Blickwechsel II: Die Kunst des Zuschauens

Grafische Blätter und Fotografien aus der Zeit vom 18. bis zum 21. Jahrhundert zum Thema Zuschaukunst 31. Januar bis 19. Juni 2011 in der Theatergalerie

Radierung auf Chine collée von Emil Orlik (1870-1931): Grand Guignol - aus der Mappe "Zuschauer und Zuhörer", 1911

Bertolt Brecht hat die Kunst des Zuschauens als die andere unverzichtbare Kunstform des Theaters neben der darstellenden Kunst definiert. Theaterkunst vollzieht sich im Angesicht ihrer Zuschauer. Vor ihren Augen entsteht und vergeht das theatralische Kunstwerk. Die Leistung der Darsteller steigert sich dabei mit der Qualität des Zuschauens.

Die Stadtsparkasse Düsseldorf hat dem Freundeskreis des Theatermuseums 2010 Mittel zur Verfügung gestellt, den Aufbau einer Sammlung zum Zuschauer und zur Zuschaukunst im Theatermuseum zu fördern. Die Neuerwerbungen - grafische Blätter und Fotografien - reichen vom 18. bis zum 21. Jahrhundert.

Die ältesten Blätter gehen auf das frühe 18. Jahrhunderts zurück. Der englische Grafiker William Hogarth (1697 - 1764) war durch seine Freundschaft mit dem Autor John Gay (1685 -1732) ("The Beggars Opera") auch dem Theater sehr verbunden. Aus den USA erwarb das Theatermuseum: "Parodie auf die Bettleroper", "Southwark Jahrmarkt" und "Das lachende Publikum".

Der englische Grafiker Thomas Rowlandson (1757 - 1827). zeichnete ab 1809 die erste chronologisch aufeinanderfolgende Cartoonreihe um einen pensionierten Lehrer, den es auch ins Theater verschlägt. Bei einer Deutschlandreise besuchte er in Düsseldorf die Kurfürstliche Gemäldegalerie und zeichnete 1791 den Marktplatz mit dem urfürstlichen Komödienhaus.

Der französische Maler und Grafiker Jean Louis Forain (1852 - 1931) gehörte zu einer Künstlergruppe, zu der Manet, Degas, Renoir, Sisley, Pissarro und gelegentlich Monet and Cezanne zählen. Das unscheinbare Blatt des Theatermuseums von 1880 zählt zu den frühen Arbeiten Forains und gibt einen Einblick hinter die Kulissen des Pariser Theaters.

1923 erschien eine Mappe mit Radierungen Malers, Grafikers, Bühnenbildners Emil Orlik (1870 - 1932) Die Darstellungen (acht davon konnte das Theatermuseum erwerben) zwischen 1911 und 1923 entstanden zeigen Zuschauer an unterschiedlichen Orten in China, Ägypten, in Deutschland und Frankreich im Varieté, in Theater und Konzert.

Der Maler und Grafiker Ernst Oppler (1867-1929) radierte ab 1912 überwiegend Bühnendarstellungen vom populären Russischen Ballett. Seine Eindrücke von den Tanzaufführungen hielt Oppler unmittelbar während der Theaterbesuche fest, wofür er einen speziellen beleuchteten Zeichenstift erfand, der ihm das skizzieren seiner Eindrücke von der Bewegung im abgedunkelten Raum ermöglichte.

Von 1913 stammt der Holzschnitt Ernst Moritz Engerts (1892 -1986) "Tänzerin, aus einem Vorhang hervortretend", der den Augenblick des Kontakts mit dem Publikum eindrücklich thematisiert

1927 schuf der Maler und Grafiker Gerd Arntz (1900 - 1988) die druckgrafische Serie "Zwölf Häuser der Zeit. Bei dem Blatt "Theater" erinnert die Gestaltung der Ränge des nicht näher spezifizierten Theaters an das Kölner Opernhaus, das der Architekt Wilhelm Riphahn 1957 schuf.

Der amerikanische Aquarellist, Illlustrator, Maler, Holz- und Linolschnittkünstler Norman Kent (1903 - 1972) sowie Kobayashi Kiyochika (1847 - 1915), der als der letzte traditionell arbeitende japanische Holzschnittkünstler gilt und gleichzeitig den Übergang zur Moderne mit westlichen Einflüssen verkörpert, und der japanische Maler und Druckgrafiker Sanzo Wada (c. 1885 - 1960) sind mit je einem Blatt in der Sammlung vertreten.

Der Fotograf Udo Remmes (Jg.1954) im Hauptberuf Röntgendiagnostiker vertritt mit zwei Bildserien aus dem Düsseldorf Capitol und dem Londoner Arts Center die Fotografie