Architektur & Film - Wir bauen in den USA
| News Sammlung - Amt 41-214
Die erste deutsche Ansiedlung auf dem Boden der heutigen USA geht auf das 17. Jahrhundert zurück. Es sind 13 mennonitische Krefelder Familien, die sich damals in diesem gewaltvollen Kontext der Kolonisierung in Pennsylvania niederließen. 340 Jahre später möchte sich das Land NRW an diese lange Geschichte mit den USA erinnern. Zu diesem Anlass freut sich die Architektenkammer des Landes, mit der Filmreihe „Wir bauen in den USA“ zu dieser Erzählung beizutragen.
Die Welt auf der anderen Seite des Atlantiks war seit den ersten kolonialen Eroberungen über Jahrhunderte bei den imperialistischen Nationen begehrt. Insbesondere der nordamerikanische Kontinent wurde von vielen Europäer*innen besetzt und mit der Aussicht auf berufliche Chancen und finanziellen Erfolg verbunden. In Zeiten von Krisen sind Architekt*innen und Ingenieur*innen aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen aus Deutschland in die USA gegangen, oft ohne zurückzukehren.
Von Johann Augustus Röbling im 19. sowie über Karola Bloch, Cornelia Oberlander, Marcel Breuer und Mies van der Rohe im 20. Jahrhundert erzählen die ausgewählten Dokumentarfilme der Reihe von dem Leben dieser Menschen aus NRW und ihren architektonischen Projekten in den USA, die bis heute zum Teil als Ikonen der US-amerikanischen städtebaulichen Landschaft bewundert werden. Von New York nach Chicago, von New Hampshire nach Massachusetts und schließlich bis über die Grenzen nach Kanada gehen wir auf eine filmische Reise von Brücken zu Hochhäusern, von Wohnanlagen zu Privathäusern. Damit wird ein breites Bild des architektonischen Erbes von Deutschland in den USA gezeichnet.
Das Programm:
MI 2.10. 20 Uhr
BROOKLYN BRIDGE
USA 1981 · 58 min · OF · digital1080p · FSK 0 · R: Ken Burns · B: Amy Stechler
VERSCHIEBUNG DER OBERKASSELER BRÜCKE
BRD 1976 · 13 min · ohne Ton · digitalDCP · ab 18 · R/K: Jupp Jäger
Die Brooklyn Bridge ist eine Ikone des New Yorker Stadtbildes, die gerade im Film wie ein nicht alternder Superstar immer wieder zu bewundern ist. Weniger bekannt ist, dass ein deutscher Auswanderer sie konzipiert hat. Nach einem Studium, u.a. Architektur und Brückenbau, an der Berliner Bauakademie arbeitete Johann Augustus Röbling (1806–1869) in Westfalen, wo er Pläne für eine Brücke über Ruhr und Leine entwickelte. 1831 wanderte er in die USA aus, wo er in Pennsylvania mit weiteren Deutschen Land kaufte und die bis heute als Saxonburg bekannte Siedlung Germania gründete. Der Amateurfilmer Jupp Jäger dokumentiert in VERSCHIEBUNG DER OBERKASSELER BRÜCKE die spektakuläre Verschiebung am 7. und 8. April 1976 in Düsseldorf. Der komplette Oberbau der Brücke samt Pylon und Schrägseilen mit einem Gesamtgewicht von 12.500 Tonnen wurde um 47,5 Meter stromabwärts an den Platz der alten Brücke gezogen.
