Der Namensgeber Heinz Ingenstau (1910-1971) war deutscher Jurist und Stadtdirektor von Düsseldorf (1964-1971)
Heinz Ingenstau ist als „einer der fähigsten leitenden Beamten der Nachkriegszeit“ (Houben) in die Düsseldorfer Stadtgeschichte eingegangen; der Landgerichtsdirektor und Kommunalpolitiker engagierte sich in besonderem Maße für die Wirtschaftsförderung und realisierte unter anderem das Messegelände in Stockum, dessen Einweihung er allerdings nicht mehr erlebte. Während des Dritten Reiches passte er sich berufsbedingt an, um seine juristische Laufbahn nicht zu gefährden.
Im Jahr der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten hatte Ingenstau sein Jurastudium an der Universität Köln abgeschlossen und war unmittelbar in den Staatsdienst übernommen worden. Während seines Referendariats betätigte er sich ehrenamtlich in verschiedenen NS-Organisationen; so trat der angehende Jurist 1933 beispielsweise für einige Monate als Anwärter in die paramilitärische „Sturmabteilung“ (SA) ein. Von 1934 bis 1937 ...
... beriet Ingenstau als Rechtsreferent die Mitglieder der örtlichen „Hitlerjugend“ (HJ) in rechtlichen Fragen und stieg in diesem Zusammenhang in den Rang eines „Scharführers“ auf, durfte aufgrund seiner „rein fürsorglichen Aufgaben“ allerdings keine leitende Funktion übernehmen. Laut eigener Aussage deckte sich diese Tätigkeit mit der Arbeit im Kreisamt der „Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt“ (NSV), in der er als Unterabteilungsleiter in der Jugendhilfe aushalf. Darüber hinaus betätigte sich Ingenstau für kurze Zeit als Bezirksgruppenleiter im „Nationalsozialistischen Rechtswahrerbund“ (NSRB) und war für die Weitergabe von Anordnungen und Mitteilungen der Berufsorganisation an andere Referendare verantwortlich. Dieses Amt beinhaltete auch die Position des Kreisstellenleiters beim Kreisrechtsamt sowie den Beisitz im Gau-Ehrengericht (disziplinarrechtliches Berufsgericht); Ingenstau selbst behauptete, aufgrund seiner fehlenden Parteimitgliedschaft nicht in diese Ämter eingewiesen worden zu sein und überdies auch keine politischen Gutachten verfasst zu haben.
Nach seiner Übernahme in den richterlichen Probedienst trat der Gerichtsassessor 1937 schließlich in die NSDAP ein und wurde in der Folge ehrenamtlich im Gauschatzamt Düsseldorf (Verwaltung von Staatsvermögen) eingesetzt, wo er Mietverträge für Büroräume der Partei überprüfte und Versicherungen für Kraftfahrzeuge überwachte. Gegen Ingenstaus „politische Zuverlässigkeit“ wurde seitens seiner Ausbilder „keine Bedenken“ erhoben; die beruflichen Zeugnisse fielen durchweg positiv aus: „Er ist ein überzeugter Nationalsozialist.“
1940 erfolgte der Einzug zum Wehrdienst, den Heinz Ingenstau als Unteroffizier bei der Nachrichtentruppe ableistete. Auf Betreiben des Düsseldorfer Gauleiters Friedrich Karl Florian wurde dem Juristen während seiner Abwesenheit 1941 vom Staatssekretär des Reichsjustizministeriums – Roland Freisler – eine Stelle als Landgerichtsrat übertragen; 1944 erhielt er das Kriegsverdienstkreuz II. Klasse.
Nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft wurde Heinz Ingenstau ohne Überprüfung zunächst an der Berufsausübung gehindert und bat den zuständigen Landgerichtspräsidenten im Jahr 1946 um dessen Intervention bei der Militärregierung.
Seine Ehrenämter in NS-Organisationen sowie die positiven Beurteilungen seiner Person rechtfertigte er als notwendige Übel, die seine berufliche Zukunft sichern sollten. In seinem Entnazifizierungsverfahren wurde Ingenstau schließlich durch mehrere Zeugen – darunter eine angeheiratete jüdische Verwandte – entlastet. Auch die Entnazifizierungsausschüsse seiner ehemaligen Arbeitsstellen empfahlen die Wiedereinstellung des Juristen: „Er hat sich zu keiner Zeit propagandistisch oder aktivistisch für die Partei betätigt, auch den NatSoz. [sic] nicht gefördert.“ Die Spruchkammer stufte Heinz Ingenstau daraufhin als „minderbelastet“ ein (Kategorie IV) und hob die Berufsbeschränkung auf. 1950 wurde dessen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens und die von ihm angestrebte Einstufung in Kategorie V („unbelastet“) allerdings abgelehnt.