Stadtverwaltung empfiehlt dauerhafte Umsetzung der Testphase Luegallee
| Amt 66 News - Radschlag
Die Ergebnisse der Auswertung der Verkehrszählungen und weiterer Untersuchungen zur quantitativen Beurteilung können sich sehen lassen. "Die Testphase hat funktioniert", so kurz zusammengefasst das Fazit. Seit der Einführung von Radstreifen und Tempo 30 auf der Luegallee sind dort die Unfallzahlen deutlich zurückgegangen, die Anwohner berichten von einer verbesserten Aufenthaltsqualität und weniger Lärm, zudem ist das subjektive Sicherheitsempfinden aller Verkehrsteilnehmer signifikant gestiegen.
"Die Ergebnisse der nun abgeschlossenen Evaluation zur Testphase zeigen klar, dass wir mit der Einführung von Tempo 30 und der Markierung separater Radfahrstreifen auf der jeweils rechten Fahrspur unsere Ziele, die Steigerung der Aufenthaltsqualität sowie die Verbesserung der Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer auf der Luegallee voll erreicht haben", betont Jochen Kral, Mobilitäts- und Umweltdezernent der Landeshauptstadt Düsseldorf. "Das subjektive Sicherheitsgefühl der Befragten hat sich signifikant verbessert. In der ersten Befragung gaben nur 35 Prozent der Befragten an, sich als Verkehrsteilnehmende auf der Luegallee eher sicher bis sehr sicher zu fühlen. Bei der letzten Befragung waren es 85 Prozent. Auch die Polizei meldete uns weniger Unfälle auf dem Teilabschnitt als im Vorjahreszeitraum", erläutert Kral.
Katharina Metzker, Leiterin des Amtes für Verkehrsmanagement, ergänzt: "Die Umfrageergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung zeigen deutlich, dass die Einrichtung der Testphase überwiegend positiv wahrgenommen wird. In Bezug auf die Aufenthaltsqualität sind die Ergebnisse ebenfalls eindeutig. Vor der Testphase war die Luegallee eine der am stärksten lärmbelasteten Straßen in Oberkassel. Dies bestätigten auch die Ergebnisse der ersten Befragung, bei der rund 64 Prozent der Teilnehmenden die Lärmbelastung als hoch bis sehr hoch empfanden. In der zweiten und dritten Umfrage gaben nur noch 14 Prozent an, dass sie die Lärmbelastung als hoch bis sehr hoch empfinden."
Die Resonanz aus der breit angelegten Öffentlichkeitsbeteiligung war sehr gut: Die Stadtverwaltung erhielt rund 6.500 Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Die Meinungen der Verkehrsteilnehmer, der Anwohner und der Geschäftsleute haben wertvolle Hinweise zur Situation vor Ort gegeben und wurden in der abschließenden Evaluation berücksichtigt.
Mit einer klaren Handlungsempfehlung setzt die Stadtverwaltung sich nun konsequent für eine nachhaltige Verbesserung der Verkehrssituation und der Lebensqualität ihrer Bürger auf der Luegallee ein.
Hintergrund
Mit der testweisen Einführung von Tempo 30 und der Markierung von Radverkehrsanlagen zwischen Belsenplatz und Oberkasseler Brücke sollte die Aufenthaltsqualität auf der Luegallee nachhaltig verbessert und die Konflikte zwischen den Verkehrsteilnehmern reduziert werden. Begleitet wurde die Testphase durch eine Öffentlichkeitsbeteiligung, bei der sowohl die Anwohner, die Verkehrsteilnehmer, die Gewerbetreibenden als auch die Schulen beteiligt wurden.
Zur quantitativen Beurteilung wurde die Testphase durch Verkehrszählungen auf der Luegallee, an der Düsseldorfer Straße, Belsenstraße und auf dem Kaiser-Wilhelm-Ring sowie dem Kaiser-Friedrich-Ring begleitet.
Öffentlichkeitsbeteiligung: Erste Befragung
Um von den Anwohnern der Luegallee, der Belsenstraße und der Düsseldorfer Straße wertvolle Hinweise zur Situation vor Ort zu erhalten, wurden sie vorab postalisch informiert und darum gebeten, einen beigefügten Fragebogen auszufüllen. Der Fragebogen war auch online für alle Interessierten verfügbar.
