Der Namensgeber des Münchhausenweges, Börries Albrecht Conon August Heinrich Freiherr von Münchhausen (1874-1945), war deutscher Lyriker und Senator der Deutschen Akademie der Dichtung.
Eine Straße wurde im März 1947 nach ihm benannt.
Börries Freiherr von Münchhausen zählt zu den „erfolgreichsten deutschsprachigen Lyrikern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ (Schneider, S. 550); seine Balladen haben die deutsche Literaturlandschaft bis in die 1950er Jahre geprägt und gehörten zum festen Repertoire der Schullesebücher. Während die Werke seit den 1960er Jahren kaum mehr Beachtung finden, beschäftigt sich die jüngere Forschung mit der Biographie des Barons, seinem widersprüchlichen Antisemitismus und seiner Stellung im Dritten Reich.
Obwohl Börries von Münchhausen als junger Literat in jüdischen Kreisen verkehrte, jüdische Motive in seine Lyrik aufnahm und im Jahr 1900 zusammen mit dem Graphiker Ephraim Moses Lilien die Balladensammlung „Juda“ publizierte, ...
... die „als Plädoyer für die zionistische Bewegung“ (Sarkowicz/Mentzer, S. 482) gewertet wurde, näherte er sich nach der Jahrhundertwende der antisemitischen Bewegung an. Diese Entwicklung basierte vor allem auf Münchhausens völkischer Geisteshaltung, die das Judentum zwar nicht als minderwertig ansah, aber von der Notwendigkeit der deutschen „Rassereinheit“ überzeugt war und den jüdischen Einfluss im Kulturleben kritisierte: „Jedesmal [sic], wenn ich Berlin wiedersehe, erschreckt mich die Verjudung unseres Volkes aufs höchste [sic] […]. Es ist eine fürchterliche Rasse!“ Ungeachtet seiner judenfeindlichen Haltung und Äußerungen pflegte der Lyriker allerdings weiterhin Kontakte zu jüdischen Freunden und wehrte sich noch zu Beginn des Dritten Reiches gegen den Vorwurf des Antisemitismus: „Überdies bin ich heute noch kein Nationalsozialist […]. Ich bin es vor allem deshalb nicht, weil ich anders zum Judentum stehe, als dem furchtbaren Feind unserer deutschen Kultur, und anders zum einzelnen Juden, der wie Heine ein recht wesentlicher Bestandteil dieser Kultur sein kann.“
Im Verlauf des Ersten Welkriegs wurde Börries von Münchhausen zunächst als Oberleutnant eingesetzt, bevor er in die Propagandaabteilung der Obersten Heeresleitung berufen wurde und unter anderem mit Vorträgen an das Durchhaltevermögen der Soldaten appellierte. Darüber hinaus erfreuten sich seine nationalistischen Werke großer Beliebtheit an der Front, sodass die Auflagen sprunghaft anstiegen und seinen Bekanntheitsgrad steigerten. In der Weimarer Republik verbreitete Münchhausen seine rassistische Ideologie in zahlreichen Zeitungsbeiträgen, übernahm 1925 die Schriftleitung einer Beilage der Zeitschrift „Volk und Rasse“ und sprach sich im „Deutschen Adelsblatt“ gegen deutschjüdische Beziehungen aus: „Eine Ehe zwischen Ariern und Juden ergibt immer einen Bastard, der den Sprung, den Riß [sic] im Äußeren und Inneren, in Sprache und Bewegung, in Geist und Seele, in Sittlichkeit und Denken nie los wird.“ Darüber hinaus setzte sich Münchhausen für einen Zusammenschluss nationalkonservativer und nationalsozialistischer Lyriker in der Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste ein und war „maßgeblich daran beteiligt, die Institution in den NS-Faschismus zu überführen“ (Ditfurth, S. 247).
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde der Baron als Senator in die Deutsche Akademie der Dichtung der „gesäuberten“ Preußischen Akademie der Künste berufen, gehörte zu den Unterzeichnern des „Treuegelöbnisses“ der deutschen Schriftsteller für Adolf Hitler und warb im „Aufruf der Kulturschaffenden“ für die Vereinigung des Reichskanzler- und Reichspräsidentenamtes. Darüber hinaus agitierte er gegen den literarischen Expressionismus und dessen Vertreter und entfernte nach öffentlichen Angriffen auf seine Person sämtliche jüdischen Motive aus seinen eigenen Werken. Obwohl Münchhausen diesem Eingriff in die geistige Freiheit durchaus nicht unkritisch gegenüberstand und sich in einzelnen Fällen für verfolgte Kulturschaffende einsetzte, engagierte er sich bis Ende der 1930er Jahre in der Deutschen Akademie der Dichtung; seine Bewunderung für die NS-Führung ist in zahlreichen privaten Dokumenten überliefert. Im Jahr 1936 beschwerte sich Münchhausen bei SS-Oberführer und Ministerialdirektor Arthur Julius Gütt gar über die deutschen Nachnamen der jüdischen Bevölkerung und schlug eine Regelung vor, um „in Zukunft das Erkennen der Juden leichter zu machen“; diese Anregung trug 1938 zur sogenannten „Namensänderungsverordnung“ bei.
Zu Beginn der 1940er Jahre zog sich Börries von Münchhausen aus dem Literaturbetrieb zurück, erhielt jedoch noch 1944 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Altenburg und wurde von Adolf Hitler auf die sogenannte „Gottbegnadeten-Liste“ der wichtigsten deutschen Schriftsteller gesetzt. „Trotz der Ehrungen war dem Baron klar, dass hinter den Fassaden das geliebte Dritte Reich bröckelte und dass er mit ihm untergehen würde.“ (Gans, Zweiter Band, S. 211) Im März 1945 nahm sich der Lyriker auf seinem Schloss Windischleuba das Leben.