Der Planungsraum des Ökotops Heerdt gehörte ursprünglich überwiegend zu einem Gartenbaubetrieb, vereinzelt bestanden auch Wohngebäude und einzelne gewerblich genutzte Baukörper. Weite Bereiche lagen jedoch brach und waren durch eine dichte Ruderalvegetation geprägt. Die schon in den 90er Jahren gegebene Nachfrage nach Wohnraum legte auch in diesem Bereich des Stadtgebietes die Entwicklung von Wohnbauflächen nahe. Dabei sollten die Ideen des Vereins „Ökotop Heerdt e.V.“, zu einem Planungsmodell für ein integriertes ökologisches System, in besonderer Weise berücksichtigt werden.
Das Plangebiet liegt im nordwestlichen Bereich des Stadtteiles Heerdt, an der Grenze zum Stadtgebiet von Meerbusch. Für das Plangebiet gelten die Regelungen des Bebauungsplanes Nr. 4978/011 - Ökotop Heerdt. Er wird im Nordwesten vom Verlauf des Böhler Weges, im Süden von der Brüsseler Straße, im Osten von gewerblichen Bauflächen und im Nordosten von der Krefelder Straße begrenzt.
Ziele
Ziel der Planungen war es, einen Siedlungsbereich zu schaffen, der beispielhaft ökologische Aspekte mit einer besonderen Lebens- und Wohnqualität verbindet. Das Gebiet teilt sich hauptsächlich in drei Teilbereiche, die baulich deutlich unterschiedliche Charakteristika aufweisen. Einerseits finden sich im Bereich der Krefelder Straße die Baugebiete WR 1 bis WR 3, die durch Geschosswohnungsbau geprägt sind. Ergänzend schließen sich südlich die Baugebiete WR 5 und WR 6 an, die durch Einfamilienreihenhäuser geprägt werden. In beiden Bereichen legt der Bebauungsplan seinen Schwerpunkt auf eine ökologisch orientierte Bebauung. Dabei sollte ein sparsamer Umgang mit dem zur Verfügung stehenden Baugrund mit einer hoher Wohnqualität verbunden werden. Im Geltungsbereich des Bebauungsplanes schließt sich östlich ein Gewerbegebiet an, das mit den Wohnnutzungen verträgliche, gewerbliche Nutzungen aufnimmt. Das ebenfalls festgesetzte Sondergebiet dient der Unterbringung eines ökologischen Zentrums mit den notwendigen Nebeneinrichtungen.
Südwestlich an die bebauten Bereiche schließt sich eine große, öffentliche Grünfläche mit darin eingebetteten Kleingartenanlagen an. Diese Kleingärten sind zu sogenannten Rundlingen gruppiert, die um eine zentrale gemeinsame Fläche gruppiert sind. Die Rundlinge liegen als private Grundstücke, wie Inseln, innerhalb der ausgedehnten öffentlichen Grünflächen des Ökotops und gliedern den Landschaftsraum. Im Umfeld der Rundlinge finden sich Flächen für die Vogelbeobachtung, ein ökologisches Zentrum und diverse Spiel- und Erlebnisräume.
Die beiden Baugebiete WR 5 und WR 6 bilden mit ihrer aufgelockerten Bebauung den Übergang zum Landschaftsraum des Ökotops. Die Bebauung in Form von Reihenhäusern ermöglicht hier eine familiengerechte aber dennoch verdichtete und flächensparende Wohnbebauung. Durch die Minimierung der inneren verkehrlichen Erschließung entsteht im Plangebiet ein geschützter Raum, der ruhiges Wohnen und Freiflächen mit hoher Aufenthaltsqualität verbindet. Die vielfältigen Lern- und Erlebnisangebote des Biotops bieten auch pädagogisch wertvolle Anreize. Die Grünflächen des Ökotops sind für unterschiedliche Altersgruppen vorgesehen und weisen entsprechend gestalteten Frei- und Spielräume auf.
Auch wenn der Bebauungsplan Nr. 4978/011 bereits im Jahr 1993 Rechtskraft erlangte, wurden die Baugebiete WR 3 und WR 5 erst im Jahr 2015 einer baulichen Realisierung zugeführt. Im Zentrum der Einfamilienhausbebauung im Baugebiet WR 5 entstand ein „Dorfanger“ als Mittelpunkt des neuen Wohnquartiers. Eine Kindertageseinrichtung mit entsprechenden Betreuungsangeboten rundet die baulichen Strukturen sinnvoll ab.
Die Baugebiete, aber auch die Kita, sind durch Fuß- und Radwege gut mit den angrenzenden Freiflächen verknüpft. Die Baukörper in den Baugebieten WR 3 und WR 5 zeigen mit dem durchgehend verwendeten Fassadenmaterial Holz und ihrer gemeinsamen Architektursprache ein zusammenhängendes, qualitätvolles Gestaltungskonzept. Als Passivhäuser werden die Werte für Primärenergiebedarf und Transmissionswärmeverluste im Vergleich zu konventionellen Baustandards deutlich unterschritten. Die Gebäude sind nach dem KFW-Effizienzhaus 55-Standard zertifiziert, die Wärmeversorgung erfolgt über ein zentrales Blockheizkraftwerk, das mit Biogas betrieben wird.
Das Ökotop Heerdt ist ein Wohngebiet, das beispielhaft eine hohe architektonische Gestaltungsqualität mit ökologischen und sozialen Zielsetzungen verbindet.
Bauherr
Wilma Wohnen Rheinland GmbH, Ratingen
Architekten
Konrath und Wennemar Architekten Ingenieure, Düsseldorf