Traumhafte Klassik

Der Erfurter Kurt Kalischke zeigt Theaterfotografie im Düsseldorfer Theatermuseum - bis zum 23. Oktober 2011

Wilhelm Tell von Friedrich Schiller. Deutsches Nationaltheater Weimar, 23.07.2004 (Aufführung auf dem Rütli in der Schweiz). Regie: Stephan Märki.

Die 22. Reihe sei sein Platz im Theater, sagt der 1941 im thüringischen Sömmerda geborene Kurt Kalischke, der nach Abitur und Ausbildung als Produktionsleiter und Filmfotograf der Babelsberger DEFA-Studios begann. Seit 1984 arbeitet er als selbständiger Industrie- und Sportfotograf. Sein Pseudonym Peter Stein gab den Namen seines 1996 gegründeten Verlages ab.

Seine Erfahrung aus der Sportfotografie wendet er seit 2004 auf die Theaterfotografie an. Mit langen Brennweiten schafft er aus der für Theaterfotografen ungewöhnlichen Distanz die Nähe zur Szene und zu den Schauspielern. Handwerk, Erfahrung und Können spielen für ihn die entscheidende Rolle, um den richtigen Augenblick zu treffen. Das Gefühl für die Schauspieler, für ihre Bewegungen und für den Ort der Inszenierung prägt die Arbeiten von Kalischke. Selten zeigt er die Totale des Bühnenraumes, er ist immer ganz nah bei den Darstellern, die er aus der Szene "herausschneidet" und in den Mittelpunkt seiner Bildfindung stellt.

Den Auftakt macht ein eindrucksvolles Großbild von Wiebke Puls als Kriemhild in Karin Beiers Inszenierung von Friedrich Hebbels "Nibelungen" 2005 bei den Domfestspielen Worms. Zur Eröffnung des Theaterneubaus des Hans-Otto-Theaters in Potsdam inszenierte Uwe Eric Laufenberg 2006 "Nathan der Weise" mit Günter Junghans in der Titelrolle. Aus der Erzählung "Kassandra" von Christa Wolf gestaltete 2008 der Dramaturg Magnus Reitschuster für das Apollo-Theater in Siegen das Einpersonenstück mit Petra Zwingmann in der Titelrolle.

Für die Erfurter Domstufen-Festspiele inszenierte der Hausherr der Erfurter Oper Guy Montavon 2003 Richard Strauss' "Friedenstag". Ein weiteres Openair-Spektakel dokumentierte Kalischke 2004, als Stephan Märki für das Deutsche Nationaltheater Weimar 200 Jahre nach der Uraufführung Schillers "Wilhelm Tell" am historischen Ort, dem Rütli, inszenierte. Günther Uecker gestaltete den "Spielraum", Cecile Feilchenfeldt schuf die phantasievollen Kostüme.

Schwerpunktmäßig zeigt die Ausstellung Darstellungen aus dem Deutschen Nationaltheater Weimar, wobei Kalischke durchaus dramaturgische Experimente nicht scheut. 2006 inszenierten Brock Enright, Marcus Schmickler, Felix Ensslin "Die Räuber - Short Circuits Vol. II" als Performance nach Texten von Friedrich Schiller. In Georg Schiedleitners "Romeo und Julia"-Inszenierung spielte 2004 noch während ihres Schauspielstudiums in Leipzig Petra Schmidt-Schaller die "Julia" neben Patrick Güldenberg als "Romeo".