Einführung: Océane Gonnet (Kunstvermittlerin)
MI 9.10. 20 Uhr
KAROLA BLOCH – UND DANN NIMMT DIE FRAU DIE GESCHICKE IN DIE HAND
BRD 1982 · 43 min · OF · digital1080p · ab 18 · R: Helga Reidemeister
REGULAR OR SUPER-VIEWS ON MIES VAN DER ROHE
CAN 2004 · 56 min · OmeU · digital1080p · ab 18 · R/ K: Patrick Demers, Joseph Hillel
Die 1905 im polnischen Łódź geborene Karola Bloch glaubte an die Utopie des Bauhauses, wo sie Kurse besuchen durfte. Nach aktivem Widerstand gegen den Nationalsozialismus musste die begeisterte Kommunistin das Land verlassen. Ihr Exil führte sie und ihren Mann, den Philosophen Ernst Bloch, in die USA, wo sie als Architektin arbeitet. Als sie 1949 zurückkehrte, fand Bloch eine temporäre Heimat in Leipzig und entwarf Typengrundrisse für Kindergärten und Kinderkrippen im Auftrag der Deutschen Bauakademie. 1982 ergreift die in Berlin tätige Dokumentarfilmemacherin Helga Reidemeister die Initiative, Karola Bloch zu interviewen. Der Dokumentarfilm REGULAR OR SUPER-VIEWS ON MIES VAN DER ROHE über den in Aachen geborenen Architekten beginnt mit dem Ende seiner Karriere, nämlich eine Tankstelle auf Nun‘s Island in der Nähe von Montreal, die er zwei Jahre vor seinem Tod konzipierte. Mies van der Rohe hatte aber hauptsächlich in den USA eine unglaublich produktive Karriere.
Einführung: Océane Gonnet (Kunstvermittlerin)
MI 16.10. 20 Uhr
CITY DREAMERS
CAN·USA 2018 · 80 min · OF · digitalDCP · ab 18 · R: Joseph Hillel · B: Bruno Baillargeon, Joseph Hillel · K: Léna Mill-Reuillard, Stéphanie Anne · D: Phyllis Lambert, Cornelia Hahn Oberlander, Denise Scott Brown u.a.
Eine Stadt bauen heißt, Dinge zu verändern. Dieser Gedanke der kanadischen Architektin Phyllis Lambert betont das riesige Potenzial, durch Städteplanung, Architektur und Landschaftsarchitektur das alltägliche Leben der Menschen schöner zu machen. Mit dem Portrait von vier Architektinnen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts lädt uns Joseph Hillel 14 Jahre nach REGULAR OR SUPER: VIEWS ON MIES VON DER ROHE (2004) zu einer Reflexion über den urbanen Raum ein. Neben der US-Amerikanerin jüdischer Herkunft Denise Scott Brown (*1931), der kanadischen Phyllis Lambert (*1927), der britisch-kanadischen Blanche Lemco van Ginkel (1923-2022) geht es hier um die in Mülheim an der Ruhr geborene Cornelia Hahn Oberlander (1921-2021), die mit ihrer Schwester und Mutter nach der Reichspogromnacht nach England floh und schließlich 1939 in die USA emigrierte. Oberlander studierte in Harvard und arbeitete danach als Landschaftsarchitektin mit den zwei europäischen Emigranten Louis Kahn und Oskar Stonorov in Philadelphia zusammen.
Einführung: Océane Gonnet (Kunstvermittlerin)
MI 23.10. 20 Uhr
BREUER’S BOHEMIA
USA 2021 · 73 min · OF · digitalDCP · FSK 12 · R/B/K: James Crump
In Europa ist Marcel Breuer (1902-1981) durch seine Ausbildung am Bauhaus und seine Möbelentwürfe hauptsächlich als Designer bekannt. In den USA wird er eher als Architekt erinnert, dies mit guten Gründen. Das in Österreich-Ungarn in einer jüdischen Familie geborene Multitalent wurde 1933 gezwungen, Deutschland zu verlassen. Nach Aufenthalten in Ungarn und in England ging er schließlich 1937 in die USA. Dort arbeitete er zunächst im Architekturbüro des ebenso emigrierten Walter Gropius, machte sich aber bald selbstständig. Breuer konzipierte neben Museen und Geschäftshäusern zahlreiche Häuser an der Nordost-Küste der USA, die zur Privatbühne der Nachkriegsboheme wurden. Der US-amerikanische Filmemacher und Kunsthistoriker James Crump lädt zu einer intimen filmischen Entdeckung dieses Kreises in dem sich wandelnden sozialpolitischen Kontext der Zeit ein. Deutschlandpremiere
Einführung: Océane Gonnet (Kunstvermittlerin)