Die Beteiligung an der ersten Befragung, die vor der Testphase stattfand, war mit 929 Teilnehmern sehr gut. Es handelte sich dabei um viele sehr ortskundige Menschen: 62 Prozent davon gaben an, täglich auf der Luegallee unterwegs zu sein, weitere 29 Prozent mindestens ein- bis zweimal in der Woche und nur neun Prozent seltener. Die Ergebnisse zeigten, dass sich mehr als 65 Prozent der Teilnehmer auf der Luegallee vor der Testphase "eher unsicher" bis "sehr unsicher" fühlten. Am kritischsten beurteilten die Verkehrssicherheit auf der Luegallee vor der Testphase die Radfahrer: 84 Prozent bewerteten die Verkehrssicherheit mit "eher unsicher" bis "sehr unsicher".
Bei der Bewertung der Aufenthaltsqualität sah es ähnlich aus. Laut den Ergebnissen der Verkehrslärmberechnung, die die Stadt im Herbst 2022 erhoben hatte, ist die Luegallee die am stärksten von Lärm belastete Straße in Oberkassel. Die erste Online-Befragung zeigte, dass auch die subjektive Wahrnehmung der Anliegenden diese Ergebnisse bestätigen: Rund 64 Prozent der Teilnehmenden empfanden die Lärmbelastung auf der Luegallee vor der testweisen Einführung von Tempo 30 als "eher hoch" bis "sehr hoch".
Neben der Online-Befragung gab es am 12. und 13. Mai einen Infostand auf dem Barbarossaplatz, der ebenfalls rege besucht wurde. An den beiden Tagen informierten sich dort rund 600 Menschen und tauschten sich mit Mitarbeitern des Amtes für Verkehrsmanagement aus. Gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf (IHK) lud die Landeshauptstadt zudem die anliegenden Gewerbetreibenden zum Dialog ein. Dort wurde unter anderem über die geplanten Lade-/Lieferzonen gesprochen.
Zweite Befragung
Im Rahmen einer zweiten Onlinebefragung zur Testphase auf der Luegallee konnten die Bürger bis zum 31. August 2023 bewerten, wie sie die Verkehrssicherheit und die Aufenthaltsqualität dort empfinden. Um zusätzliche Erkenntnisse aus der Bürgerschaft über die Testphase auf der Luegallee zu gewinnen, wurden in der zweiten Beteiligungsphase nicht nur die direkten Anlieger der Luegallee, Belsenstraße und Düsseldorfer Straße kontaktiert, sondern auch Anwohner sämtlicher Nebenstraßen sowie teilweise von der Hansaallee.
Rund 3.700 Menschen nahmen an der Befragung teil. Ergebnis: Die Verkehrsteilnehmer, darunter insbesondere die Radfahrer, fühlten sich auf der Luegallee deutlich sicherer. Konflikte mit dem Fußverkehr nahmen laut der Befragung deutlich ab. Die Aufenthaltsqualität hat zugenommen, die Lärmbelastung hingegen abgenommen.
Das subjektive Sicherheitsgefühl der Befragten hat signifikant zugenommen. In der ersten Befragung gaben 65 Prozent an, sich als Verkehrsteilnehmende auf der Luegallee "eher unsicher" bis "sehr unsicher" zu fühlen. Bei der zweiten Befragung waren es lediglich noch 22 Prozent, die sich "eher unsicherer" bis "sehr unsicher" fühlten. Dementsprechend lässt sich zusammenfassen, dass für 43 Prozent der Befragten das subjektive Sicherheitsgefühl deutlich verbessert wurde und die Testphase zu einer verkehrlichen Aufwertung führt.
Objektiv hat sich laut Polizei seit der Einrichtung von Tempo 30 und der Radfahrstreifen die Zahl der Unfälle fast halbiert. Demnach gab es zwischen dem 1. Juni 2023 (die Testphase wurde eine Woche später eingerichtet) und dem 31. Januar dieses Jahres 71 Unfälle an der Luegallee, bei denen fünf Menschen leicht verletzt wurden und ein Sachschaden von 680.000 Euro entstand. Im gleichen Zeitraum im Vorjahr, also 1. Juni 2022 bis 31. Januar 2023, waren es 129 Unfälle. Mit einer schwer verletzten und fünf leicht verletzten Personen und einem Sachschaden von rund einer Million Euro.
