Der sensationelle Harry Piel – Ein Weltstar aus Düsseldorf

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Der sensationelle Harry Piel

Vorschau: Filmreihe vom 7. bis 29. September

„Harry Piel – Daredevil Director“ war der Titel einer vielbeachteten Retrospektive beim letztjährigen Stummfilmfestival im italienischen Pordenone, dem renommierten Giornate del cinema muto. Der Titel war vor allem treffend in seiner Beschreibung eines wagemutigen Tausendsassas, dem schwindelerregende Höhen, gefährliche Raubtiere und rasende Expresszüge gerade gut genug waren, um seine Idee eines anderen Kinos in der Weimarer Zeit umzusetzen. Harry Piel, geboren 1892 in Benrath – ein Düsseldorfer Jong! –, war jedoch mehr als nur ein Regisseur: Noch weit bevor der Ausdruck „Autorenfilmer“ geprägt wurde, war er dazu schon Produzent, Drehbuchautor und ab 1919 auch sein eigener Hauptdarsteller.

In einer Zeit, in der der deutsche Film statisch war, zunächst geprägt von Melodramen und simplen Humoresken, später dann von der Schwere des Expressionismus und der Schauerromantik, stand Piel für ein agiles, aufregendes Kino. Sein Genre war der Sensationsfilm. Schon früh etablierte er sich als Marke, seine Filme versprachen für damalige Zeiten sensationelle Stunts und exotische Handlungsorte – ganz so, wie es später das Grundmuster für Filmreihen wie JAMES BOND oder MISSION IMPOSSIBLE sein sollte. Die Stunts, meist selbst ausgeführt, waren atemberaubend und wurden zu seinem Markenzeichen. Harry Piel selber wurde zu einem Filmstar, der global erfolgreich war wie kein anderer deutscher Schauspieler und Filmemacher der 1920er-Jahre. Mühelos schaffte er den Übergang zum Tonfilm. Seine Popularität war auch in den 1930er-Jahren ungebrochen, seine Filme blieben weiterhin große Kassenschlager. Dennoch ist Piel heutzutage nahezu vergessen. Seine Arbeit und sein Erfolg werden in der deutschen Filmgeschichtsschreibung weitgehend ignoriert.

Seit einigen Jahren macht das Filmmuseum Düsseldorf Harry Piels filmisches Werk in aufwendigen Restaurierungen wieder zugänglich; ein schwieriges Unterfangen, da ein Großteil seiner Filmkopien im Bombenhagel des 2. Weltkriegs vernichtet wurde und seine Filme oftmals nur in Fragmenten, über die ganze Welt verteilt, überlebt haben. Umso mehr freut sich das Filmmuseum, Harry mit dieser Reihe wieder in seine Heimat zurückzuholen und auf der großen Leinwand zu präsentieren, so wie es eigentlich vorgesehen war.

Ab dem 7. September präsentiert zudem eine Kabinettausstellung im 1. OG der Dauerausstellung ausgwählte Exponate aus dem Nachlass Piels und beleuchtet die Restaurierungsarbeiten seiner Filme.

 

Das Programm

SA 7.9. 18 Uhr

ERÖFFNUNGSVORTRAG VON HEMMA MARLENE PRAINSACK: „Actionheld und Filmpionier: Harry Piel und das Kino der Sensationen“

Die Wiener Filmwissenschaftlerin und Piel-Expertin Hemma Marlene Prainsack wird die Werkschau mit ihrem Vortrag eröffnen. Mit ihrer Dissertation über das Starphänomen Harry Piel und die Entstehung des Sensationsfilms erarbeitet sie die erste wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Piel, seinem Werk und dem noch unzureichend erforschten Genre, das Harry Piel drei Jahrzehnte maßgeblich prägte.

DER MANN OHNE NERVEN

D 1924 · 65 min · dt. Zwischentitel · digitalDCP · ab 18 · R: Harry Piel · B: Edmund Heuberger, Herbert Nossen · K: Georg Muschner, Gotthardt Wolf · D: Harry Piel, Dary Holm, Albert Paulig, José Davert u.a.

