Oberbürgermeister Thomas Geisel bei der Inbetriebnahme der neuen Stadtbahnstrecke: "Für den Nahverkehr in Düsseldorf ist die Inbetriebnahme der Wehrhahn-Line eine tolle Sache mit einer deutlichen Steigerung der Attraktivität. Nach den Jahren der Bauaktivitäten freuen wir uns nun alle über den termingerechten Abschluss der Arbeiten. Die Unterquerung der Innenstadt war für die beteiligten Bauingenieure und Unternehmen eine große Herausforderung, die hervorragend und unfallfrei bewältigt worden ist."
Die Rheinbahn stellte mit der Inbetriebnahme der U-Bahn-Trasse zudem ihr Straßenbahn- und Busnetz auf eine vollkommen neue Basis. OB Geisel: "Das ÖPNV-Angebot in Düsseldorf wird damit für immer mehr Menschen eine attraktive Alternative zum eigenen Auto. Auf dem neuen U-Bahn-Abschnitt erwarten wir täglich mehr als 50.000 Fahrgäste."
Enak Ferlemann, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesverkehrsminister: "Mit der Wehrhahn-Linie als neuer City-Unterfahrung wird ein weiterer Meilenstein im Düsseldorfer U-Bahn-Bau gesetzt. Der Bund investiert in das Vorhaben rund 280 Millionen Euro. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag für einen attraktiven und leistungsfähigen öffentlichen Personennahverkehr in der Rheinmetropole Düsseldorf."
"Mit der Wehrhahn-Linie hat Düsseldorf ein modernes, leistungsfähiges Verkehrssystem", sagte Verkehrsminister Michael Groschek. "Fließender Verkehr unter der Erde führt natürlich zu fließenderem Verkehr auf der Straße. Von dem hervorragenden ÖPNV-Angebot profitieren durch die Maßnahmen für eine barrierefreie Nutzung der Linie auch Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Das Land beteiligt sich mit Zuwendungen in Höhe von rund 140 Millionen Euro - das ist gut investiertes Geld."
Das gewaltige Infrastrukturvorhaben war für die Stadt Düsseldorf gleichzeitig Auslöser für einen weiteren Stadtumbau im Herzen der Innenstadt. Am 10. November war bereits der Individualverkehr am neuen Kö-Bogen unter die Erde verbannt worden. Der Bau der Wehrhahn-Linie und der damit verbundene Wegfall der oberirdischen Bahntrassen sowie die Verlagerung des Bushalteplatzes am Jan-Wellem-Platz boten für die Stadt Düsseldorf die große Chance für eine städtebauliche Neugestaltung. Erstes sichtbares Zeichen ist der nach den Plänen des New Yorker Architekten Daniel Libeskind entstandene Neubau auf dem Jan-Wellem-Platz am Rande des Hofgartens. Längst haben die Menschen dort die neuen Möglichkeiten zum Flanieren und Entspannen entlang des Gewässers Landskrone entdeckt, das mit dem Umbau deutlich erweitert worden ist.
3,4-Kilometer-Röhre ist das Herzstück
Herzstück der neuen Strecke ist der 3,4 Kilometer lange Tunnel zwischen den Rampen in Bilk und am Wehrhahn. Unter der Erde sind sechs neue Bahnhöfe entstanden: Pempelforter Straße, Schadowstraße, Heinrich-Heine-Allee - dort ist der Knotenpunkt des Düsseldorfer U-Bahn-Systems mit einer direkten unterirdischen Verbindung zum schon bestehenden Bahnhof Heinrich-Heine-Allee -, Benrather Straße, Graf-Adolf-Platz und Kirchplatz. Dazu kommen oberirdisch die Haltepunkte Wehrhahn S-Bahnhof und Bilk S-Bahnhof.
Bahnhof entstand unter einem Eispanzer
Der Bahnhof Heinrich-Heine-Allee wurde nach einem besonderen Lösungsvorschlag der ausführenden Arbeitsgemeinschaft gebaut. Das Bauwerk unterhalb des Kaufhofes wurde in rein bergmännischer Bau-weise im Schutze eines Vereisungskörpers hergestellt. Der gefrorene Boden wurde durch Gefrieraggregate mit einer Kälteleistung von zusammen rund 1.200 Kilowatt erstellt. Als Kälteträger wurde eine 30-prozentige wässrige Salzlösung (Sole) mit einer Temperatur von minus 35 Grad durch Gefrierrohre im Erdreich und das Rohrleitungssystem gepumpt.
Der Frostkörper hatte dabei doppelte Funktion: Bodenstabilisierung für den bergmännischen Vortrieb und gleichzeitig Dichtkörper gegen das anstehende Grundwasser. Mit 75 Meter langen und insgesamt 120 horizontalen Gefrierrohren wurde der aufzufahrende Tunnel umhüllt und ein zylinderförmiger Dichtkörper aufgefroren. Nach dem Einbau der Gefrierrohre in die Horizontalbohrungen wurde in einer etwa 60-tägigen Aufgefrierphase der zylinderförmige, rund 2,5 Meter dicken Frostkörper für den Mittelstollen angelegt.
"Tuborine" leistete präzise Arbeit
Bauliche Besonderheit der Wehrhahn-Linie war neben der Unterfahrung des Kaufhofes der Einsatz der Tunnelbohrmaschine. Ihr war nach einem öffentlichen Wettbewerb der Name "Tuborine" gegeben worden. Mit ihrer Hilfe wurden unterirdisch zwei Abschnitte der Röhre mit einem Außendurchmesser von 9,20 Meter (innen: 8,30 Meter) "aufgefahren": über eine Länge von 1.310 Metern vom Startschacht in Bilk bis zur Benrather Straße und der zweite Teil über 959 Meter vom Corneliusplatz bis zur Kölner Straße. Die Maschine arbeitete unfallfrei und mit hoher Präzision und stellte dabei aus 12.144 Tübbings, so heißen die zu einem Ring zusammengefügten Einzelteile, die Röhre her. In den Bereichen der Bahnhöfe verlief die Röhre ebenfalls, weil die Maschine nur an einem Stück durchgehend arbeiten kann. Später wurde dort die Röhre wieder entfernt, was sich als wirtschaftlichste Lösung erwiesen hatte.
Rund um die Bahnhöfe und die Startschächte der Tunnelbohrmaschine waren Schlitzwände bis zu 35 Meter tief in das Erdreich gebaggert worden. Entlang dieser Schlitzwände schachteten Bagger und Bauarbeiter die Gruben weiter aus. Die Schlitzwände übernahmen dabei eine wichtige Schutzfunktion: Sie verhinderten, dass Erde in den unterirdischen Bau nachrutschen konnte, und dichteten dabei auch gegen das Grundwasser ab.
Ein Abschnitt der Wehrhahn-Linie mit zwei getrennten Röhren war bereits in den 1980er-Jahren gebaut wurden. Unter dem Bahnhof Heinrich-Heine-Allee und dem angrenzenden Carschhaus wurden damals zwei Teilstücke der Strecke (152 und 180 Meter lang) als rechteckige Bauwerke mit einer Höhe von sechs Metern hergestellt. Damals war die Gelegenheit genutzt worden, weil das Baufeld unter der zu dieser Zeit errichteten Tiefgarage des Carschhauses frei zugänglich war.