die ungestörte Erhaltung der Denkmäler, also auch der Bodendenkmäler. Da ihre ungestörte Erhaltung im Falle Wehrhahn-Linie und Kö-Bogen nicht möglich war, sollte ein Ausgleich für die Zerstörung der Bodendenkmäler geschaffen werden. Dieses Projekt, das die Stadt Düsseldorf in die Tat umsetzte, sah einen archäologischen Schauraum vor, der mit Originalteilen der Befestigung über die Festungsgeschichte der Landeshauptstadt informieren sollte. Zu diesem Zweck wurden während der Bauphase bedeutende Teile der Befestigungsanlagen in einem aufwändigen Verfahren geborgen und konserviert. Eine geeignete Räumlichkeit fand sich im neuen Teil des U-Bahnhofes Heinrich-Heine-Allee, wo in einem 160 Quadratmeter großen Raum unter dem Corneliusplatz ein neuer Präsentationsraum eingerichtet werden konnte. Die Planung des Projektes fand ab Frühjahr 2010 durch die Stadtverwaltung der Landeshauptstadt Düsseldorf in enger Abstimmung mit Architekten, Ausstellungsplanern und den archäologischen Fachämtern in mehreren Etappen statt. Nach der Festlegung der durch die Örtlichkeit und die Ausstellungsobjekte vorgegebenen Parameter wurden erste Überlegungen in ein maßstabsgetreues Modell umgesetzt. Auch ein Name für den neuen archäologischen Anlaufpunkt wurde rasch gefunden: ArcheoPoint.


Das Konzept sah vor, im ArcheoPoint die bereits vom Fundplatz entfernten und zwischengelagerten Mauern der Flinger Bastion aus dem 16. Jahrhundert und die Mauersegmente der Flinger Kontergarde aus dem 18. Jahrhundert als Originalexponate wiederaufzubauen, also nur wenige Meter von ihrem ursprünglichen Fundort entfernt.

Anfang April 2013 wurde zunächst mit den Vorarbeiten zur Rekonstruktion der Flinger Bastion begonnen. Die bei den archäologischen Grabungen der Wehrhahn-Linie 2008 und 2011 unter dem Hotel "Breidenbacher Hof" geborgenen Blausteinquader aus dem 16. Jahrhundert  wurden für den Wiederaufbau vorbereitet. Dank der bei der Bergung durch die archäologische Fachfirma durchgeführte Nummerierung und Kartierung der Steine war dies problemlos möglich. Mitte April 2013 konnte mit dem Wiederaufbau der Reste der Flinger Bastion durch eine Fachfirma  im soeben fertig gestellten ArcheoPoint begonnen werden.

Im Bereich des Kö-Bogen-Bauprojektes lag die stark ausgebaute Ostflanke der ehemaligen Düsseldorfer Stadtbefestigung aus dem 18. Jahrhundert mit einem so genannten Ravelin und der so genannten Flinger Kontergarde. Beim Ausschachten der Baugrube für das Libeskind-Gebäude auf dem Jan-Wellem-Platz  stieß man 2011 auf ein 20 Meter langes Mauerstück der Kontergarde aus dem 18. Jahrhundert sowie den vorgelagerten Festungsgraben, der bereits im 19. Jahrhundert verfüllt wurde. Der Rest der 276 Jahre alten Mauer war mit einer Höhe von bis zu 2,50 Meter noch sehr gut erhalten. Nach der archäologischen Untersuchung und Dokumentation wurde ein sieben Meter langes Stück dieses für die Düsseldorfer Stadt- und Festungsgeschichte bedeutenden Bodendenkmals geborgen, um es im geplanten Schauraum ArcheoPoint zu präsentieren. Da die Mauer nicht in einem Stück geborgen und transportiert werden konnte, teilten Spezialisten sie mit einer Diamantsäge in fünf Segmente. Die einzelnen Stücke von 1,5 Meter Breite waren 1,80 Meter tief, 2,50 Meter hoch und hatten ein Gewicht von je 15 Tonnen. Für die nötige Stabilität beim Heben und Transportieren sorgte eine geschweißte Tragekonstruktion aus Doppel-T-Stahlträgern. Ein 200-Tonnen-Mobilkran hob die Segmente schließlich auf einen Tieflader, der sie auf einen Lagerplatz überführte, wo sie auf ihre spätere Verwendung warteten. Diese Aktion mitten in der Düsseldorfer Innenstadt verfolgten viele Bürgerinnen und Bürger mit großem Interesse.


Im Mai 2013 hob wiederum ein Schwerlastkran die fünf Mauersegmente an ihren künftigen Standort, den ArcheoPoint im U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee. Erst danach konnte der Raum mit einer Betondecke verschlossen werden. Nach Fertigstellung des Rohbaus der Räumlichkeit begann 2015 der innere Ausbau mit Treppen, Glasempore, Technik und den Beschriftungselementen.


Insgesamt beliefen sich die Baukosten für den ArcheoPoint auf 1,5 Millionen Euro. Der "ArcheoPoint" ist allen Interessierten täglich von 10 bis 18 Uhr kostenlos zugänglich. Er vermittelt die große Bedeutung der Befestigungsanlagen bei der historischen Entwicklung der ehemaligen Residenz- und Festungsstadt Düsseldorf und macht die wichtigen Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen, die im Rahmen der Großbauprojekte Wehrhahn-Linie und Kö-Bogen in den Jahren 2007 bis 2015 durchgeführt wurden, erlebbar.  

 

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