Pressedienst Einzelansicht

KAP1 Kultur

Lesung in der Zentralbibliothek: "Hab keine Angst, erzähl alles!"

Lesung zur Erinnerung an das Attentat auf die Synagoge in Halle am 9. Oktober 2019


Erstellt:
Redaktion: Klespe, Michelle Shirin

Die Zentralbibliothek im KAP1, Konrad-Adenauer-Platz 1, lädt am Dienstag, 12. September, 19 Uhr, zu der Lesung "Hab keine Angst, erzähl alles!" zur Erinnerung an das Attentat auf die Synagoge in Halle am 9. Oktober 2019 ein. Esther Dischereit und Ismet Tekin stellen die Dokumentation vor.

Die von der Schriftstellerin Esther Dischereit herausgegebene Dokumentation "Hab keine Angst, erzähl alles! Das Attentat von Halle und die Stimmen der Überlebenden" schildert einerseits die außergewöhnliche Straftat, den Versuch des Rechtsextremisten Stephan B., am 9. Oktober 2019 die an Jom Kippur in der Hallenser Synagoge versammelten Jüdinnen und Juden zu ermorden, zum anderen aber auch einen ungewöhnlichen Strafprozess. Der geplante Massenmord in der Synagoge in Halle und das nach dem Scheitern erfolgte und klar rassistisch motivierte Ausweichen auf zwei eher zufällige Opfer war für die jüdischen Gemeinschaften in Deutschland ein Fanal.

Im nachfolgenden Prozess kamen die Stimmen der Betroffenen, von Angehörigen der Opfer und ihren Vertreterinnen und Vertretern zur Sprache, so dass sich aus den in dem Buch dokumentierten Texten ein bewegendes und immer noch wichtiges Bild dieses Anschlags und seiner Folgen ergibt. Es werden verschiedene Fragen beantwortet: Wer hat wie reagiert, geholfen, weggesehen, welche Hilfen sind überhaupt möglich in einem solchen Fall? Die Dokumentation spiegelt außerdem die Vielfalt der betroffenen Biografien und der Reaktionen, die sich in kein Klischeebild von Jüdinnen und Juden sowie Migrantinnen und Migranten fügen. Die jeweiligen historischen Hintergründe und heutigen Ausdrucksformen dieses Hasses werden differenziert wahrgenommen.

Esther Dischereit sagte über dieses Projekt: "Dieser Prozess schlug eine Seite auf, die so bisher im Blick der politischen Akteur*innen nicht oder zu wenig gesehen wurde. Zeugenschaft geht weit über die Ermittlungstatbestände hinaus. Es bedeutet Raum nehmen und selbst sprechen und nicht unterbrochen werden. Das Zuhören spielt eine Rolle. Wir brauchen die Betroffenen als Expert*innen und Zeug*innen nicht nur für gesonderte Veranstaltungen, sondern vor Gericht, wo legitimer Weise den Bürger*innen der Platz gehört, den sie beanspruchen können."

Die Lesung findet unter der Schirmherrschaft der Antisemitismusbeauftragten des Landes Nordrhein-Westfalen und in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Westfalen, Respekt und Mut, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Düsseldorf e.V. und der Mahn- und Gedenkstätte statt. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

 

PDF TXT