Pressedienst Einzelansicht
Kultur
Heinrich-Heine-Institut
"Seelenburgen, Menschenwogen. Großstadt in Poesie und Fotografie"
Die Ausstellung läuft vom 14. August bis 6. November
Erstellt:
Dem eindrucksvollen Motiv der Großstadt in Poesie und Fotografie widmet sich die neue Sonderausstellung im Heinrich-Heine-Institut, Bilker Straße 12-14, vom 14. August bis 6. November. Im Rahmen der Sonderschau treten die zeitgenössischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Frank Andree, Torsten Köster, Marco Larousse und Roswitha Schleicher-Schwarz in Dialog mit ausgewählten Großstadtgedichten verschiedener Epochen.
Die vier Fotograf*innen haben ihren künstlerischen Schwerpunkt in der Streetfotografie, unterschiedlich ist ihre jeweilige Technik, die die vielfältigen Perspektiven auf die Städte widerspiegeln. So sind die Schwarz-Weiß-Aufnahmen selbst bereits eigenständige poetische Interpretationen der Stadt und scheinen nun in den zugeordneten Gedichten ihre lyrische Entsprechung zu finden. Die Ausstellung lädt die Besucherinnen und Besucher bei diesem Zusammenspiel auch zu eigenen Assoziationen ein.
Alle Gedichte wurden von den vier Schauspieler*innen Paula Götz, Jonas Laiblin, Falk Philippe Pognan und Paula Schäfer eingesprochen. Sie können mittels MP3-Player oder über QR-Codes mit dem eigenen Smartphone angehört werden.
Die Ausstellung eröffnet am Samstag, 13. August, um 18 Uhr im Heinrich-Heine-Institut. Nach einer Begrüßung durch die Direktorin Dr. Sabine Brenner-Wilczek werden die Fotograf*innen in einem Gespräch über ihre Arbeiten sprechen. Außerdem sind eine Einführung durch die Kuratorin Nora Schön, Gedichtrezitationen durch Paula Götz und musikalische Begleitung von Mathias Höderath (Jazz Piano) Teil des Abendprogramms. Der Eintritt ist frei.
Hintergrund:
Gedichte unterschiedlichster Epochen zeichnen in expressiver Sprache das Leben in den wachsenden Metropolen nach. Die Großstadt wirkt darin als Anziehungspunkt und Schreckensbild zugleich. So steht sie einerseits für unzählige Möglichkeiten und pulsierendes Leben, andererseits aber auch für die Technisierung des Alltags und die Angst des einzelnen Menschen vor der Anonymität einer Massengesellschaft.
Als einer der ersten deutschen Literaten thematisiert Heinrich Heine auf seinen Reisen 1828 das Großstadterleben im industrialisierten London: "(…) noch immer starrt in meinem Gedächtnisse dieser steinerne Wald von Häusern und dazwischen der drängende Strom lebendiger Menschengesichter mit all ihren bunten Leidenschaften (…)".
Trotz dieser höchst poetischen Beschreibung meint der Schriftsteller in seinen "Reisebildern" auch: "Schickt einen Philosophen nach London; bey Leibe keinen Poeten".
Spätestens mit Erscheinen der ersten Gedichtsammlung Großstadtlyrik im Jahr 1903 beweist sich jedoch die poetische Kraft des Stadt-Motivs. Das Großstadtgedicht ist fortan fester Bestandteil der deutschen Literatur und wird zum Sinnbild des Lebensgefühls der Moderne.
Hochphasen der deutschsprachigen Großstadtlyrik sind die Jahre zwischen 1910 und 1933 mit den Epochen des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit. Autor*innen - wie Georg Heym, Erich Kästner, Joachim Ringelnatz oder Mascha Kaléko - verfassen zahlreiche Gedichte. Weitverbreitet sind noch heute Kurt Tucholskys "Augen in der Großstadt" oder Franz Werfels "Menschenblick". In der Ausstellung werden jedoch auch die Werke von einst renommierten Großstadtdichter*innen präsentiert, die heute beinahe in Vergessenheit geraten sind.
In der Fotografie wird die zunehmende Urbanisierung seit der Entstehung der ersten Großstädte ebenfalls festgehalten. Heute bildet die Straßenfotografie oder auch Streetfotografie ein eigenes Genre. Nicht nur architektonische Details, sondern auch die Dokumentation des Menschen im urbanen Umfeld sind charakteristisch für diese Stilrichtung.
