Pressedienst Einzelansicht

Kultur

"on damp earths we wander": Lantz'scher Skulpturenpark 2023

Eine Auseinandersetzung mit den historischen Wurzeln/Skulpturen, Performances und Workshops vom 16. Juni bis 15. September


Erstellt:
Redaktion: Velten, Falk

Der Lantz’sche Park in Lohausen verwandelt sich in den Sommermonaten zum vierten Mal in Folge zu einem temporären Skulpturenpark. Ab Freitag, 16. Juni, werden unter dem Titel "on damp earths we wander- A journey of ten stories in the sonic garden of Kerima Tariman" bis zum 15. September zehn verschiedene künstlerische Positionen präsentiert. Kuratorin ist Lynhan Balatbat-Helbock.

Die Ausstellung ergründet die historischen Wurzeln des Parks, die bis in die Kolonialzeit zurückreichen. Kolonialität wurde und wird nicht nur von Menschen, sondern auch von Pflanzen und dem mikrobiellen Leben erfahren. Die botanischen Formationen und veränderten Pflanzen entstanden parallel zum Aufbau der Plantagenwirtschaft, die erst durch den transatlantischen Sklavenhandel und die lange Geschichte der Migration ermöglicht wurde. Vor diesem Hintergrund bedeutet ein Spaziergang im Park also auch, sich mit diesem Kapitel kritisch auseinanderzusetzen und zu reflektieren.

An neun Stationen im Park und im Rahmen einer virtuellen Arbeit werden Orte entstehen, die sich unterschiedlichen Geschichten widmen, jeweils mit einem Symbol versehen. Im Zeichen des Eichhörnchens werden beispielsweise Formen der Interaktion und Partizipation realisiert. In kleineren Gruppen sollen Raum und Zeit geschaffen werden, um gehört und gesehen zu werden. Spaziergänge mit verschiedenen lokalen Gruppen wie Colonial History Walks, Aktivistinnen und Aktivisten sowie Nachbarinnen und Nachbarn schaffen Raum für einen Austausch.

Neben skulpturalen Arbeiten der Kunstschaffenden Barthélémy Toguo, Al Hassan Issah und Farkhondeh Shahroudi sind unter anderem auch architektonische Interventionen wie von Antoinette Yetunde Bintu Oni zu sehen, die den Park als öffentlichen Raum mit Struktur und als Ort des Spielens betrachten. Die Besucherinnen und Besucher können im Park darüber hinaus zwei Klanginstallationen lauschen.

Mit der Installation des Duos Monai de Paulo Antunes und Niko de Paula Lefort können Zuhörende mittels Radiotranspondern interagieren. Bei der Arbeit von Pedro Oliveira dagegen ertönt ein fortwährender Ton, der nur einmal am Tag in einem Crescendo endet. Des Weiteren wurde das Radio-Kollektiv Refuge Worldwide eingeladen, in einer neuen Arbeit die multiplen Stimmen unserer Gesellschaft zu vertonen. Die Vertonung wiederum wird mittels QR-Code zu hören sein und das Script in weiterer Folge in dem Ausstellungskatalog abgedruckt werden.

Begleitet wird das Ausstellungs- und Soundprojekt von einem umfangreichen Rahmenprogramm mit Führungen, Performances, Lesungen und Klangspaziergängen. Weitere Informationen im Internet unter www.kunstkommission-duesseldorf.de/projekte/lantzscher-skulpturenpark.

Programm:

Freitag, 16. Juni, Offizielle Eröffnung 15 bis 19 Uhr

Samstag, 8. Juli: 11 Uhr Kuratorinnenführung |12 Uhr: Live Drawing Session mit Bilge Emir

Freitag, 11. August, 14 Uhr Kuratorinnenführung |16 Uhr: Silent Disco & Circular Listening
Ort: Lantz'scher Park, Düsseldorf-Lohausen, Treffpunkt jeweils vor der Kapelle.

Freitag, 15. September, 14 bis 18 Uhr Finissage

Der Park ist rund um die Uhr geöffnet. Die Werke in der Kappelle sind von Donnerstag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr zugänglich. Der Eintritt ist frei. Anmeldung zu den Veranstaltungen: management.lantzscherpark@gmail.com. Das Projekt findet mit freundlicher Unterstützung der Kulturstiftung NRW statt.

