Zukunftsbaumliste Düsseldorf
In früheren Zeiten und insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg setzten Städte auf schnell wachsende Bäume, um das Stadtbild zügig wieder mit frischem Grün zu prägen. Heute setzen zukunftsorientierte Städte auf rund 190 Baumarten, die sich für eine Pflanzung im urbanen Raum besonders eignen: die so genannten Zukunftsbäume.
Bäume in der Stadt sind einer Vielzahl von Einflüssen ausgesetzt, die in ihrer natürlichen Umgebung nicht oder nur begrenzt vorkommen. Eine Anpassung an diese Einflüsse ist nur bedingt oder gar nicht möglich. Die Folge einer negativen Entwicklung eines Baumes hat nachteilige Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit, aber auch auf die Lebenserwartung der Bäume. Dadurch entstehen zusätzliche Kosten, die durch die Optimierung der Standortbedingungen, eine gute Pflanzenqualität, die Auswahl einer geeigneten Baumart und regelmäßige und qualifizierte Pflege reduziert werden können.
Zu den negativen Einflüssen, denen Straßenbäume ausgesetzt sind, zählen unter anderem:
- reduzierter Sauerstoffgehalt der Bodenluft
- Streusalz-, Chemikalien- und Öleintrag
- mechanische Beschädigungen durch Kraftfahrzeuge
- Wurzelbeschädigungen durch Leitungsverlegungen und Straßenbauarbeiten.
Die sich bereits abzeichnenden Klimaveränderungen zeigen sich durch:
- erhöhte Strahlungsenergie
- unregelmäßige Niederschläge und längere und trockenere Sommer
Hinzu kommt die steigende Anzahl unterschiedlicher Baumkrankheiten, die in jüngster Vergangenheit vermehrt auftreten, sich ausbreiten und damit den vorhandenen Baumbestand schwächen.
In diesem Zusammenhang erscheint die derzeit vorhandene Verteilung der Straßenbaumarten in Düsseldorf problematisch. 67 Prozent aller Straßenbäume sind nur fünf Baumgattungen zuzuordnen.
Angesichts der sich verändernden Klimabedingungen in der Stadt und der damit verbundenen Zunahme von klimabedingten Stressfaktoren für die Stadtbäume erscheint die Verwendung einer größeren Vielfalt an geeigneten Baumgattungen und -arten sinnvoll. Das Ziel bei der Wahl geeigneter Baumarten liegt darin, standortgerechte Arten zu finden, ohne die Artenvielfalt zu reduzieren. Dadurch wird der Gefahr begegnet, dass durch Krankheiten oder Schädlinge, die noch nicht aufgetreten sind oder sich noch nicht ausgebreitet haben, eine hohe Anzahl an Bäumen befallen würde. Daher sollte das Artenspektrum möglichst breit gefächert sein.
Mit der vorliegenden Auswahl steht in den nächsten Jahren eine Vielzahl von Baumarten für die Begrünung von Straßen und Parkanlagen im Düsseldorfer Stadtgebiet zur Verfügung. Die hier vorgestellte Liste ist nicht statisch, sie wird fortlaufend durch die gemachten Erfahrungen weiter entwickelt und durch aktuelle Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen fortgeschrieben.
Methodik
Der komplexen Thematik, geeignete Baumarten und Sorten zu benennen, die in der Lage sind, unter den zu erwartenden Klimaveränderungen zu gedeihen und sich zu entwickeln, hat sich eine Reihe von wissenschaftlichen Publikationen gewidmet.
Bei der Bestimmung von Baumarten als Zukunftsbäume spielen Faktoren wie Wuchskraft, Lebenserwartung, Pflegeaufwand, Widerstandsfähigkeit, Bruchsicherheit und Fruchtbildung eine Rolle. Ein weiteres Kriterium sind die Winterhärtezonen. Düsseldorf liegt zurzeit in der Zone 7, das bedeutet, dass in der Stadt eine mittlere jährliche Minimumtemperatur zwischen –17,7 und –12,3 Grad herrscht. Für die Auswahl der Bäume heißt das, alle Baumarten mit gleichem oder kleinerem Index als Düsseldorf eignen sich für die Pflanzung. Arten, deren Index höher ist, müssen kritisch überprüft werden. Auch miteinbezogen wurde die Eignung bestimmter Arten als Bienenweide, also wie bienenfreundlich ein Baum ist.