Deutschlandpremiere der restaurierten Fassung. Harry Piel, der berühmte Autor, der für seine Abenteuerstoffe aus seinem eigenen ereignisreichen Leben schöpfen kann, hat mit seinem neuesten Roman Der Mann ohne Nerven gerade wieder einen internationalen Erfolg errungen. Sein Verleger bittet Piel, ihn einmal in eines seiner Abenteuer hineinzuziehen, da er vor seiner Frau, die für den Abenteurer schwärmt, den Helden spielen will. Dazu hat er bald Gelegenheit, als ein ausgebrochener Zuchthäusler, der Piel Rache geschworen hat, hinter beiden her ist. Als schöner Meta-Kommentar zu Piels Karriere verweist der Film nicht nur auf seine früheren Werke, sondern auch auf die überaus populären Romanreihen über Piels Abenteuer.

 

Harry Piel: Die Rivalen-Trilogie

„DER LETZTE KAMPF, der in der Schauburg gezeigt wird, ist ein echter Abenteuer- bzw. Sensationsfilm, in dem Harry Piel als Hauptdarsteller und Regisseur alle Zügel seiner Phantasie schießen läßt. Man kommt von Anfang bis Ende aus den Sensationen nicht heraus und muß zugeben, daß der großen Masse dergleichen wohl gefallen mag. [...] Die Regie hat einen an Spannung reichen Film geschaffen, dem auch das Spiel der Darsteller und eine einwandfreie Photographie zum Erfolge verhalfen.“ (Film-Kurier, 26. März 1923)

1923 drehte Harry Piel den Film DER LETZTE KAMPF als direkte Fortsetzung seines Films RIVALEN (1922). Eigentlich als verschollen geltend, wurde nun eine viragierte Nitrokopie des Films im Národní filmové archiv, dem tschechischen Filmarchiv, entdeckt. Eine ebenfalls vom Filmmuseum Düsseldorf erstellte digitale Restaurierung des Films DAS SCHWARZE KUVERT (1922) legt nahe, dass diese drei Filme ursprünglich als Trilogie geplant waren: Für die Saison 1922/23 hatte Piel die drei Filme mit seinen Co-Autoren Alfred Zeisler und Victor Abel angekündigt, ohne jedoch dezidiert auf einen inhaltlichen Zusammenhang zu verweisen. Mit dem der Inflation folgenden Bankrott seiner für KUVERT zuständigen Produktionsfirma wurden RIVALEN und DER LETZTE KAMPF in der von Piel neu gegründeten Apex-Film realisiert. Und obwohl der Stab bei DAS SCHWARZE KUVERT und RIVALEN nahezu identisch ist, bis hin zu den Nebenrollen, gab es nun neue Charakternamen, die einen direkten Bezug zwischen den beiden Filmen erschwerten. Die einzige überlebende Kopie von KUVERT war allerdings eine russische Export-Version, interessanterweise wurden hier die Rollennamen von RIVALEN (und dem darauffolgenden DER LETZE KAMPF) übernommen – im Ausland wurden die drei Filme offensichtlich zusammenhängend ausgewertet, eine Schlusstafel in dieser russischen Fassung kündigt schon den nächsten Teil an. Auch weitere Indizien verweisen auf einen Zusammenhang: es gibt in RIVALEN Rückblenden und Fotos, die aus DAS SCHWARZE KUVERT stammen, auch die Handlung zwischen den beiden Filmen kann als fortlaufend gesehen werden, die Konflikte, Berufe, Verhältnisse sind identisch.

Das Filmmuseum Düsseldorf präsentiert die drei Filme zum ersten Mal seit 100 Jahren in der im Ausland gezeigten, zusammenhängenden Reihenfolge. Am Klavier und mit Violine begleitet von einem der renommiertesten internationalen Filmmusiker: Günter A. Buchwald.

