Der Namensgeber Theodor Gotthilf Leutwein (1849-1921) war deutscher Kolonialpolitiker, Kommandeur der Kaiserlichen Schutztruppe (1895-1905) und Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika (1896-1905).
Am 16.12.1937 wurde eine Straße nach ihm benannt.
In der Geschichte des deutschen Kolonialismus zählt Theodor Leutwein zu den „gemäßigteren“ Kolonialpolitikern, die bei der Durchsetzung des staatlichen Gewaltmonopols diplomatisch und verhandlungsorientiert agierten. Seine Machtbildung folgte dem Prinzip „divide et imperia“ und strebte „eine deutsche Oberherrschaft auf der Basis eines allgemeinen Landfriedens“ (Gründer, S. 122) an.
Theodor Leutwein war 1893 nach Deutsch-Südwestafrika entsandt worden, um den Aufständen und Konflikten der indigenen Bevölkerung Einhalt zu gebieten und einen Kolonialkrieg zu vermeiden. Dementsprechend machte er sich die Spannungen zwischen den Völkerstämmen zunutze ...
... und suchte den Kontakt zu ihren Anführern, mit denen er sogenannte „Schutzverträge“ aushandelte. Im Gegenzug für die Anerkennung des deutschen Hoheitsanspruchs sowie des Landfriedens verpflichtete sich das Deutsche Reich zur militärischen und rechtlichen Unterstützung und erkannte die Autorität der lokalen Oberhäupter an. Auf diese Weise spielte Leutwein die Stämme gegeneinander aus und stabilisierte gleichzeitig die deutsche Vormachtstellung; Vertragsbrüche wurden streng sanktioniert und teilweise mit dem Tod bestraft.
Während sich zahlreiche Anführer wie beispielsweise Samuel Maharero vom Stamm der Herero freiwillig unterordneten und mit den Deutschen zusammenarbeiteten, leisteten andere erbitterten Widerstand. Im Fall des Nama-Führers Hendrik Witbooi schritt Leutwein militärisch ein und konnte diesen nach mehrwöchigen Kämpfen schließlich zur Kapitulation bewegen. Darüber hinaus mischte sich der Kolonialpolitiker massiv in die inneren Angelegenheiten der Einheimischen ein; um die Position Samuel Mahareros zu stärken und ihn als obersten Anführer der Herero durchzusetzen, ließ er dessen Konkurrenten "durch eine militärische Machtdemonstration vor den Augen ihrer Gefolgsleute demütigen und zur Unterwerfung zwingen“ (Zimmerer, S. 25). Ferner war die indigene Bevölkerung im „System Leutwein“ gegenüber den europäischen Siedlern einer straf- und zivilrechtlichen Benachteiligung ausgesetzt, wurde doch „das Leben des Weißen höher eingeschätzt, als dasjenige des Eingeborenen“.
Mit dem Fortschreiten der Kolonisierung und dem Ausbruch von Infektionskrankheiten (Rinderpest) wurden die Herero zunehmend aus ihren Gebieten verdrängt und in die wirtschaftliche Abhängigkeit der Siedler getrieben. Daraufhin stellte Theodor Leutwein Reservate zur Verfügung, die allerdings die ursprünglichen Gebietsgrenzen nicht berücksichtigen und neue Konflikte auslösten. Diese Gemengelage führte 1904 schließlich zum Aufstand der Herero, den Leutwein durch Friedensverhandlungen vergeblich zu beruhigen versuchte. Um den Widerstand gewaltsam aufzulösen, übertrug die Reichsregierung das Kommando schließlich an Lothar von Trotha, der mit seinem „Vernichtungsbefehl“ den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts auslöste. Theodor Leutwein lehnte dieses brutale Vorgehen entschieden ab und wurde auf eigenen Wunsch in den Ruhestand versetzt.