Die Pflege ist in Deutschland weiterhin von einer stetig steigenden Anzahl von Menschen gekennzeichnet, die eine professionelle Versorgung zuhause oder in einer Einrichtung benötigen. Angesichts des demografischen Wandels wird sich dieser Trend in den nächsten Jahren fortsetzen.
Pflegebedürftige und ihre Angehörigen werden allerdings ohne Hilfe auskommen müssen, wenn niemand da ist, der sie professionell unterstützt. Eine ganz wesentliche Stellschraube zur Sicherstellung der Versorgungskontinuität liegt deshalb bei der Frage des Pflegepersonals.
Es wird in Zukunft eine ständig größer werdende Anzahl von Menschen benötigt, die in der Pflege mit großem Engagement und hoher Empathie entsprechend qualifiziert arbeiten wollen. Der Deutsche Städtetag geht davon aus, dass sich das Problem weiter dramatisch verschärft, wenn die Babyboomer, die derzeit noch in der Pflege arbeiten, in Rente gehen. Dann müssen nicht nur diese Menschen durch neue Pflegekräfte ersetzt werden, sondern es muss auch mitbedacht werden, dass viele der Babyboomer selbst pflegebedürftig werden können.
Gleichzeitig ist der deutsche Arbeitsmarkt nicht nur in der Pflege, sondern auch in vielen anderen Bereichen von einem großen Fachkräftemangel geprägt. Die Pflegedienste und Einrichtungen sehen sich einem starken Wettbewerb um die am Markt verfügbaren Arbeitskräfte ausgesetzt. Der Städtetag schätzt vor diesem Hintergrund, dass in kommenden Jahren in Deutschland insgesamt 300.000 Pflegekräfte fehlen werden, wenn nicht umgehend nachgesteuert wird.
Der Begriff des Pflegenotstandes ist nicht zuletzt aufgrund dieser hier nur ansatzweise geschilderten komplexen und schwierigen Ausgangslage weiterhin in aller Munde. Vor diesem Hintergrund stellt sich deshalb auch die Frage, welche Rolle die Kommunen im Kontext des Pflegekräftemangels einnehmen können.
- Welche Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb der von Bund und dem Land vorgegebenen gesetzlichen Rahmenbedingungen hat die Kommune vor Ort?
- Also, was kann die Landeshauptstadt Düsseldorf selbst ganz praktisch unternehmen? Wie können die Handlungs- und Lösungsansätze aussehen, die von der Düsseldorfer Stadtgesellschaft selbst verfolgt werden können?
- Wie kann die Landeshauptstadt Düsseldorf die Stadtgesellschaft bei der Problemlösung unterstützen?
Die Kommunen sind aufgrund ihrer Kenntnisse der jeweiligen örtlichen Strukturen und Bedarfe, ihrer lokalen Vernetzung und ihrer Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern und den Anbieterinnen und Anbietern von Pflegeleistungen ganz grundsätzlich dazu gut geeignet, die Entwicklung tragfähiger Pflegestrukturen voranzutreiben und zu steuern.
Neben einer Letztverantwortung für die Versorgung der örtlichen Bevölkerung im Sinne der Daseinsvorsorge haben sie ebenfalls eine moderierende Rolle. Sie können die wesentlichen lokalen Akteure mit dem Ziel einer gemeinsamen Bestandsaufnahme sowie der Erarbeitung von lokalen Handlungs- und Lösungsmöglichkeiten zusammenführen.
So wie es mit unserem Fachtag Pflegekräfteoffensive am 18. November 2022 unter Einbeziehung von überregional tätigen Expertinnen und Experten ganz praktisch umgesetzt wurde.
Initiiert wurde der Fachtag auf der Grundlage eines im Ausschuss für Gesundheit und Soziales des Rates der Landeshauptstadt Düsseldorf im März 2022 getroffenen Beschlusses. Der Fachtag sollte deshalb die konkrete Situation in Düsseldorf darstellen, Problemlagen identifizieren und lokale Handlungs- und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen.
Auf dieser Internetseite finden Sie die Dokumentation des aus meiner Sicht sehr erfolgreichen Fachtages, der uns eine ausgezeichnete Grundlage für die weiteren Beratungen gibt.
Als Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Soziales der Landeshauptstadt bedanke ich mich ganz herzlich bei
- den mehr als 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Fachtag, die sich die Zeit genommen haben und ins Rathaus gekommen sind oder den Fachtag digital verfolgt haben,
- den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung, die diesen Fachtag innerhalb kurzer Zeit organisiert und die Durchführung unterstützt haben
- und der Moderatorin Frau Sabine Wagner, die professionell und engagiert durch den Fachtag geführt hat.
Mein ganz besonderer Dank gilt den vielen Expertinnen und Expertinnen, die sich durch ihre ausgezeichneten Vorträge oder Teilnahme an den Fragerunden in die Diskussion eingebracht haben. Sie haben uns den entscheidenden Input geliefert, den es nun aufzuarbeiten gilt.
Ihr
Andreas-Paul Stieber
Ratsherr der Landeshauptstadt Düsseldorf
Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Soziales