Hintergrund zu den Künstlerinnen und Künstlern

Theresah Ankomah (*1989 in Ghana) ist eine vielseitige zeitgenössische ghanaische Künstlerin, die in Accra, Ghana, lebt und arbeitet. Ihr künstlerischer Ausdruck manifestiert sich in Form von performativen Installationen, Skulpturen, Malerei, Weberei, Mode und Druckgrafik. In letzter Zeit interessiert sie sich für geflochtene Körbe, Schnüre, Juteseile, gebrauchte Kleidung und königliche Palmblätter auf allen Ebenen und in allen Maßstäben des Webens, und untersucht gleichzeitig die verborgenen Geschichten, die mit der Herstellung dieser Objekte verbunden sind. Ankomah erhielt 2021 den zweiten Preis des Inaugural Yaa Asantewaa Art Prize in Africa der Gallery [NS1] 1957, und 2017 den ersten Preis des renommierten Kuenyehia Art Prize for Contemporary Art in Ghana. Ihre Arbeiten wurden in Publikationen und Ausstellungen gezeigt, wie Where I Come From, Memphis In May International Festival, Urevbu Contemporary Gallery, Memphis, USA (2022); That Those Beings Be Not Being (2022) Berlin, Deutschland; the MasterCard Foundation’s Art Book on Hope, Energy and Ingenuity: Voices of African Youth (2018), unter anderem.

Monai de Paula Antunes und Niko de Paula Lefort betreiben das Archipel Stations Community Radio, ein wanderndes Webradio, das weltweit Veranstaltungsorte besetzt, von denen aus Veranstaltungen gesendet und Sendungen von anderswo live übertragen werden. Es ist eine öffentlichkeitswirksame Plattform, die sich auf Klang und Erzählung konzentriert, und in diesen beiden Bereichen starke Grundlagen für Emanzipation und Begegnungen des Persönlichen und des Politischen, mit sich selbst und anderen, durch gemeinsame Erfahrung und Kunst bietet. Archipel begrüßt Beiträge und ermutigt die Teilnehmenden, ihre Klangkunst, Musik, Geschichten, Texte, Erfahrungen, Podcasts mit künstlerischem, ökologischem, pädagogischem, komödiantischem, sozialem oder politischem Inhalt oder einfach ihr situiertes Wissen in jeder Form zu teilen, ohne Hassreden oder Unterdrückung. In dieser Ausgabe wird Archipel von Monai de Paula Antunes (Projektleitung) und Niko de Paula Lefort (Tontechniker) zusammengestellt. Eine begrenzte Anzahl an Radios werden vor Ort zur Verfügung stehen, gerne können eigene Gerät mitgenommen werden, um auf der Frequenz von 107,09 MHz die Hörerfahrung zu verändern.

Anne Duk Hee Jordan (*1978 in Korea) lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte an der Weißensee Kunsthochschule Berlin und absolvierte einen Master in Fine Arts am Institut für Raumexperimente bei Olafur Eliasson in Berlin. Vergänglichkeit und Transformation sind die zentralen Themen im Werk von Anne Duk Hee Jordan. Durch Bewegung und Performance verleiht Jordan der Materialität eine weitere Dimension: sie baut motorisierte Skulpturen und schafft essbare Landschaften. Ihre Skulpturen sollen die Betrachter*innen in die Gegenwart ziehen und einen Dialog zwischen Naturphänomenen, Philosophie und Kunst eröffnen. Jordan verlagert den Fokus vom Menschen weg auf die gesamte Ökologie. Zu den jüngsten Einzelausstellungen, Gruppenausstellungen und Performances gehören "A Handful of Dust" mit Viron Erol Vert, Berlin (2020); "Into the Wild", Festival "Unter Beobachtung. Kunst des Rückzugs", in Zusammenarbeit mit Dr. Hauschka/Wala, KulturRegion Stuttgart (2020); "Forces Times Distance - On Labour and its Sonic Ecologies", Sonsbeek, Niederlande (2020) und "Making Kin", Kunsthaus Hamburg (2020).

Phil Collins (*1970 in Großbritannien) ist bildender Künstler und Filmemacher, und lebt in Berlin und Wuppertal, Deutschland. Er ist Professor für Video und Performance an der Kunsthochschule für Medien in Köln. In den letzten zwei Jahrzehnten hat Collins Anerkennung für seine Projekte erlangt, die die Schnittpunkte von Kunst, Politik und Populärkultur erkunden. Seine Arbeiten, die sich in Form von Filmen, Installationen, performativen Situationen und Live-Events manifestieren, stellen die Aspekte der gelebten Erfahrung, das radikale Potenzial von Empathie und Verbundenheit sowie Stimmen, die oft missachtet oder unterdrückt wurden, in den Vordergrund.

