Der Namensgeber Hermann Wilhelm Leopold Ludwig von Wissmann (1853-1905) war ein deutscher Offizier, Kolonialbeamter und Afrikaforscher; Reichskommissar (1888-1891) und Gouverneur (1895-1896) von Deutsch-Ostafrika.
Eine Straße wurde am 13.03.1908 nach ihm benannt.
Das öffentliche Bild Hermann von Wissmanns – obgleich bereits zu Lebzeiten nicht unumstritten – ist in der Erinnerungskultur des 20. Jahrhunderts zunächst instrumentalisiert und später ignoriert worden. Im Kaiserreich als unerschrockener Forscher und Kriegsheld gefeiert und von den Nationalsozialisten zum Vorkämpfer eines deutschen Imperialismus stilisiert, spielte Hermann von Wissmann in der historischen Wahrnehmung der Bundesrepublik lange Zeit keine Rolle mehr. Erst mit dem Beginn der Aufarbeitung deutscher Kolonialgeschichte in den 1990er Jahren rückten der Kolonialoffizier und sein Wirken in den Fokus der wissenschaftlichen Debatten.
Über Wissmanns brutale Praxis als Befehlshaber der deutschen Schutztruppe („Wissmann-Truppe“) in Deutsch-Ostafrika herrscht in der Forschung weitestgehend Konsens. Der Afrikaforscher war aufgrund seiner im Dienst der belgischen Krone gesammelten Expeditionserfahrungen ...
... von Bismarck gezielt ausgewählt worden, um die Widerstandsbewegungen an den Küsten („Araberaufstand“) zu bekämpfen. Bevor Wissmann im Frühjahr 1889 Richtung Afrika aufbrach, erläuterte er seine Pläne im Reichstag, lehnte Verhandlungen mit lokalen Widerstandsführern rigoros ab und legitimierte die Anwendung von Gewalt. Dementsprechend nutzte seine aus Soldaten und Söldnern zusammengesetzte Kolonialarmee eine „Strategie des Terrors“ (Prinz, S. 321), um die indigene Bevölkerung zu unterwerfen. Bei der rücksichtslosen Eroberung der jeweiligen Gebiete wurden ganze Dörfer geplündert und in Brand gesteckt; willkürliche Hinrichtungen sollten den Bewohnern die Übermacht der deutschen Besatzer demonstrieren, und „nicht allzu gering [war] die Zahl derer, die mit ihrem Körper […] den Galgen oder eine Palme geziert haben“. Bei den von Wissmann angeordneten Massakern verloren tausende Menschen ihr Leben.
Darüber hinaus verband der Reichskommissar mit der militärischen Intervention auch eine vermeintlich zivilisatorische. Die in der Kolonialbewegung verbreitete Vorstellung eines„barbarischen“ und unkultivierten afrikanischen Kontinents, der sich allein durch eine umfassende europäische Zwangsmissionierung weiterentwickeln könne, resultierte aus den Rassentheorien des späten 19. Jahrhunderts. Hermann von Wissmann setzte sich mit diesen Denkmustern eingehend auseinander und stimmte ihnen weitestgehend zu: "Keine Tätigkeit ist geeigneter, den Europäer für die richtige Behandlung der Neger zu erziehen als die militärische. ... Er wird bald erkennen, dass er in den Negern eine noch in den Kinderschuhen steckende Rasse vor sich hat.“ Darüber hinaus initiierte der Kolonialoffizier in seiner kurzen Amtszeit als Gouverneur von Deutsch-Ostafrika die Einführung einer sogenannten „Hüttensteuer“, um die hohen Kosten für Militär und Verwaltung zu deckeln. Diese Maßnahme trug 1905 zum Ausbruch des berüchtigten „Maji-Maji-Aufstands“ bei, dessen Folgen (Hungersnöte, Entvölkerung) „höchstwahrscheinlich eine sechsstellige Zahl an Einheimischen“ (Becker/Beez, S. 12) das Leben kosteten.