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Verdienstorden der BRD für Düsseldorfer Historiker Dr. Herbert Schmidt

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Im Namen des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier hat OB Geisel dem Düsseldorfer Historiker Dr. Herbert Schmidt den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Foto: Michael Gstettenbauer

Im Namen des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier hat Oberbürgermeister Thomas Geisel dem Düsseldorfer Historiker Dr. Herbert Schmidt den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dem Düsseldorfer Historiker Dr. Herbert Schmidt den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Dr. Schmidt hat durch sein jahrelanges Engagement, insbesondere im Bereich der wissenschaftlichen Erforschung und der publizistischen Aufarbeitung der NS-Zeit in Düsseldorf und der Erinnerungskultur, auszeichnungswürdige Verdienste erworben. Der Historiker nahm die Auszeichnung am Freitag, 27. Oktober, im Jan-Wellem-Saal des Rathauses von Oberbürgermeister Thomas Geisel entgegen.

Dr. Herbert Schmidt

Dr. Schmidt ist verheiratet, Vater von drei Kindern und Rentner. Beruflich war er als Goldschmied selbstständiger Kaufmann. Nach seiner Berufstätigkeit nahm Herbert Schmidt 1985 mit 57 Jahren das Studium der Geschichte und der Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf auf und wurde dort 1997 mit einer Untersuchung über die nationalsozialistische Sondergerichtsbarkeit im Oberlandesgerichtsbezirk Düsseldorf 1933 bis 1945 promoviert.

Durch seine langjährige wissenschaftliche Erforschung und publizistische Aufarbeitung der NS-Zeit in Düsseldorf wurde es ihm ein Anliegen, das historische Bewusstsein über die Verbrechen an den Düsseldorfer Juden in der NS-Zeit zu schärfen und die historisch-politische Bildung zu fördern. Dies geschah zum einen publizistisch, indem er sich in mehreren Veröffentlichungen mit der Judenverfolgung und den Verbrechen auseinandergesetzt hat, die - auch im Namen der Justiz - an deutschen und europäischen Juden begangen wurden. Zudem hat Dr. Schmidt durch Lesungen die Öffentlichkeit für die Thematik interessiert und so zur historisch-politischen Bildungsarbeit beigetragen, unter anderem durch Lesungen in der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, im Robert-Schumann-Saal in Düsseldorf und dem Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium in Krefeld.

In seinem jüngsten Buch, "Mein Freund Israel", das die Erlebnisse seines Freundes - der 2014 im Alter von 100 Jahren verstarb - und Ausschwitz-Überlebenden Israel Borenstein beschreibt, legt Herbert Schmidt dokumentarisch und mit einem eindringlichen Text Zeugnis von faschistischer Grausamkeit, verordneter Auslöschung jüdischen Lebens und unmenschlichem Leiden ab.

Seine historischen Schriften, auch seine große 2012 erschienene Kafka-Biografie "Der Mann aus Prag", sind alle auf eigene Weise Beiträge dazu, die Größe der Leistungen von Juden und die Größe ihres Leidens, ob Einzel- oder Gruppenschicksale - von Deutschen ausgelöst - im Gedächtnis lebendig zu erhalten.

In seiner fast 1.300 Seiten umfassenden Lyrikanthologie "Ist es Freude? Ist es Schmerz?" trägt Dr. Schmidt Material von Moses Mendelssohn bis Maxim Biller zusammen. Dieses Buch dokumentiert auf eindrucksvolle Weise, was die Nationalsozialisten vernichten wollten: Den unverzichtbaren und herausragenden Beitrag deutschsprachiger Autorinnen und Autoren mit jüdischen Wurzeln zur deutschen Dichtkunst. Es setzt ihnen ein bleibendes Denkmal.

Bei allem war es ein Hauptanliegen des Historikers, die jeweilige Thematik der Öffentlichkeit vorzustellen und so das historische Bewusstsein in alle gesellschaftlichen Gruppierungen hineinzutragen und nicht zuletzt damit einen Beitrag zur Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen zu leisten.