 

SA 7.9. 21.00 Uhr

DAS SCHWARZE KUVERT

D 1922 · 84 min · dt. Zwischentitel · digitalDCP · ab 18 · R: Harry Piel · B: Alfred Zeisler, Viktor Abel · K: Georg Muschner, Franz Meinecke - D: Harry Piel, Charly Berger, Inge Helgard, Adolf Klein

Weltpremiere der restaurierten Fassung. Harry Peel (Piels filmisches Alter Ego), der durch einen Börsenkrach sein gesamtes Vermögen verloren hat, nimmt einen seltsamen Auftrag an, für den er 100.000 Dollar erhalten soll, wenn er alle Weisungen ausführt, die ihm von nun an anonym in schwarzen Kuverts zugestellt werden. Sein erster Auftrag lautet: Verfolgung und Ausschalten eines schurkischen Erfinders. Die Verfolgungsjagden gehen über Drahtseilförderkörbe, brennende Luftschiffe und explodierende Brücken...

Günter A. Buchwald (Freiburg im Breisgau) begleitet am Klavier und mit der Violine.

Einführung: Andreas Thein (Filmmuseum)

 

SO 8.9. 15 Uhr

RIVALEN

D 1922/23 · 106 min · dt. Zwischentitel · viragiert · digitalDCP · ab 18 · R: Harry Piel · B: Alfred Zeisler, Viktor Abel · K: Georg Muschner · D: Harry Piel, Charly Berger, Inge Helgard, Adolf Klein

Der Erfinder Ravello, der einen ferngesteuerten Roboter konstruiert hat, liegt im Streit mit dem Großindustriellen Evans, weil dieser seine Unterstützung des Projektes zurückgezogen hat, und sinnt nun auf Rache. Bei einem Maskenball kommt es zu einem erbitterten Kampf zwischen den beiden Rivalen Ravello und Harry Peel. Als der Erfinder unterliegt, schickt er seinen Roboter auf das Fest, wo das elektrische Blitze speiende Ungetüm für Panik und Zerstörung sorgt.

Musikbegleitung: Günter A. Buchwald

Einführung: Andreas Thein (Filmmuseum)

 

SO 8.9. 17.15 Uhr

DER LETZTE KAMPF

D 1922/23 · 106 min · tschechische Zwischentitel, dt. untertitelt · viragiert · 35mm · ab 18 · R: Harry Piel · B: Alfred Zeisler, Viktor Abel · K: Georg Muschner · D: Harry Piel, Charly Berger, Inge Helgard, Adolf Klein

Die Tochter des Großindustriellen ist vom wahnsinnigen Erfinder Ravello entführt worden, Harry Peel bleibt ihnen jedoch mit Hilfe seines Hundes Greif dicht auf der Spur. Hinter einem Wasserfall entdeckt er das versteckte Tor zu Ravellos Schloss, wo sich nun zwischen den beiden die erbittertsten Kämpfe entspinnen und Harry sich mit einer unter Starkstrom gesetzten Treppe wie auch erneut mit dem todbringenden Roboter konfrontiert sieht.

Musikbegleitung: Günter A. Buchwald

Einführung: Andreas Thein (Filmmuseum)

 

 

MI 11.9. 20 Uhr | SO 22.9. 15 Uhr

SEIN BESTER FREUND

D 1936/37 · 107 min · DF · digitalDCP · FSK 12 · R: Harry Piel · B: Hans Marschall, Georg Zoch · K: Friedl Behn-Grund, Günther Anders · D: Harry Piel, Edna Greyff, Henry Lorenzen, Ernst Legal

In einer regnerischen Herbstnacht läuft dem Berliner Kriminal-Assistenten Harry Peters ein Schäferhund zu. Peters nimmt das Tier auf und trainiert es für den Polizeidienst, in dem sich Greif, wie er den Hund nennt, bestens bewährt. Bei einem nächtlichen Einsatz verschwindet Greif jedoch auf unerklärliche Weise, nachdem er einen Polizisten angegriffen hat. Die Spur deutet auf einen flüchtigen Raubmörder und Peters übernimmt die Nachforschungen auf eigenes Risiko. Der wahrscheinlich menschlichste aller Harry-Piel-Filme und ein Zeugnis seiner großen Hundeliebe – keine Sensationen, kein großes Drama, keine Verfolgungsjagden, keine Prügeleien. Dafür eine ernste, einfache und glaubwürdige Geschichte, die ruhig und bescheiden erzählt wird. Und mittendrin Piel, der beweist, dass er auch ein ernstzunehmender Schauspieler sein kann, in seiner darstellerisch vielleicht außergewöhnlichsten Leistung.

