Theatermuseum eröffnet erste Ausstellung über Hamlet
Reger Besuch aus Theater und Öffentlichkeit
Hamlet-Idee
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Nach diesem Vorgeschmack erläuterte Museumsdirektor Dr. Winrich Meiszies die Idee der Ausstellung und unter welchen Bedingungen sie überhaupt nur zustande kam. Die Zusammenarbeit mit Anne Blankenberg, Theaterwissenschaftlerin am Haus, und Dr. Ingo Piel, freier Mitarbeiter, konnte wie in diesem Spezialmuseum üblich nur im laufenden Tagesgeschäft realisiert werden. Das Ziel der Ausstellung, herauszuarbeiten, warum 'Hamlet' nach nunmehr über vierhundert Jahren noch immer das am häufigsten inszenierte Theaterstück der Welt ist, wo über die Zeit politische oder auch kulturelle Unterschiede des jeweiligen Zugriffs lagen, wird das Theatermuseum in zwei weiteren Projekten zum Thema Hamlet weiter verfolgen.
Europäischer Hamlet
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Für den ersten Teil, der nun unter der Überschrift "Museum für Zuschaukunst" im Theatermuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf zu sehen ist, konzentrierten sich die drei Kuratoren vorrangig auf die Gegenwart und das Düsseldorfer Schauspielhaus, nicht ohne jedoch einen ersten Blick in die Historie deutschsprachiger Inszenierungen des 20. Jahrhunderts zu wagen. In 2014 soll - soviel kann an dieser Stelle verraten werden - die sehr fruchtbare Arbeit erweitert werden, in Kooperation mit der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft, dem Deutschen Theatermuseum sowie der Maximilians-Universität München, um dann die gesamte Historie deutschsprachiger 'Hamlet'-Inszenierungen seit dem 17.Jahrhundert zu durchleuchten. Hochgestecktes Ziel bleibt, danach für 2016, auch europäische Kooperationspartner für eine konzertierte For-schung und Dokumentation zu binden und so gemeinschaftlich zu erarbeiten, warum 'Hamlet' bis heute nicht nur in Europa, sondern auch darüber hinaus für uns Menschen so relevant ist.
Hamlet-Geschichte
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Meiszies beendete seinen Vortrag mit einem launigen Rückblick auf die mitunter kritische Rezeptionsgeschichte, die bereits 1927 dazu überging, den wenige Jahre zuvor noch unantastbaren Hamletdarsteller Alexander Moissi und seine künstlerischen Mittel als überlebt zu karikieren. Prof. Dr. Peter W. Marx, der neue Leiter der theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität zu Köln und ausgewiesener Kenner der 'Hamlet'-Rezeptionsgeschichte, griff nicht nur diese Einlage Meiszies' dankend auf. Marx gelang es, anschaulich und spannend zu erläutern, womit sich die 'Hamlet'-Forschung während der letzten Jahrzehnte schwerpunktmäßig beschäftigt hat und wie sie selbst, analog zur künstlerischen Praxis, sich beständig weiterentwickelt und wandelt. Wichtigste Erkenntnis, für die Marx sich sogleich mit einem Schmunzeln entschuldigte, war, dass nur in sehr seltenen Fällen Kritik und Bühneninterpretation konform gingen, weil man wohl "nicht gleich getaktet" sei ...
Hamlet auf der Bühne
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Staffan Valdemar Holm, der im abschließenden Teil der Eröffnung neben Winrich Meiszies (er war für den erkrankten Volker Canaris eingesprungen) auf dem roten Sofa des Theatermuseums Platz nahm, bestätigte Marx' These durchweg. Zum einen unterschieden sich selbst seine eigenen, über die Jahre vorgelegten 'Hamlet'-Inszenierungen deutlich voneinander; zum anderen würde er selbst heute, in der jüngsten Gegenwart, nach nur einem Jahr wieder einen anderen 'Hamlet' zeigen können. Für Holm liegt dies an der unvergleichlichen Stärke Shakespeares, uns alle immer zwingend zur Reflexion anzuregen. Zum Nachdenken darüber, wer wir sind, was wir wollen - und was wir können. Vor allem unter dem Gesichtspunkt des moralischen Diktums, das heißt den tiefsten und innersten Fragen in Bezug auf unser eigenes Menschsein. Und diese Antworten müssen, da unser Leben ein fortwährender Prozess ist, immer neu und ein wenig anders ausfallen. Wer Shakespeare war, so Holm, könne auch er nicht sagen, was er sei, aber wohl - und darum lebe Shakespeare auch noch. Natürlich legte der Intendant und Regisseur sein Hauptaugenmerk auf Shakespeares Auseinandersetzung damit, was in diesem Zusammenhang Theater leisten könne. So ist wohl die von ihm zweifach erwähnte Aussage Hamlets zu verstehen, dass er sich selbst nicht verstehen könne, außer mit den Mitteln des Theaters.