Das weitere Begleitprogramm:
Kuratorinnenführungen
"Augen in der Großstadt"
Donnerstag, 25. August, 19 Uhr und
"Häuserreihn mit ihrem Lichtgefunkel"
Mittwoch, 28. September, 19 Uhr, jeweils im Heinrich-Heine-Institut
Der Eintritt ist frei
Bei der Führung durch die Sonderausstellung mit der Kuratorin Nora Schön werden Gedichte und Fotografien näher vorgestellt.
"Im Menschentrichter / Millionen Gesichter"
Großstadtlyrikabend mit Musik
Donnerstag, 13. Oktober, 18 Uhr, Heinrich-Heine-Institut
Eintritt: 6 Euro / ermäßigt 3 Euro
Die musikalische Lesung mit dem Schauspieler Falk Philippe Pognan widmet sich der Vielfalt an Großstadtlyrik unterschiedlicher Epochen. Rezitiert werden berühmte Gedichte von Rainer Maria Rilke, Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz, aber auch unbekanntere Werke von einst renommierten Großstadtdichter*innen. Musikalisch begleitet wird die Soirée durch die Pianistin Ani Ter-Martirosyan.
Finissage: "Streetfotografie: Die Kunst, das Besondere im Alltag zu sehen"
Vortrag von Marco Larousse
Samstag, 5. November, 18 Uhr, Heinrich-Heine-Institut
Eintritt: 6 Euro / ermäßigt 3 Euro
In seinem Vortrag berichtet Marco Larousse von seiner Arbeit als Streetfotograf. Er erläutert, wie aus einer Momentaufnahme im Alltag ein poetisches Bild entsteht, das eine Geschichte erzählt. Auch die wichtige dokumentarische Bedeutung der Streetfotografie für die Gesellschaft wird Teil seines Vortrags sein.
Das Museum öffnet Dienstag bis Freitag 11 bis 17 Uhr, Samstag 13 bis 17 Uhr und Sonntag 11 bis 17 Uhr.
Das Platzangebot für alle Veranstaltungen ist begrenzt. Bitte melden Sie sich an unter 0211-8995571 oder anmeldungen-hhi@duesseldorf.de.
Zu den Fotograf*innen:
Frank Andree, geboren und aufgewachsen in Bad Frankenhausen /Thüringen, ist Jurist und Fotograf. Nach erfolgreichem Studium der Rechtswissenschaften an der Humboldt-Universität lebt und arbeitet er in Berlin. 2014 verlagerte sich seine berufliche Orientierung in Richtung Fotografie und digitale Kunst. Zentrales Thema seiner künstlerischen Tätigkeit ist Straßenfotografie in Schwarz-Weiß. Als Autodidakt fotografiert er das Leben in seinem urbanen Umfeld, ständig auf der Suche, die Ästhetik des Augenblicks einzufangen.
In Stuttgart geboren hat Torsten Köster, dank einer Pocketkamera, die er als Achtjähriger zu Weihnachten geschenkt bekam, noch im gleichen Jahrzehnt seine Liebe zur Fotografie entdeckt. Später absolvierte er eine klassische Fotolaboranten-Ausbildung in einem Fachlabor. Heute arbeitet er hauptberuflich als IT-Spezialist. Seine Aufnahmen, die zum größten Teil in seiner Heimatstadt Stuttgart gemacht werden, entstehen in Anlehnung an die klassische Streetfotografie: Szenen und Ausschnitte mit Menschen im urbanen Raum.
Marco Larousse ist ein international tätiger Street- und Dokumentarfotograf aus Hamburg. Mit über 30 Jahren Erfahrung in der Fotografie arbeitet er heute analog und digital. In den 1990er Jahren hat er seine Leidenschaft für die klassische Streetfotografie entdeckt. Heute ist es ihm wichtig, dieses Kunst- und Dokumentargenre zu erhalten, um zukünftigen Generationen den ungestellten Alltag der Gegenwart durch Fotos zugänglich zu machen.
Im Jahr 2007 legte Roswitha Schleicher-Schwarz den Aquarellpinsel zur Seite und widmet sich seitdem der Fotografie. Das Foto dient ihr als Ausgangsmaterial, bei dem sie durch Bildbearbeitung die maßgeblichen Aspekte herausarbeitet. Das Anpassen der vermeintlichen Realität eines Fotos an die tatsächlichen Empfindungen ist für sie der wesentliche Schritt bei der Realisierung ihrer Bilder. Ihr Markenzeichen sind Streetfotos, die durch Weichzeichnung und Hervorhebungen ihre Wirkung entfalten.
Weitere Informationen erteilt Nora Schön, Telefon 0211-8995582, E-Mail: nora.schoen@duesseldorf.de