Einführung am 11.9.: Andreas Thein (Filmmuseum)

 

FR 13.9. 19 Uhr | SO 29.9. 15 Uhr

EIN UNSICHTBARER GEHT DURCH DIE STADT

D 1933 · 103 min · DF · digitalDCP · FSK 12 · R: Harry Piel · B: Hans Rameau · K: Ewald Daub · D: Harry Piel, Fritz Odemar, Lissi Arna, Annemarie Sörensen u.a.

Eines nachts findet der Berliner Taxifahrer Harry in seinem Auto einen Koffer, den offenbar sein mysteriöser letzter Fahrgast dort hat liegen lassen. Er enthält einen seltsamen Apparat, der sich als moderne Tarnkappe herausstellt. Diese bei Pferdewetten einsetzend, gewinnt Harry ein Vermögen und führt fortan ein Leben in Saus und Braus. Als Harrys Diener allerdings das Tarngerät stiehlt, um damit Verbrechen zu begehen, heftet dieser sich dem Unsichtbaren an die Fersen und jagt ihn quer durch die Stadt bis in höchste Höhen an Bord eines Luftschiffs… „Harry Piel - das beweist dieser Film aufs neue - ist einer der Schauspieler der alten Schule, die durch die Einführung des Tonfilms noch gewonnen haben. Ja, man könnte fast sagen, der wirkliche, echte Harry Piel ist erst durch den Tonfilm voll entdeckt worden. Es gibt so viele sympathische Züge an ihm; seine natürliche Sprechweise [...] und seine unverwüstliche Lebendigkeit, die ihn bei seinen Sensationen alle Anstrengungen spielend bewältigen lässt.“ (Berliner Morgenpost, 1.10.1933)

Einführung: Andreas Thein (Filmmuseum)

 

FR 13.9. 21 Uhr | MI 18.9. 20 Uhr

DER HERR DER WELT

D 1934 · 93 min · DF · digitalDCP · FSK 12 · R: Harry Piel · B: Georg Mühlen-Schulte · K: Ewald Daub · D: Walter Janssen, Sybille Schmitz, Aribert Wäscher, Siegfried Schürenberg

Weltpremiere der restaurierten Fassung. Auf einem Flug lernt der Bergwerksingenieur Baumann den Maschinenfabrikanten Dr. Heller kennen, der sich mit der Entwicklung von Arbeitsrobotern beschäftigt, die den Menschen Entlastung bringen sollen, vor allem bei der gefährlichen Bergbau-Arbeit. Als Baumann in seiner Zeche ein schweres Grubenunglück erlebt, ist er von den Vorteilen dieser Idee überzeugt und setzt eine Großproduktion der Roboter durch. In Folge protestieren die zahlreich entlassenen Bergleute massiv gegen die Maschinen – eine noch größere Gefahr droht allerdings von Überrobotern, mit denen ein Konkurrent Hellers die Weltherrschaft erlangen will... Ein weiterer Film in Harry Piels Auseinandersetzung mit utopischen Themen in den 1930er-Jahren, und einer der wenigen in der Tonfilmzeit, in denen er nicht selbst die Hauptrolle spielt. Mit dem heute leider verlorenen Science-Fiction-Film DIE GROSSE WETTE (1915) schuf Piel den ersten Roboter der Filmgeschichte, auch in der „Rivalen-Trilogie“, die in dieser Werkschau gezeigt wird, spielt ein Killer-Roboter eine Hauptrolle. Hier nun geht es um eine ernsthaftere Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten des Einsatzes von Arbeitsmaschinen, der klassische Piel-Charakter hätte dort keinen Platz gehabt.