Anzumerken ist jedoch, dass bei vielen Autofahrern offenbar das subjektive Sicherheitsempfinden durch die neue Verkehrsführung abgenommen hat. Die Stadtverwaltung nahm aufgrund dessen in der laufenden Testphase erste Optimierungen vor, die zu einer Verbesserung des Sicherheitsgefühls bei den Autofahrern führten.
Dritte Beteiligungsphase
Im Oktober 2023 fand die dritte und letzte Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung statt, nachdem die Testphase rund fünf Monate in Betrieb war. Dafür stand die Verwaltung am 28. Oktober 2023 erneut mit einem Infostand auf dem Barbarossaplatz für einen offenen Dialog mit allen Interessierten zur Verfügung und teilte Ergebnisse der zweiten Beteiligungsrunde.
In der letzten Beteiligungsphase behielt die Stadtverwaltung den angepassten Verteilerkreis der zweiten Befragung bei und versandte erneut 7.000 Postwurfsendungen. Insgesamt erhielt sie bei der dritten Befragung 1.816 Rückläufer.
Es ist davon auszugehen, dass sich die Situation auf der Luegallee zum Zeitpunkt der letzten Befragung etabliert hatte und sich die Verkehrsteilnehmer an die neue verkehrliche Situation gewöhnt hatten. Im Vergleich zur zweiten Befragung ist zu erkennen, dass der Anteil der Verkehrsteilnehmer mit einem "eher unsicheren" bis "sehr unsicheren" Sicherheitsgefühl noch einmal von 22 Prozent auf 15 Prozentpunkte gesenkt werden konnte. Damit hat sich für weitere 7 Prozent der Verkehrsteilnehmer das subjektive Sicherheitsgefühl verbessert.
Auch das Sicherheitsgefühl der Autofahrer, das sich in der zweiten Befragung subjektiv verschlechtert hatte, stabilisierte sich in der dritten Befragung wieder. Während sich in der zweiten Befragung lediglich 54 Prozent der Autofahrenden "sehr sicher" bis "sicher" fühlten, waren es in der letzten Befragung wieder 68 Prozent. Dies lässt darauf schließen, dass sich die Autofahrer ebenfalls an die neue verkehrliche Situation gewöhnt und sich ihr angepasst haben.
In Bezug auf die Aufenthaltsqualität ist das Ergebnis sowohl der zweiten als auch dritten Befragung eindeutig. Vor der Testphase war die Luegallee eine der am stärksten lärmbelasteten Straßen in Oberkassel. Die Ergebnisse der ersten Online-Befragung bestätigten diese Wahrnehmung, da rund 64 Prozent der Teilnehmer die Lärmbelastung als "hoch" bis "sehr hoch" empfanden. In der zweiten und dritten Umfrage gaben nur noch 19 Prozent, beziehungsweise 14 Prozent der Teilnehmer an, die Lärmbelastung als "hoch" bis "sehr hoch" zu empfinden.
Dialog mit Gewerbetreibenden
Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung hat die Stadtverwaltung ein besonderes Augenmerk auf die vielen Gewerbetreibenden entlang der Luegallee gelegt. So wurde in allen drei Phasen der Beteiligung der Dialog mit den Gewerbetreibenden gepflegt. Es fanden drei Dialogveranstaltungen in enger Abstimmung mit der IHK Düsseldorf statt.
Parallel zu den drei Infoveranstaltungen an der Pariser Straße wurde ein mit der IHK Düsseldorf abgestimmter Fragebogen an die Gewerbetreibenden verteilt, um eine Beurteilung der Testphase aus Sicht der Gewerbetreibenden zu erlangen. Dabei sind die Meinungen sehr gespalten. In den Befragungen sowohl vor der Testphase als auch während der Testphase begrüßten etwa die Hälfte der Gewerbetreibenden die Testphase. Etwas mehr als ein Drittel der Befragten lehnte die Testphase ab und ein kleiner Anteil hat sich enthalten.
Laut der IHK Düsseldorf erhält die Testphase nach Auswertung der Fragebögen in der Gesamtbewertung des Standortes von den Gewerbetreibenden als Ergebnis der ersten Befragungswelle vor Einrichtung der Testphase die Schulnote 2,15 ("gut-"). In der zweiten Befragung betrug die Schulnote 2,61 ("befriedigend+"). Die Benotung der dritten Welle mit 1,88 ("gut+") fällt sehr positiv aus und zeigt damit insgesamt eine positive Entwicklung.
