Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Herzog von Jülich und Berg (Jan Wellem), ab 1690 auch Kurfürst von der Pfalz, regiert in Düsseldorf
Als Sohn Herzog Philipp Wilhelms, des späteren Kurfürsten, wurde Johann Wilhelm am 19.04.1658 in Düsseldorf geboren. Sein Vater übertrug ihm 1679 de facto die Herrschaft über die niederrheinischen Herzogtümer und residierte bis zu seinem Tode als Kurfürst von der Pfalz in Neuburg. Johann Wilhelm heiratete 1678 die Kaisertochter Erzherzogin Maria Anna und begann umgehend, seine Geburts- und Residenzstadt zu einem repräsentativen Fürstensitz auszubauen und nach Süden hin zu erweitern. Sein Repräsentationswillen mußte sich mit der Übernahme der Kurwürde im Jahr 1690 zwangsläufig noch verstärken. Die zweite, 1691 geschlossene Ehe mit Anna Maria von Florenz aus dem Geschlecht der Medici - seine erste Frau war 1689 verstorben - leistete seinem Wunsch nach anspruchsvoller Lebensführung Vorschub, brachte sie doch eine äußerst ansehnliche Mitgift in die Ehe. Er ließ u.a. das Stadtschloß, Ballhaus und das alte Schloß Benrath renovieren, Marstall, Orangerie und Hofbräuhaus neu erbauen. Zudem war er ein wahrhaft fürstlicher Mäzen der schönen Künste, wobei hier an erster Stelle an die Gemäldegalerie zu denken ist. Sie wurde nicht zuletzt durch Stücke aus dem Besitz der Kurfürstin Anna Maria aufgewertet, die sie aus ihrer Florentiner Heimat mitgebracht hatte. Auch die in Düsseldorf gefeierten Feste, die damit verbundene Beherbergung von Gästen sorgten für eine steigende Prosperität der Stadt. Schließlich brachte die Hauptstadtfunktion Arbeit und Geld in die Stadt; wie stark Düsseldorf allein von der Residenzfunktion zehrte, sollte sich nach dem Tod des Kurfürsten zeigen. Aber Jan Wellem, wie er von Zeitgenossen des 17. wie des 21. Jahrhunderts genannt wird, hat die Stadt Düsseldorf auch genauso behandelt, wie dies ein absolutistischer Fürst zu tun pflegte. Er beschnitt Steuerrechte, griff stark in die innere Organisation der Zünfte ein und besetzte wichtige Ratsposten mit engen Vertrauten. Das von Grupello geschaffene Reiterdenkmal ist wegen seiner kunsthistorischen Bedeutung immer wieder gewürdigt worden, muß aber auch als politisches Zeichen der Macht und Selbstdarstellung des Fürsten in seiner Stadt gesehen werden. Der 8. Juni 1716 sollte der letzte Tag sein, an dem Düsseldorf Residenzstadt im engeren Sinne war und nicht nur fürstliche Etappe. Nach Jan Wellems Tod und der Bestattung im Mausoleum der Andreaskirche ließ sich kein regierender Fürst mehr dauerhaft in der Stadt nieder. .
Portrait von Johann Wilhelm II
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