Einführung am 13.9.: Andreas Thein (Filmmuseum)

 

SA 14.9. 19 Uhr

ZIGANO, DER BRIGANT VON MONTE DIAVOLO

D 1925 · 121 min · dt. Zwischentitel · viragiert · digitalDCP · ab 18 · R: Harry Piel - B: Henrik Galeen · K: Georg Muschner, Gotthardt Wolf · D: Harry Piel, Raimondo van Riel, Fritz Greiner, José Davert, Dary Holm

Deutschlandpremiere der restaurierten Fassung. Ein kleines italienisches Herzogtum im Jahre 1810: während Herzog Lodowico mit seinen Truppen an der Seite Napoleons kämpft, führt sein Statthalter Ganossa zuhause ein Schreckensregiment. Als der ehemalige Student Benito in seine Heimat zurückkehrt, ist er bestürzt über die Zustände. Eines Tages sieht er sich Zigano gegenüber, dem berüchtigten Briganten und Banditen, der die Reichen beraubt und die Armen beschützt. Nach einem tödlichen Kampf mit den Soldaten Ganossas führt Benito, nun ebenfalls ein Vogelfreier, in der Maske Ziganos den Kampf gegen den Tyrannen weiter… Ganz offensichtlich beeinflusst von dem nur wenige Jahre zuvor erschienenen THE MARK OF ZORRO mit Douglas Fairbanks (und Elementen der Robin-Hood-Legende), schuf Harry Piel mit ZIGANO seinen einzigen Kostümfilm. Für das Script verantwortlich zeigte sich Piels langjähriger Mitstreiter Henrik Galeen, der legendäre Drehbuchautor der wichtigsten Filme der deutschen Schauerromantik wie NOSFERATU (1922) oder DER STUDENT VON PRAG (1926).

Richard Siedhoff (Weimar) begleitet am Klavier.

Einführung: Andreas Thein (Filmmuseum)

 

SA 14.9. 21 Uhr | SO 22.9. 17 Uhr

ER ODER ICH

D 1930 · 77 min · DF · digitalDCP · ab 18 · R: Harry Piel · B: Hans Rameau · K: Ewald Daub · D: Harry Piel, Hans Junkermann, Valery Boothby, Eduard von Winterstein

Prinz Eugen von Valona wird, von einer großen Reise zurückgekehrt, im Hafen von Genua verhaftet. Bald klärt sich auf, dass er einer Verwechslung zum Opfer gefallen ist, da er einem gesuchten Hochstapler wie ein Zwillingsbruder ähnelt. Als der Gauner Eugens Verlobte mitsamt ihrer Yacht und allem Schmuck auf hoher See entführt, beginnt der Prinz eine atemberaubende Verfolgungsjagd per Flugzeug, Schiff, Rennwagen und Motorrad, um seinen Doppelgänger zur Strecke zu bringen. Harry Piels erster Tonfilm entstand spät, die große Wende zum Tonfilm hatte bereits stattgefunden – aber Piel wollte sich Zeit lassen, er wusste, wie wichtig es war, keinen Fehler im neuen Medium zu machen. Und dennoch ließ er sich auf das Wagnis ein, im Film eine Doppelrolle zu spielen, mit all den technischen Herausforderungen, die das mit sich brachte. Das zahlte sich aus, der Film wurde wieder ein Erfolg, Piels enormes Charisma übertrug sich spielerisch auf das neue Medium.

Einführung am 14.9.: Andreas Thein (Filmmuseum)

 

SO 15.9. 15 Uhr

VORTRAG VON ANDREAS THEIN (Kurator der Filmreihe): „Die Wiederentdeckung eines vergessenen Weltstars. Zur Restaurierung von Harry Piels Werken“

Das filmische Werk Harry Piels wurde im Zweiten Weltkrieg weitestgehend zerstört, nur wenige, oft unvollständige Kopien haben (über die Welt verstreut) die Zeit überdauert. Neue digitale Techniken ermöglichen es, in oft sehr komplexen und aufwendigen Arbeitsschritten, die zumeist stark beschädigten Filmmaterialien wieder präsentierbar zu machen. Andreas Thein, Sammlungs- und Restaurierungsleiter des Filmmuseums sowie Kurator der Filmreihe, präsentiert diese Arbeit in einem von vielen Filmausschnitten begleiteten Vortrag.

Im Anschluss werden die restaurierten Fragmente der Piel-Filme DER VERÄCHTER DES TODES und DAS GEFÄNGNIS AM MEERESGRUNDE gezeigt, begleitet am Klavier.

