Afrika gewinnt einen zweifelhaften Ruhm: Als der Kontinent der Stromabschaltungen. Ist die große Armut daran schuld? Nein - paradoxerweise gerade der wachsende Wohlstand. Mehr Leute können sich Elektrogeräte leisten - aber die zentralistisch organisierte Stromversorgung reicht nicht aus.
Die gigantischen Wasserkraftwerke - die bestehenden und die noch größeren, die geplant sind - arbeiten für den Export, um Devisen einzubringen. Ebenso wie das Desertec-Projekt in der nördlichen Sahara, wenn es denn zustande kommt.
Karimou kommt aus dem Niger und studiert in Düsseldorf Ingenieurwissenschaften; Dr. Médard Kabanda aus dem Kongo ist Dozent für Soziologie in Osnabrück. Beide haben eine Recherche zum Thema "Erneuerbare Energien in Afrika" begonnen; erste Ergebnisse stellten sie auf dem Tagesseminar von Dialog International und Lernen-Helfen-Leben, Samstag, 6.7.2013 im Agenda21-Raum der Düsseldorf-Arcaden vor. Die beiden Vereine hatten 2010 die zweite Düsseldorfer Konferenz "Solarenergie für Afrika" organisiert. Ob und wann es eine dritte Konferenz geben wird und wann endlich auch Veranstaltungen in Afrika selbst durchgeführt werden können, ist noch nicht ganz klar. Klar ist aber, dass "Solarenergie für Afrika" nicht mehr heißen kann, "die" Afrikaner mit Konzepten aus dem fernen Europa zu beglücken. Muepu Muamba aus dem Kongo hatte zur Einführung das - meist zentralistische - Konzept der nationalen Energiegesellschaften in Afrika erläutert. Erneuerbare Energien, das wurde in den Diskussionen deutlich, benötigt aber eine dezentrale Struktur.
Für uns war es eine Ermutigung, dass an dem Seminar zahlreiche Kameruner teilnahmen, die im Rheinland Ingenieurwissenschaften studieren, aber auch ein Senegalese. Besonders erfreulich: Auf eine afrikanische Ingenieurstudentin war dabei. Insgesamt war die Zahl der afrikanischen Teilnehmer höher als die der Deutschen! Sie wollen jetzt, gemeinsam mit Médard und Karimou das Thema weiter verfolgen. Welche Ansätze gibt es, erneuerbare Energien zum Nutzen der afrikanischen Bürger einzusetzen? Wie können sie regionale Wirtschaftsstrukturen stärken statt nur internationale Konzerne? Können Genossenschaften in Dörfern oder Stadtviertel kleine Kraftwerke gemeinsam betreiben, instand halten, das Fachwissen pflegen, erweitern und sich gegen Pfusch-Anbieter wehren? Wo sind schon interessante Projekte in afrikanischen Ländern eingeführt? Karimou hat einige Praxisbeispiele vorgestellt, aber auch Prognosen, was in den nächsten 10 bis 20 Jahren für Afrika zu erwarten ist. Wir hätten mehrere Tage für das Thema benötigt, das wurde schnell klar...
Die Veranstalter wollen weitere Themen bearbeiten, die mit Afrika, Umwelt und Energie zu tun haben. Als Nächstes ist für den September ein Seminar geplant, welches nach Lösungen für den ausufernden Batteriemüll in Afrika sucht mit Experten aus dem Bundesumweltamt und dem Öko-Institut in Freiburg.
Dr. G. Pauli