Verkehrszählungen und weitere Untersuchungen
Begleitend zur Testphase wurden zur quantitativen Beurteilung im Jahr 2023 insgesamt drei Verkehrszählungen vorgenommen. Die erste Verkehrszählung fand kurz vor Umsetzung des Projektes am 9. Mai 2023 statt. Sie diente als Ausgangssituation, um einen Vergleich zwischen Bestand und Testphase ziehen zu können. Die zweite und dritte Verkehrszählung fanden während der Testphase am 29. August 2023 und am 22. November 2023 statt.
Die Verkehrszählungen im Jahr 2023 wurden an acht verschiedenen Straßenquerschnitten auf der Luegallee sowie auf den umliegenden Straßen ausgeführt. Durch diese Vorgehensweise kann nicht nur die Verkehrsänderung auf der Luegallee, sondern auch im direkten Umfeld nachgewiesen und entsprechend bewertet werden.
Die Verkehrszählungen vor Einrichtung der Testphase haben gezeigt, dass die Luegallee bereits eine wichtige Achse für den Radverkehr war. Nach Einrichtung der Radverkehrsanlagen konnte beim Radverkehr im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs von rund 100 Prozent festgestellt werden.
Neben den punktuellen Verkehrszählungen an ausgewählten Straßenquerschnitten, richtete die Stadtverwaltung zusätzlich eine Dauerzählstelle auf der Luegallee ein, die neben dem Verkehrsaufkommen auch Informationen über den Einfluss der Witterung auf den Radverkehr lieferte. Schaut man sich die Zahlen an, ist zu erkennen, dass in den Sommermonaten ein deutlich höheres Radverkehrsaufkommen zu verzeichnen ist als in den Wintermonaten. Der Spitzenwert wird im Monat September mit etwa 66.000 Radfahrenden erreicht. Dies macht im Durchschnitt etwa 2.200 Radfahrer täglich. Der schwächste Monat war der Januar 2024 mit rund 21.000 Radfahrern beziehungsweise 675 im Tagesdurchschnitt.
Evaluation der Ladezonen
Die Ladezonen auf der Luegallee wurden im Rahmen der Erstellung des Logistikverkehrskonzepts Düsseldorf durch ein Beratungsunternehmen für die Logistik- und Mobilitätswirtschaft untersucht und evaluiert. Die bisherige Praxis, das Fahrzeug auf der Luegallee in der zweiten Reihe abzustellen, um Gegenstände abzuholen oder zu liefern, ist nach der Straßenverkehrsordnung (StVO) unzulässig. Bislang war das Halten nur zulässig, um beispielsweise Fahrgäste Ein- und Austeigen zu lassen. Durch die Einrichtung des Radfahrstreifens ist diese Möglichkeit des kurzen Haltens entfallen. Um Belieferungen und Abholungen auf der Luegallee weiter zu ermöglichen, wurden zusätzlich zu den acht bestehenden Ladezonen sieben neue Ladezonen im Seitenraum angeordnet. Alle Ladezonen haben eine einheitliche Beschilderung sowie Markierung erhalten.
Die Evaluation der Lieferzonen erfolgte in enger Abstimmung mit den Gewerbetreibenden und gewerblichen Lieferdiensten. Im Ergebnis zeigt sich, dass die neu angelegten Ladezonen auf der Luegallee sehr gut angenommen werden. Besonders die neu verwendete grüne Farbe scheint Autofahrer vom üblichen Missbrauch der Ladezone durch Parkvorgänge abzuhalten, sodass die Ladezone für den vorgesehenen Zweck zur Verfügung steht. Neben der zeitlichen Anpassung der Ladezonen auf 7 bis 18 Uhr sieht die Stadtverwaltung noch punktuellen Anpassungsbedarf an einzelnen Standorten.
Kosten und Finanzierung
Die Kosten für die Umsetzung in einen dauerhaften Zustand (Markierung) betragen rund 86.100 Euro brutto. Die Kosten für den Rückbau des Radweges auf der nördlichen Seite (stadtauswärts) werden separat in dem Ausführungs- und Finanzierungsbeschluss der Radleitroute West-Ost gefestigt.