Entwürfe und Kostüme für das europäische Theater, Ausstellung vom 1.6. bis 14.9.2008
Kostüme zu ALCINA
Lioba Winterhalder, die seit 1969 ihren Wohnsitz in Düsseldorf hat, übt ihren Beruf als Kostüm- und Bühnenbildnerin nicht nur in Deutschland aus, sondern bereichert auch große Schauspiel- und Opernbühnen in Europa durch ihre Ausstattungen.
Sie wurde in Wolfen (Sachsen-Anhalt) geboren und wuchs in Augsburg auf. An der Augsburger Puppenkiste gestaltete sie mit 17 Jahren ihr erstes Bühnenbild. Nach dem Studium und einem ersten Engagement in Essen ging sie mit 23 Jahren nach Paris. Dort assistierte sie dem bekannten Bühnenausstatter André Acquart und arbeitete mit Regisseuren wie Roger Blin, George Wilson oder Jean-Louis Barrault am Théâtre de l'Odéon.
Einer ihrer künstlerischen Höhepunkte war die Mitarbeit an der skandalträchtigen Uraufführung "Die Wände" von Jean Genet. Bis Ende 1969 arbeitete sie als selbstständige Kostümbildnerin an verschiedenen Bühnen in Paris sowie an den Opernhäusern von Lyon, Amsterdam und Lissabon. Später stattete sie mehrere Inszenierungen für das RO Theater in Rotterdam sowie eine Oper für das berühmte Festival Dei Due Mondi von Spoleto aus. 2005 entwarf sie Kostüme für die große Oper in Lodsz.
Lioba Winterhalder arbeitet auch in Düsseldorf und anderen deutschen Städten. Ende 1969 wurde sie Aussstattungsleiterin an den Kammerspielen in Düsseldorf, damals noch im Carsch-Haus. 1971, der letzten Spielzeit von K.H. Stroux, zeichnete sie Bühne und Kostüme für Handkes "Ritt über den Bodensee" am Düsseldorfer Schauspielhaus.
1973 erhielt sie für ihre bühnenbildnerische Arbeit den Förderpreis der Landeshauptstadt Düsseldorf, nicht zuletzt für die Ausstattung der legendären "Heinrich-Heine-Revue" in der Inszenierung von Günter Büch an den Kammerspielen. Unter der Intendanz von Günther Beelitz am Düsseldorfer Schauspielhaus folgten viele weitere Arbeiten, wie zum Beispiel die Uraufführung des 8 Stunden Spektakels "Merlin" von Tankred Dorst (Regie: Jaroslav Chundela), mit zirka 250 Kostümen. Die Arbeit setzte sich während der Intendanz von Volker Canaris fort.
Zeitgleich wurde sie 1974 von Peter Zadek nach Bochum engagiert. Dort arbeitete sie für Regisseure wie Jirji Menzel, Jürgen Flimm, Rosa v. Praunheim, Peter Zadek u.v.a. Neben Arbeiten für das Schauspielhaus Hamburg, das Schauspiel Frankfurt, das Cuvilliéstheater in München, das Schlossparktheater und die Frei Volksbühne Berlin entstanden in Zusammenarbeit mit dem Opernregisseur Friedrich Meyer-Oertel zahlreiche Inszenierungen an den Wuppertaler Bühnen und am Staatstheater Darmstadt.
Sie arbeitete darüber hinaus als Ausstatterin für verschiedene Film- und Fernsehproduktionen im In- und Ausland. An der internationalen Filmschule in Köln ist sie seit 1999 als dozententin im Fachbereich "Kostümbild" tätig.
Lioba Winterhalder ist nicht an Entzauberung und Reduktion interessiert, sondern liebt Theater, das auch die rechte Gehirnhälfte anregt und Gefühle, Fantasie und Verzauberung zulässt. Die vibrierende Atmosphäre der Kunstevents und Happenings, die in den frühen 1970iger Jahren in Düsseldorf vorherrscht, inspirierten Lioba Winterhalder für ihre Theaterproduktionen. Sie arbeitete in dieser Zeit mit Künstlern wie Günther Weseler, Volker Gerlach oder Daniel Spoerri zusammen.
Sie selbst ist, wie viele andere Künstler auch, fasziniert von Fundstücken, objets trouvés, die von längst vergangenen Zeiten erzählen und darauf warten, ihre Authentizität und Magie zu entfalten. So hat sie im Laufe der Zeit eine große Anzahl von verschiedenen Accessoires gesammelt, die ihr zur Inspiration dienen.
In der Ausstellung sind neben einem Spektrum an Fundstücken aus dieser persönlichen Sammlung vor allem zahlreiche Kostüme und Figurinen, die Lioba Winterhalders Beitrag für das deutsche und europäische Theater zeigen.
Begleitet wird die Ausstellung durch zwei Schulprojekte. Mit einer Gruppe lernbehinderter Schüler der Theodor-Andresen-Schule erarbeitete Lioba Winterhalder einer Aufführung inspiriert durch Lewis Carrolls "Alice im Wunderland". Die zweite Gruppe, Schüler und Schülerinnen der Elly-Heuss-Knapp-Schule, entwarfen und fertigten unter ihrer Anleitung Kostüme dazu.