Der Namensgeber Alfred Graf von Schlieffen (1833-1913) war ein preußischer Generalfeldmarschall.
Eine Straße wurde am 19.05.1938 nach ihm benannt.
Obwohl Alfred Graf von Schlieffen erst nach der deutschen Reichsgründung Mitglied des Großen Generalstabs wurde und somit keine kriegerische Auseinandersetzung in leitender Funktion miterlebt hat, zählt er zu den großen Militärstrategen der Kaiserzeit. Der von ihm zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte Aufmarschplan gegen Frankreich und dessen vermeintlicher Einsatz im Ersten Weltkrieg wurde „von der Nachwelt entweder als Siegesrezept glorifiziert oder als Höhepunkt des preußisch-deutschen Militarismus verdammt.“ (Groß 2012, S. 61)
Mit dem Abschluss des Militärbündnisses zwischen Frankreich und Russland im Jahr 1894 (Französisch-Russische Allianz) geriet das Deutsche Reich aufgrund seiner geographischen Mittellage in Bedrängnis. Um das Heer auf einen Zweifrontenkrieg vorzubereiten, ...
... entwarf Alfred von Schlieffen einen strategisch-operativen Plan für eine schnelle Westoffensive, den er 1905 in einer Denkschrift festhielt: Frankreich sollte mittels eines Vorstoßes preußischer Truppen durch die neutralen Benelux-Staaten in einer umfassenden Zangenbewegung besiegt werden, bevor im Anschluss die Verlegung sämtlicher Einheiten an die Ostfront vorgesehen war. Im Jahr 1914 diente diese Taktik als Grundlage für den deutschen Angriff auf Frankreich und die Verletzung der belgischen Neutralität, führte allerdings zu einem unbeabsichtigten Stellungskrieg im Westen. Während nach Ende des Ersten Weltkriegs Schlieffens Nachfolger im Generalstab – der jüngere Helmuth von Moltke – für die deutsche Niederlage verantwortlich gemacht wurde und man ihm insbesondere die „Verwässerung“ der Strategie seines Vorgängers vorwarf, „manifestierte sich im Schlieffen-Plan der Glaube des Militärs an die Machbarkeit des kurzes Krieges.“ (Förster, S. 62)
Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Mythos setzte erstmals in den 1950er Jahren ein. Die Darstellung des Schlieffen-Plans als „Anfang des deutschen Unglücks“ (Ritter, S. 102) wurde in der historischen Forschung konstitutiv; bis in die 1990er Jahre galt dieser als Beleg für einen aggressiven deutschen Militarismus und somit als eine der Hauptursachen des Ersten Weltkriegs. Im Zuge eines Historikerstreits kam es zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu einer Neubewertung, die eine differenziertere Betrachtung nach sich zog. Fest steht, dass sich Helmuth von Moltke im Jahr 1914 an der operativstrategischen Doktrin seines Vorgängers orientierte und dessen Grundprinzipien übernahm, die Aufmarschpläne allerdings in zentralen Punkten veränderte; jüngere Studien empfehlen deshalb eine grundsätzliche Unterscheidung zwischen beiden Strategien. Obwohl die in der Vergangenheit propagierte Übereinstimmung des Schlieffen-Plans mit dem militärischen Vorgehen im Ersten Weltkrieg teilweise widerlegt wurde, gilt die Denkschrift nach wie vor als ein Konzept, das „zukünftige Kriegsplanungen prägen sollte.“ (Mombauer, S. 96)
Als Vorgesetzter des Generalleutnants Lothar von Trotha billigte Alfred von Schlieffen im Jahr 1904 dessen brutales Vorgehen gegen die Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika und unterstützte den berüchtigten „Vernichtungsbefehl“, der den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts auslöste: „Daß [sic] er die ganze Nation vernichten oder aus dem Land treiben will, darin kann man ihm beistimmen. […] Der entbrannte Rassenkampf ist nur durch die Vernichtung oder vollständige Knechtung der einen Partei abzuschließen.“ Da sich beide „Strategien“ als nicht durchführbar erwiesen, empfahl Schlieffen letztendlich die Aufhebung des „Vernichtungsbefehls“, um eine Verlängerung des Kolonialkriegs zu vermeiden.