Collins erwarb Abschlüsse an der University of Manchester (BA Englische Literatur und BA Drama) und an der University of Ulster in Belfast (MA Fine Art). Seit Anfang der 2000er Jahre hat er an Institutionen wie der Al-Ma'mal Foundation for Contemporary Art in Jerusalem, dem Platform Garanti Contemporary Art Center in Istanbul, dem Wexner Center for the Arts in Columbus, OH, und dem DAAD in Berlin hospitiert. Collins erhielt 2001 den Paul Hamlyn Award for Visual Arts und wurde 2006 für den Turner Prize und 2012 für den Artes Mundi Prize nominiert. Seine Werke befinden sich in öffentlichen Sammlungen wie dem Metropolitan Museum of Art und dem Guggenheim Museum in New York, der Tate Gallery und der Arts Council Collection in London, dem Walker Art Center in Minneapolis, dem Moderna Museet in Stockholm, dem Museum of Fine Arts in Boston, dem Irish Museum of Modern Art in Dublin, dem Museum moderner Kunst Stfitung Ludwig, Wien, und der National Gallery von Kanada in Ottawa.

Antoinette Yetunde Bintu Oni (*1994 in Großbritannien) ist eine britisch-nigerianische Architekturdesignerin und multidisziplinäre Künstlerin, die in London und Lagos, Nigeria, arbeitet. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem globalen Süden. Ihre Arbeiten befassen sich mit Postkolonialismus, Ressourcendegradation und dem Klimanotstand in der städtischen Umwelt, was sie in Form von spekulativen Collagen und Assemblage-Installationen zum Ausdruck bringt. Vor kurzem stellte sie eine Installation mit dem Titel "Community of the Divine Flood bei HOME by Ronan McKenzie" als Teil einer Gruppenausstellung multidisziplinärer Kunstschaffender aus.

Das skulpturale Werk, das ihre künstlerische Reife beweist, folgt der Tradition der Arte Povera, die mit gefundenen Objekten eine visuelle Geschichte erzählt, die den steigenden Meeresspiegel der Küstenstädte mit der Wassersymbolik abrahamitischer religiöser Motive verbindet. Zu den weiteren bemerkenswerten Arbeiten gehört die Gemeinschaftsausstellung New Commons Lagos to Berlin in der Galerie Wedding in Berlin, 2019. Die Ausstellung war Teil eines Residenz-Austauschprogramms, das von "SAVVY Contemporary, ZK/U" unterstützt wurde. Im Auftrag des Goethe-Instituts schuf sie eine knallige, neongrüne, collagierte Intervention, die die rassistische Auslöschung von Minderheitengemeinschaften aus dem Klimagespräch während der weit verbreiteten Extinction Rebellion-Proteste hervorhebt. Antoinette hat einen BA (mit Auszeichnung) in Architektur von der Manchester School of Architecture und ist außerdem Absolventin der Technischen Universität Delft. Derzeit absolviert sie einen Masterstudiengang in Architektur an der Central Saint Martins, University of the Arts London.

Al Hassan Issah (*1993 in Ghana) ist ein ghanaischer Künstler, der in Kumasi lebt und arbeitet. In seiner Arbeit erforscht er die Macht in Bezug auf Architektur und Modernität sowie deren Auswirkungen auf unsere heutige Gesellschaft. Derzeit ist er MFA-Student in der Abteilung für Malerei und Bildhauerei der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST). Issah hat 2016 an der OfKob Residency in Akuse (Ghana) und auch 2018 in Oyarefa (Accra, Ghana) teilgenommen. Issah hat außerdem an verschiedenen Gruppenausstellungen auf der ganzen Welt teilgenommen, darunter Convos on the Wind: an ode to the wilderness, kuratiert von der Foundation for Contemporary Art (FCA) bei Akropon (Odwira Festival), Failure is the Key, im K.N.U.S.T. Botanical Garden in Kumasi, Ghana, und Of Materials and Things, kuratiert von Exit Frame Collective bei La Condition Publique in Roubaix, Frankreich. Issah hatte auch seine erste Einzelausstellung mit dem Titel Seduced by the Charms of a Mistake in der Nubuke Foundation, Accra im Jahr 2022.