Folgende Baumarten werden unter anderem für Neupflanzungen im Straßenraum favorisiert: Amberbaum, Baumhasel, Baummagnolie, Blumenesche, Buche, Edelkastanie, Eiche, Feldahorn, Ginkgo, Gleditschie, Hainbuche, Hopfenbuche, Japanische Zelkove, Judasbaum, Linde, Schnurbaum, Tulpenbaum, Zierapfel oder Zierkirsche
Nachdem die Baumarten auf alle Faktoren kontrolliert wurden, bekamen sie Schulnoten von 1 bis 4. Eine Note 1 besagt, dass die Baumart aufgrund ihrer Eigenschaften als Zukunftsbaum geeignet ist. Die meisten dieser Arten wurden bereits in Düsseldorf getestet und sollen weiter verbreitet werden. Beispielhafte Arten sind der Feldahorn oder die Stadtlinde. Hingegen weist eine Note 4 darauf hin, dass es sich um einen Baum handelt, der sich aufgrund von hoher Anfälligkeit für Bakterien- oder Pilzbefall, Bruchgefahr und weiteren negativen Eigenschaften nicht für eine zukunftsträchtige Neupflanzung eignet. Ein Beispiel hierfür ist die Esche.
Park, Wald oder Straße – Bäume haben es nicht immer leicht
Baum ist nicht gleich Baum und Standort ist nicht gleich Standort.
Je nachdem ob an der Straße, im Park oder Forst gepflanzt wird, unterscheiden sich die Baumarten, die Pflege und die Standortbedingungen für die Pflanzen.
69.000 Bäume prägten die Düsseldorfer Straßen – der Sturm entwurzelte davon 2.860 Bäume, rund 8.268 wurden beschädigt. Arten wie Linden, Kastanien oder Platanen sind am häufigsten vertreten. Bei den Straßenbäumen ist eine regelmäßige Pflege wichtig. Es wird jährlich kontrolliert, ob die Bäume den Verkehr gefährden. Pflanzenschnitte sollen gefährlichen Astbrüchen vorbeugen. Der Straßenbaum hat es von den Standortbedingungen am schwersten: Ist die Baumscheibe zu klein, der Pflanzstreifen zu eng oder die Beeinträchtigung durch den Verkehr zu groß, wirkt sich das auf die Gesundheit des Baumes aus. Schadstoffe wie Streusalz belasten zusätzlich. Straßenbäume werden im Durchschnitt bis zu 100 Jahre alt.
Die Bäume dort prägen das Erscheinungsbild der Parks durch ihren Wuchs, ihre Blüten und Blätter. Die Pflege vollzieht sich ähnlich wie bei den Straßenbäumen. Auch im Park sind die Bäume Gefahren ausgesetzt, wie Pilzerkrankungen. Die nahmen in den letzten Jahren zu und stellen ein Problem dar: Die Holz zerstörenden Organismen gefährden die Standsicherheit, ohne zu äußerlich sichtbarem Vitalitätsverlust zu führen. Parkbäume können doppelt so alt wie Straßenbäume werden.
Es gibt über eine Million Bäume in den Wäldern Düsseldorfs – der Sturm nahm etwa 20.000. Im Forst gilt es einheimische Baumarten zu setzen, wie die Rotbuche oder die Stieleiche. Zu den regelmäßigen Pflegemaßnahmen zählen die Durchforstung, also die Entnahme von Bäumen, die Naturverjüngung (natürliche Vermehrung aus Samen) sowie die Nachpflanzung. Waldbäume sind wie ihre Vertreter in der Stadt von Krankheit bedroht. Pilze und Schädlinge müssen den Baum jedoch nicht automatisch bedrohen. Sie können auch nur saisonal auftreten und von den gesunden Bäumen kompensiert werden. Die ältesten Eichen und Buchen in den Düsseldorfer Wäldern sind 250 Jahre alt.