Quartier Seestern

Anlass

Im Seestern ist einiges in Bewegung: bislang vor allem durch Büros und Hotels geprägt, entwickelt sich dieser zu einem gemischt genutzten Quartier. Ausgehend von der derzeitigen Dynamik auf dem Düsseldorfer Wohnungsmarkt ist zudem von weiteren Vorhaben im Seestern, u.a. zur Erhöhung des Wohnanteils, auszugehen.

Um diesen Projekten einen abgestimmten Rahmen geben zu können und weitere Nutzungsangebote mitzudenken, führte das Stadtplanungsamt einen öffentlichen Bürgerworkshop zur Zukunftsperspektive des Quartiers durch.

Der Ablauf des Workshops und die dort geführten Themendiskussionen werden in der hier zur Verfügung gestellten Dokumentation dargestellt.

Plangebiet

Der Seestern ist ein ab den 1960er Jahren als Entlastungszentrum geplantes Bürogebiet im linksrheinischen Stadtteil Lörick, im Stadtbezirk 4.

Das engere Seesternareal bilden die Flächen zwischen Lütticher Straße, Brüsseler Straße und nördlich der Hansaallee. Entwicklungen der 1990er Jahre führten zu einer Erweiterung des eigentlichen Seesterns auf Flächen südlich der Hansaallee zwischen Prinzenallee/Brüsseler Straße und Heerdter Lohweg sowie am Albertussee. Hier befinden sich verschiedene Bürostandorte mit eigenen Standortbezeichnungen wie z. B. der Prinzenpark, der Vodafone-Campus sowie der Albertusbogen.

Heute umfasst der Seestern insgesamt etwa 520.000 qm Bruttogrundfläche (BGF) und ist nach dem Kennedydamm der zweitgrößte Büroschwerpunkt in Düsseldorf. Mehr als 10.000 Beschäftigte arbeiten an diesem Standort. Neben den Büroarbeitsplätzen bestehen zudem fünf Hotelstandorte.

Erschlossen wird der Seestern u. a. über die ihn tangierende Bundestraße 7 (Brüsseler Straße) sowie mehrere Stadtbahn- und Bushaltestellen. Die seit September 2018 verkehrenden Metrobuslinien halten an drei Haltestellen im Bereich Seestern und bieten damit Anschluss an die größten Verknüpfungspunkte im Stadtgebiet. Ein Anschluss an das zukünftige Radhauptnetz ist beabsichtigt.

© Landeshauptstadt Düsseldorf

Workshop (Qualitätssicherndes Verfahren)

Um gemeinsam Entwicklungsziele für das Quartier am Seestern zu formulieren sowie Beiträge für weitere Planungsschritte und konkrete Maßnahmenvorschläge zu liefern, kamen am 5. Juni 2018 von 16 bis 21 Uhr etwa 90 Personen zu einem Workshop im Lindner Congress Hotel zusammen. Unter den Teilnehmenden waren neben Anwohner*innen und Vertreter*innen ortsansässiger Vereine und der Standortinitiative Seestern auch weitere Nutzer*innen bzw. Eigentümer*innen von Immobilien am Seestern sowie verschiedene Investor*innen und Projektbeteiligte der geplanten Neubauvorhaben. Auftakt des Workshops Zukunftsperspektive Quartier Seestern war ein gemeinsamer Rundgang durch das Quartier. Eine Ausstellung im Hotel gab einen kleinen Überblick über aktuelle Vorhaben und zeigte die Rahmenbedingungen der weiteren Quartiersentwicklung in den Themenfeldern Städtebau, Öffentlicher Raum, Nutzungen und Mobilität auf.

Die Beigeordnete für Planen, Bauen, Mobilität und Grundstückswesen der Landeshauptstadt Düsseldorf, Cornelia Zuschke, eröffnete die Werkstatt. Sie wies auf die herausragende Bedeutung des Standorts Seestern für die Stadt Düsseldorf hin und stellte die für die Werkstatt zentrale Frage, welche Nutzungsmischung und wie viel Dichte der Seestern verträgt. Der anschließende Vortrag zur Studie "Out of Office" gab Einblicke in die Umnutzung an anderen Bürostandorten wieder und ordnete die aktuellen Entwicklungen am Seestern mit einem Blick von außen ein.

Zur Einstimmung in die im Mittelpunkt des Abends stehenden Diskussionsrunden wurden zwei lokale Akteure zu ihren Wünschen für das Quartier Seestern um kurze Statements gebeten: Dirk Lindner wies als Vertreter der Standortinitiative Seestern darauf hin, dass der Seestern schon heute eine hohe Lebensqualität biete. Zukünftig gelte es, die vorhandenen Stärken weiter auszubauen. Gleichzeitig müsse die Verkehrsanbindung verbessert und die soziale Infrastruktur ausgebaut werden - denn die neue Wohnbebauung sei grundsätzlich begrüßenswert, könne aber keine bestehenden Probleme lösen. Horst Seidenberg, der als Vorsitzender des Bürgervereins Lörick an der Veranstaltung teilnahm, sieht in der entstehenden Wohnbebauung eine Wiederannäherung des bisher von einer anderen Maßstäblichkeit und anderen Nutzungen geprägten Seesterns an den umliegenden Stadtteil Lörick. Auch er wies darauf hin, dass Verkehrs- und soziale Infrastruktur den Wohnungsbau begleiten müssten.