Refuge Worldwide ist eine Radiostation und Fundraising-Plattform mit Sitz in Berlin, Deutschland. Die Organisation wurde ursprünglich als Fundraising-Plattform gegründet, die mit Graswurzelbewegungen und gemeinnützigen Organisationen zusammenarbeitet. Im Januar 2021 startete Refuge eine Radiostation mit dem Namen Refuge Worldwide mit dem Ziel, die Musik und die Themen, für die sie sich einsetzen, zu verbreiten. Refuge arbeitet mit einer Reihe von Flüchtlingshilfevereinen, sozialen Gleichstellungsgruppen, Frauenrechtszentren, Obdachlosenorganisationen und Zentren zum Schutz von Opfern häuslicher Gewalt zusammen. Darüber hinaus setzt sich Refuge Worldwide für die Vertretung von Minderheiten ein und konzentriert sich auf den Aufbau von Gemeinschaften sowie die Schaffung eines sicheren Raums und der Visibilisierungunterrepräsentierter Künstlerinnen und Künstlere. Sie bieten Schulungsprogramme und Kurse in kreativen Bereichen, psychischer Gesundheit und Medien an. Diese sind immer wöchentlich in der Weserstraße 166, 12045 Berlin, Neukölln zu finden.

Pedro Oliveira (*1985 in Brasilien) ist ein brasilianischer Künstler und war Dozent für Medien- und Kulturwissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. In seiner Arbeit untersucht er die koloniale Politik der akustischen Gewalt, insbesondere die Artikulationen der Überwachung von Körpern durch Klang und Hörpraktiken. Seine aktuelle künstlerische Forschung befasst sich mit Akzenterkennungstechnologien innerhalb des deutschen Migrations- und Grenzregimes. Er ist auch ein Gründungsmitglied der Plattform Decolonising Design.

Farkhondeh Shahroudi (*1962 in Teheran) verließ im Jahr 1990 ihr Land und fand politisches Asyl in Deutschland. Derzeit lebt und arbeitet sie in Berlin. Sie studierte Malerei an der Al-Zahra Universität in Teheran, darauf folgte ein Studium der Kunst und Gestaltung an der Universität Dortmund. Ihre Installationen und Performances konzentrieren sich auf die Symbolik von Teppichen aus dem Nahen Osten, die sie in ihren vielfältigen Arbeiten in "mobile Gärten" verwandelt, die als Embleme für den Zustand der Künstlerin außerhalb ihres Geburtsortes dienen. Ihre Werke sind in mehreren Museen zu sehen, darunter in der Sammlung des British Museum in London und der Vehbi Koç Contemporary Art Foundation. Zu ihren persönlichen und kollektiven Ausstellungen gehören: Urban, Kommunale Galerie Berlin, Berlin, 2016; Symbiose zweier Welten, Palais Namaskar, Marrakech, 2013; Farkhondeh Shahroudi: Kunst und Text, Einzelausstellung, Art Laboratory, Berlin, 2007; Word into Art, The British Museum, London, 2006; Wächter/Guards, Einzelausstellung, Museum Pergamon, Museum für Islamische Kunst, Berlin, 2005.

Barthélémy Toguo (*1967 in Kamerun) ist ein kamerunischer Maler und Künstler, der in Paris, Frankreich, und Bandjoun, Kamerun, lebt und arbeitet. Toguo studierte an der National School of Fine Arts in Abidjan, Elfenbeinküste, an der École supérieure d'Art de Grenoble, Frankreich, und an der Kunstakademie Düsseldorf, Deutschland. Einige seiner Gemälde befinden sich in der Contemporary African Art Collection (CAAC) von Jean Pigozzi. Zwischen 2005 und 2007 baute er ein Kulturprojekt namens Bandjoun Station auf, ein Kunstzentrum in Kamerun, das einen Ausstellungsraum, eine Bibliothek, eine Künstlerresidenz und einen Bauernhof umfasst. Das Projekt wurde ins Leben gerufen, um zeitgenössische Kunst und Kultur in Bandjoun zu fördern. Toguo wurde 2011 in Frankreich zum Ritter des Ordens für Kunst und Literatur ernannt und erhielt 2018 ein Inga Maren Otto Fellowship in New York. Im Jahr 2016 wurde Toguo in die engere Auswahl für den Prix Marcel Duchamp, den renommiertesten Kunstpreis Frankreichs, aufgenommen. Im Oktober 2021 wurde Barthélémy Toguo von der UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay zum UNESCO-Künstler für den Frieden ernannt.

PDF TXT Bilder