DER VERÄCHTER DES TODES (Fragment) D 1920 · 24 min · dt. Zwischentitel · digitalDCP · ab 18 · R: Harry Piel · B: Max Bauer · K: Georg Muschner · D: Harry Piel, Carl Braun, Bella Pollini, Hedda Vernon

Professor Hattis Kind ist von einem Menschenaffen entführt worden. Harry Peel gelingt es, das Mädchen zurück und in Sicherheit auf das Schloss der Contessa Marietta zu bringen. Dort trifft Carlo ein, der lange vermisste Vetter der Gräfin, in dem Peel jedoch seinen alten Feind erkennt: den Bandenchef Bána, genannt ‚Verächter des Todes‘, der ihn einmal fast umgebracht hätte… „Vorzüglich Piels Regie und Sensationsdarstellung [...], überhaupt der beste Piel-Film bisher. Er scheint sein Versprechen dem Publikum gegenüber halten zu wollen, immer nach Besserem zu streben.“ (Erste Internationale Filmzeitung, 6.11.1920)

DAS GEFÄNGNIS AUF DEM MEERESGRUNDE (Fragment) D 1920 · 39 min · dt. Zwischentitel · digitalDCP · ab 18 R: Harry Piel - B: Max Bauer · K: Georg Muschner · D: Harry Piel, Fritz Schröter, Thilde Thönessen, Richard Georg

Der Film erzählt von dem Chemiker Rooger, der mit der Umwandlung von Kupfer in Gold experimentiert. Er ist in seinem Laboratorium überfallen und an einen unbekannten Ort verschleppt worden. Seine junge Frau Anny bittet Harry Peel um Hilfe, der herausfindet, dass Roger in einem Unterseeboot gefangen gehalten wird, das zu einem Labor umfunktioniert wurde. Hier wird er von den Gangstern zur Herstellung von künstlichem Gold gezwungen… „Ein neuer Harry Piel Film ist an sich schon eine Sensation. [...] Die Schauburg, dieser Riesenraum, gefüllt bis auf den letzten Platz, und nach jedem Aktschluss ohrenbetäubender Applaus, der sich gegen Schluss hin immer mehr noch verstärkte, einige Male bei schönen Naturaufnahmen, wohl von der dalmatinischen Küste, auf offener Szene ausbrach.“ (Der Film, 11.12.1920)

 

SO 29.9. 17 Uhr

DER TIGER AKBAR

BRD 1950/51 · 141 min · DF · digitalDCP · ab 18 · R: Harry Piel · B: Hans Rameau · K: Ewald Daub · D: Harry Piel, Hans Junkermann, Valery Boothby, Eduard von Winterstein

Restaurierung der ersten Premierenfassung. Der alternde Dompteur Jonny Wilken verliebt sich in seine junge Kollegin Yutta Sarris, die mit einer Tigernummer auftritt. Die Tiere fühlen, dass sie nicht mehr die ungeteilte Zuwendung ihrer Herrin haben, die Jonnys Liebe erwidert – besonders Akbar, der schönste und größte Tiger ihrer Truppe, wird von Eifersucht gequält. Am Tag nach der Hochzeit fällt Akbar in der Vorstellung Yutta an, die an den Folgen ihrer Verletzung stirbt. Von schmerzenden Rachegefühlen getrieben, kann Jonny den Verlust seiner geliebten Frau nicht verwinden. Fern allen Kino-Kitsches und aller Sensations-Klischees zeigt sich Harry Piel, wie auch schon in SEIN BESTER FREUND, als echter Menschendarsteller – nachdenklich, gesetzt, gefühlvoll, ein Mensch, der mit Schicksalsschlägen umgehen muss. Natürlich gibt es auch hin und wieder eine Geste, einen Blick, ein Augenzwinkern, in dem der frühere Piel noch einmal zu erkennen ist. Aber was sich in der langen Kamerafahrt, die ihn am Schluss begleitet auf dem Weg zum Tigerkäfig, bereit zum Töten, vor Schmerz und Wut und Verzweiflung und Rachsucht in seinem Gesicht abspielt, ist beinahe schon unheimlich – und der Höhepunkt dieses Films, der der letzte in Harry Piels langer Karriere sein sollte.

Einführung: Andreas Thein (Filmmuseum)