Außerdem solle die Entwicklung auf den ortsansässigen Sportverein Rücksicht nehmen und mögliche Konflikte zwischen Sportlärm und neuen Nutzungen beachten. Mit Blick auf die anstehenden Projekte wünsche er sich eine attraktive architektonische Gestalt, die Identität stiften und dazu beitragen könne dem Seestern ein neues Gesicht zu geben. Im Mittelpunkt des Abends standen zwei rund 45-minütige Diskussionsrunden in kleineren Gruppen, in denen die Teilnehmenden ihre Ideen und Anregungen für die Weiterentwicklung des Seesterns einbringen konnten. Zentrale Themen an den Thementischen waren Städtebau, Öffentlicher Raum, Nutzungen und Mobilität. Für fachliche Rückfragen standen Vertreter*innen unterschiedlicher Fachämter der Landeshauptstadt Düsseldorf als Tischpat*innen bereit. Zum Abschluss der Veranstaltung wurden die Ergebnisse aus beiden Gesprächsrunden von den jeweiligen Tischpaten im Plenum vorgestellt und anschließend durch Statements des externen Experten Hendrik Jansen, Dirk Lindner als Vertreter der Standortinitiative Seestern, dem Vorsitzendem des Bürgervereins Lörick Horst Seidenberg und Cornelia Zuschke als Planungsdezernentin der Landeshauptstadt Düsseldorf eingeordnet.

Leitsätze Quartier Seestern

Als zusammengefasstes Ergebnis des Workshops wurden am 28. November2018 in der Bezirksvertretung 4 und am 16. Januar 2019 im Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung die aus dem Workshop entwickelten Leitsätze zu den verschiedenen Themen, als Grundlage für die weiteren Entwicklungen am Seestern, beschlossen.

Leitsätze für die weitere Entwicklung im Quartier Seestern:

STÄDTEBAU

  • Der monofunktionale Standort Seestern kann und wird sich zu einem lebendigen urbanen Stadtquartier in Einzelbausteinen weiter entwickeln und seine heutige Attraktivität ausbauen. Diese Entwicklung wird als prozesshafte Gestaltungsaufgabe begriffen.
  • Bei zukünftigen städtebaulichen Ergänzungen sollen die bestehenden Freiraumbezüge und Quartiersstrukturen aufgegriffen und sinnfällig ergänzt werden. Dabei sind sowohl die Sichtbeziehungen als auch die Klimaaspekte zu berücksichtigen.
  • Die vorhandenen Höhen bilden den Maßstab für zukünftige Projekte, an denen sich auch potentiell weitere Hochpunkte orientieren müssen. 
  • Eine Nachverdichtung des Quartiers wird nur unter der Voraussetzung ihrer städtebaulichen Verträglichkeit umsetzbar sein. Um diese zu gewährleisten sind Qualitätssichernde Verfahren ein geeignetes Mittel.

NUTZUNG

  • Das städtebauliche Ziel ist ein vitales gemischtgenutztes Quartier für Arbeiten und Wohnen sowie ergänzender öffentlicher und privater Infrastruktur.
  • Insbesondere die Ansiedlung von Einzelhandel wird zur Sicherung der Nahversorgung an der Haltestelle "Am Seestern" im Projekt "NKL16" unterstützt. Darüber hinaus sind ergänzend kleinteilige Nahversorger (z. B. Kioske) möglich.
  • Das vorhandene Sportangebot hat eine besondere positive Außenwirkung für den Seestern (DHC spielt Hockey-Bundesliga). Neue Wohnstandorte müssen damit vereinbar sein (Sportlärm).

ÖFFENTLICHER RAUM

  • Die zwei bestehenden zentralen Orte, Endhaltestelle "Am Seestern" und Emanuel-Leutze-Straße, sind durch Gestaltungsmaßnahmen in ihrer Funktion zu stärken. Dabei hat der öffentliche Raum rund um die Endhaltestelle eine besondere Funktion als Entrée zum Seestern.
  • Der Platz an der Emanuel-Leutze-Straße kann zugunsten einer höheren Aufenthaltsqualität (Platzgestaltung) vom ruhenden Verkehr befreit werden.
  • Begrünungsmaßnahmen sind sowohl im öffentlichen als auch privaten Raum innovativ zu ergänzen.

MOBILITÄT

  • Bei zukünftigen Vorhaben soll die Qualität der angrenzenden Wege- und Grünverbindungen geprüft und mögliche Aufwertungen sowie Ergänzungen im Rahmen des Vorhabens betrachtet werden.
  • Die Taktdichte des ÖPNV soll auf den (sich erhöhenden) Anteil der Wohnnutzung, insbesondere am Wochenende und in den Abendstunden, abgestimmt sein.
  • Zur Optimierung des Modal Split sind bei zukünftigen Bauvorhaben alternative Mobilitätskonzepte einzufordern (E-Mobilität, Car- und Bikesharing).

METHODIK

  • Die Kooperation zwischen Stadt und Standortinitiative Seestern soll fortgeführt werden. Hierbei sollen auch Formate zur kontinuierlichen Einbeziehung der Bürgerschaft entwickelt werden.
  • Für zukünftige Bausteine des Quartiers sollen Wettbewerbe und Bürgerworkshops zur städtebaulichen sowie architektonischen Qualitätssteigerung und zur besseren Einbeziehung der Bürger*innen durchgeführt werden.